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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sich
ausbilden lassen, aber nicht aus den Gründen, an welche die Aes Sedai glaubte.
Wenn Moiraine Unheil über Egwene und die Jungen gebracht hatte …
    Manchmal dachte Nynaeve unfreiwillig
daran, was eine Dorfheilerin mit der Einen Macht alles anfangen konnte. Sobald
sie sich jedoch bei diesem Gedanken ertappte, verglühte er in aufflammendem
Zorn. Die Macht war eine schmutzige Sache. Sie wollte nichts damit zu tun
haben. Nur wenn es gar nicht anders ging.
    Die verfluchte Frau wollte von nichts
anderem reden als davon, dass sie zur Ausbildung nach Tar Valon gebracht werden
sollte.
    Â»Wie wollt Ihr sie denn überhaupt
finden?«, fiel ihr ihre Frage wieder ein. »Wie ich Euch gesagt habe«,
antwortete Moiraine, ohne es für nötig zu halten, sich nach ihr umzudrehen,
»werde ich spüren, wenn ich den beiden, die ihre Münzen verloren haben, nahe
bin.« Es war nicht das erste Mal, dass Nynaeve diese Frage gestellt hatte, aber
die Stimme der Aes Sedai klang wie ein ruhiger See, der sich weigerte, Wellen
zu schlagen, so viele Steine Nynaeve auch hineinwerfen mochte; es brachte das
Blut der Dorfheilerin jedes Mal zum Kochen, wenn sie diesen Tonfall hörte.
Moiraine fuhr fort, als spüre sie den Blick der Dorfheilerin auf ihrem Rücken
gar nicht, doch Nynaeve wusste, dass es anders war, und sie konzentrierte ihren
Blick auch dementsprechend. »Je länger es dauert, desto näher muss ich kommen,
aber ich werde es wissen. Und was denjenigen betrifft, der sein Zeichen noch
trägt – ihm kann ich notfalls durch die halbe Welt folgen, solange er es in
seinem Besitz hat.«
    Â»Und dann? Was gedenkt Ihr zu tun, wenn
Ihr sie gefunden habt, Aes Sedai?« Sie glaubte nicht eine Minute lang daran,
dass die Aes Sedai sie so eifrig suchte, ohne gewisse Pläne mit ihnen zu haben.
    Â»Tar Valon, Dorfheilerin.«
    Â»Tar Valon. Tar Valon. Das ist alles, was
ich von Euch zu hören bekomme, und ich bin langsam …«
    Â»Ein Teil der Ausbildung, die Euch in Tar
Valon zuteil wird, Dorfheilerin, wird Euch lehren, Eure Ungeduld zu zügeln. Ihr
könnt mit der Einen Macht nichts anfangen, wenn Ihr euch von Gefühlen
beherrschen lasst.« Nynaeve öffnete den Mund, doch die Aes Sedai redete weiter:
»Lan, ich muss dich einen Moment sprechen.«
    Die beiden steckten die Köpfe zusammen,
und Nynaeve wurde mit einem übellaunigen Gesichtsausdruck zurückgelassen, den
sie an sich selbst hasste. Er war oft zu sehen, wenn die Aes Sedai entschlossen
von ihren Fragen auf etwas anderes ablenkte, die Fallen, die Nynaeve ihr im
Gespräch stellte, leicht vermied oder ihrem Toben keine Beachtung schenkte, bis
sie endlich schwieg. Dieser böse Gesichtsausdruck gab ihr das Gefühl, sie sei
wieder ein Mädchen, das bei irgendeiner Dummheit von jemandem aus dem
Frauenkreis erwischt worden war. Nynaeve kannte dieses Gefühl an sich sonst
nicht, und das ruhige Lächeln auf Moiraines Gesicht machte es nur noch
schlimmer.
    Wenn es nur einen Weg gäbe, diese Frau
loszuwerden! Lan wäre allein auch eher zu ertragen – sie fühlte, wie sie bei
dem Gedanken errötete, und nur aus diesem Grund sagte sie sich hastig, dass ein
Behüter schließlich mit allen Schwierigkeiten fertig werden müsse.
    Und doch machte Lan sie noch wütender als
Moiraine. Sie verstand nicht, wie sie sich so leicht von ihm aus dem Gleichgewicht
bringen lassen konnte. Er sagte selten etwas – manchmal kein Dutzend Worte an
einem ganzen Tag –, und er mischte sich nie in die Gespräche mit Moiraine ein.
Er war oft weg, erkundete das Land, aber selbst wenn er da war, hielt er sich
meist ein wenig entfernt von ihnen, als beobachte er ein Duell. Nynaeve
wünschte, er würde damit aufhören. Falls es ein Duell war, dann hatte sie noch
keinen einzigen Treffer erzielt, und Moiraine schien noch nicht einmal zu
bemerken, dass sie sich in einem Kampf befand. Nynaeve hätte sich ohne seine
kühlen blauen Augen und ohne einen schweigenden Zuschauer wohler gefühlt.
    So war ihre Reise zum großen Teil
verlaufen. Ruhig, außer zu Zeiten, da ihr Temperament mit ihr durchging, und
manchmal, wenn sie herumschrie, klang ihre Stimme in der Stille wie berstendes
Glas. Das Land selbst war ruhig, als hielte die Welt den Atem an. Der Wind
ächzte in den Bäumen, doch sonst war alles still. Auch der Wind schien
irgendwie fern, selbst wenn er durch den Umhang auf ihrem

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