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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Frauen fast nie aufführten, und Elyas meinte,
Perrins Erröten sei der Grund dafür gewesen, dass sie es von nun an jede Nacht
taten.
    Â»Ich muss dir danken«, sagte Elyas mit
ernster Stimme zu ihm. »Bei euch jungen Burschen ist es anders, aber in meinem
Alter ist mehr als ein Lagerfeuer nötig, um meine Knochen zu erwärmen.« Perrin
machte ein finsteres Gesicht. Da lag etwas in Elyas’ Haltung beim Weggehen, das
ihm sagte: Selbst wenn er sich nichts anmerken ließ, lachte er doch innerlich.
    Perrin merkte bald, dass er besser nicht
den Anblick der tanzenden Frauen und Mädchen meiden sollte, obwohl ihn ihr
Zwinkern und Lächeln immer noch wünschen ließ, er könne sich einfach wegdrehen.
Eine allein wäre schon in Ordnung gewesen, aber fünf oder sechs, und alle
schauten zu … Er konnte ein Erröten nie vermeiden.
    Dann begann Egwene, den Tanz zu lernen.
Zwei der Mädchen, die am ersten Abend getanzt hatten, brachten es ihr bei. Sie
klatschten den Rhythmus, während sie die schleppenden Tanzschritte wiederholte.
Eine geborgte Stola flatterte hinter ihr her. Perrin wollte etwas sagen,
beschloss aber, den Mund zu halten. Als die Mädchen den Hüftschwung
hinzufügten, begann Egwene zu lachen, und die drei Mädchen fielen sich kichernd
um den Hals. Aber Egwene machte beharrlich weiter. Ihre Augen glitzerten, und auf
ihren Wangen brannten rote Flecke.
    Aram sah ihrem Tanz mit heißem, hungrigem
Blick zu. Der gut aussehende junge Tuatha’an hatte ihr eine blaue Perlenkette
geschenkt, die sie die ganze Zeit trug. Ilas Lächeln war einem besorgten Blick
gewichen, wenn sie das Interesse ihres Enkels an Egwene bemerkte. Perrin
beschloss, den jungen Meister Aram gut im Auge zu behalten.
    Einmal konnte er Egwene allein erwischen.
Sie standen neben einem grün und gelb bemalten Wagen. »Du amüsierst dich gut,
nicht wahr?«, fragte er.
    Â»Warum auch nicht?« Sie fühlte nach den
blauen Perlen an ihrem Hals und lächelte. »Wir müssen uns doch nicht alle so
wie du bemühen, uns möglichst schlecht zu fühlen. Haben wir keine Gelegenheit
verdient, uns mal zu amüsieren?« Aram stand nicht weit von ihnen entfernt – er
war immer in Egwenes Nähe zu finden –, hatte die Arme vor der Brust verschränkt
und lächelte ein wenig, teils triumphierend, teils überheblich. Perrin senkte
die Stimme. »Ich dachte, du wolltest nach Tar Valon. Hier lernst du nie, wie
man eine Aes Sedai wird.«
    Egwene warf den Kopf in den Nacken. »Und
ich dachte, du wolltest gar nicht, dass ich eine Aes Sedai werde«, sagte sie
kokett lächelnd.
    Â»Blut und Asche, glaubst du etwa, wir
sind hier sicher? Wie sicher sind diese Leute, solange wir uns hier befinden?
Uns kann jederzeit ein Blasser aufstöbern.«
    Ihre Hand an den Perlen zitterte. Sie
nahm sie herunter und atmete tief ein. »Was auch geschehen mag, es wird sowieso
geschehen, ob wir heute oder nächste Woche abreisen. Das glaube ich jetzt ganz
sicher. Amüsiere dich, Perrin. Es könnte unsere letzte Gelegenheit sein.«
    Traurig strich sie ihm über die Wange.
Dann streckte Aram eine Hand nach ihr aus, und sie eilte zu ihm und lachte
bereits wieder. Als sie wegrannten, hinüber, wo die Fiedeln sangen, grinste ihn
Aram über die Schulter hinweg triumphierend an, als wolle er sagen: Dir gehört
sie nicht, aber sie wird mir gehören.
    Sie befanden sich alle bereits zu sehr
unter dem Einfluss des Volkes, dachte Perrin. Elyas
hat Recht. Sie müssen gar nicht versuchen, jemanden für ihren Weg des Blattes
zu gewinnen. Es sickert von allein in dich ein.
    Ila hatte einmal bemerkt, wie er sich vor
dem Wind zusammenkauerte, und dann brachte sie ihm einen dicken Wollumhang aus
ihrem Wagen. Er war dunkelgrün, und das gefiel ihm. Er hatte sich an all den
Rot- und Gelbtönen satt gesehen. Als er ihn sich um die Schultern legte, dachte
er, es sei schon ein Wunder, dass der Umhang groß genug für ihn war, aber Ila
sagte nur kurz: »Er könnte besser passen.« Sie blickte hinunter auf die Axt an
seinem Gürtel, und als sie ihm wieder in die Augen sah, war ihr Blick trotz
ihres Lächelns traurig. »Er könnte viel besser passen.«
    Das war typisch für die Kesselflicker.
Ihr Lächeln versagte nie, sie zögerten nie, sie zum Trinken oder Musizieren
einzuladen, aber ihr Blick berührte immer die Axt, und er konnte fühlen,

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