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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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haben uns aufgenommen, und wir vergelten
ihre Freundlichkeit, indem wir sie in Gefahr bringen. Zumindest haben sie einen
Grund, so fröhlich zu sein: Niemand jagt sie. Aber wir anderen …
    Es war schwer, überhaupt einmal mit
Egwene zu sprechen. Entweder unterhielt sie sich mit Ila – sie steckten die
Köpfe auf eine Art zusammen, die klar ausdrückte: Männer sind nicht willkommen –, oder sie tanzte mit Aram, wirbelte ein ums andere Mal herum, zum Klang der
Flöten und Fiedeln und Trommeln, nach Melodien, die die Tuatha’an aus der
ganzen Welt mitgebracht hatten oder nach den eindringlichen trillernden Liedern
des Fahrenden Volks selbst, gleich ob sie schnell oder langsam waren. Sie
kannten viele Lieder. Manche waren ihm vertraut, wenn auch häufig unter anderen
Titeln als in den Zwei Flüssen. Zu ›Drei Mädchen auf der Wiese‹ sagten die
Kesselflicker beispielsweise ›Hübsche Mädchen beim Tanz‹, und sie behaupteten,
›Der Wind aus dem Norden‹ hieße in einigen Ländern einfach ›Ein Regenguss‹ und
in anderen ›Berins Rückzug‹. Als er sich, ohne nachzudenken, nach ›Der
Kesselflicker hat meinen Topf‹ erkundigte, überschlugen sie sich fast vor
Lachen. Sie kannten es, aber unter dem Titel ›Wirf die Federn‹.
    Er konnte es verstehen, dass man zu den
Liedern des Volkes tanzen mochte. Daheim in Emondsfelde betrachtete ihn niemand
als besonders guten Tänzer, aber diese Lieder ließen seine Füße zucken, und er
glaubte, noch nie in seinem Leben so lang, so kraftvoll und so gut getanzt zu
haben. Er war wie in Trance; sein Herz schlug im Rhythmus der Trommeln.
    Es war am zweiten Abend, als Perrin
erstmals auch Frauen zu einigen der langsamen Weisen tanzen sah. Die Feuer
waren fast niedergebrannt, die Nacht umfing die Wagen, und Finger klopften
einen schleppenden Rhythmus auf den Trommeln. Erst eine Trommel, dann eine
weitere, bis alle Trommeln im Lager den gleichen leisen, mitreißenden Rhythmus
schlugen. Alles war still bis auf die Trommeln. Ein Mädchen in rotem Kleid
wiegte sich in den Feuerschein hinein. Sie löste ihre Stola. Perlenschnüre
hingen in ihrem Haar, und sie hatte die Schuhe abgestreift. Eine Flöte begann
mit der Melodie, leise, klagende Töne, und das Mädchen tanzte. Ausgestreckte Arme
breiteten die Stola hinter ihr aus; ihre Hüften schwangen, als ihre bloßen Füße
sich zum Klang der Trommeln bewegten. Die dunklen Augen des Mädchens waren auf
Perrin gerichtet, und ihr Lächeln war so träge wie ihr Tanz. Sie drehte sich in
kleinen Kreisen und lächelte ihn über die Schulter hinweg an.
    Er schluckte schwer. Die Hitze in seinem
Gesicht kam nicht vom Feuer. Ein zweites Mädchen schloss sich dem ersten an.
Die Fransen an ihren Stolen flogen im Rhythmus der Trommeln zum bedächtigen
Kreisen ihrer Hüften. Sie lächelten ihn an, und er räusperte sich heiser. Er
wagte es nicht, sich umzusehen; sein Gesicht war rot wie eine Rübe, und alle,
die nicht gerade dem Tanz zusahen, lachten ihn vielleicht aus. Da war er
sicher.
    So unauffällig wie möglich glitt er von
dem Holzblock herunter, als wolle er sich nur bequemer hinsetzen, aber er
sorgte dafür, dass er schließlich vom Feuer und von den Tänzerinnen wegsah. So
etwas gab es in Emondsfelde nicht. Bei einem Fest auf dem Grün mit den Mädchen
tanzen, das konnte man überhaupt nicht mit diesem hier vergleichen.
Ausnahmsweise einmal wünschte er sich, der Wind würde auffrischen und ihn
abkühlen.
    Die Mädchen tanzten wieder in sein
Gesichtsfeld hinein. Doch jetzt waren es drei. Eine zwinkerte ihm
herausfordernd zu. Seine Augen wichen verzweifelt aus. Licht, dachte er, was mache ich jetzt? Was würde Rand tun? Der kennt sich mit
Mädchen aus.
    Die tanzenden Mädchen lachten leise;
Perlen klickten gegeneinander, als sie ihr langes Haar fliegen ließen, und er
glaubte, sein Gesicht werde verbrennen. Dann reihte sich eine etwas ältere Frau
bei den Mädchen ein, um ihnen zu zeigen, wie man richtig tanzt. Mit einem
Aufstöhnen gab er auf und schloss die Augen. Selbst hinter den geschlossenen
Lidern verspottete und reizte ihn ihr Lachen. Sogar hinter den geschlossenen
Lidern konnte er sie immer noch sehen. Schweiß rann ihm über die Stirn, und er
sehnte sich nach dem Wind.
    Raen erklärte später, dass die Mädchen
diesen Tanz nicht oft und

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