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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie halb darauf, dass der gesamte
Bau unter ihnen zerspringen werde. Wenn Spitzen aus
Glas gefertigt würden, dachte sie, würde es wie das hier aussehen.
    Erst als sie schon beinahe den ganzen Weg
über die Brücke zurückgelegt hatten, bemerkte sie den teerigen Geruch von Ruß,
der die Luft schwängerte. Einen Moment später sah sie den Grund.
    Am Ende der Weißen Brücke lagen geschwärzte
Balken, aus denen Rauchfäden emporstiegen, die Reste eines halben Dutzends
Häuser. Männer in schlecht sitzenden roten Uniformen und angerosteten
Brustpanzern patrouillierten durch die Straßen, aber sie marschierten schnell,
als hätten sie Angst davor, etwas zu finden, und sie sahen sich ständig um. Die
Stadtbewohner – es waren nicht viele da – rannten fast, die Schultern
eingezogen, als ob sie von etwas verfolgt würden.
    Lan blickte noch grimmiger als sonst
drein, und die Leute machten den dreien Platz; sogar die Soldaten. Der Behüter
schnupperte in die Luft und verzog das Gesicht. Er grollte leise vor sich hin.
Nynaeve wunderte das nicht – bei dem starken Gestank nach Feuer.
    Â»Das Rad webt, wie das Rad es will«,
murmelte Moiraine. »Kein Auge kann das Muster erkennen, bis es gewoben ist.«
    Im nächsten Augenblick war sie von Aldieb
abgesprungen und sprach mit Stadtbewohnern. Sie stellte keine Frage, zeigte
aber ihr Mitgefühl, und zu Nynaeves Überraschung schien es echt zu sein.
Menschen, die Lan auswichen und gewillt schienen, vor jedem Fremden
davonzulaufen, blieben stehen und sprachen mit Moiraine. Offenbar waren sie von
sich selbst überrascht, aber sie tauten auf gewisse Weise unter Moiraines
klarem Blick und ihrer beruhigenden Stimme auf. Die Augen der Aes Sedai
schienen den Schmerz der Menschen zu teilen, ihre Verwirrung zu fühlen, und
ihre Zungen lösten sich.
    Sie logen aber trotzdem, zumindest die
meisten von ihnen. Einige stritten ab, dass es überhaupt Unruhen gegeben hatte.
Gar nichts. Moiraine erwähnte die zerstörten Gebäude, die den Platz umgaben.
Alles war bestens, behaupteten sie beharrlich, und blickten an dem vorbei, was
sie nicht sehen wollten.
    Ein fetter Bursche sprach mit einer
hohlen Herzlichkeit, doch seine Wange zuckte bei jedem Geräusch hinter ihm. Mit
einem Grinsen, das von Zeit zu Zeit versagte, behauptete er, eine umgestoßene
Lampe habe ein Feuer verursacht, das der Wind verbreitete, bevor man
irgendetwas dagegen hatte unternehmen können. Ein Blick genügte Nynaeve, um zu
erkennen, dass kein verbranntes Gebäude direkt neben einem anderen stand.
    Man hörte beinahe so viele
unterschiedliche Geschichten, wie es hier Menschen gab. Mehrere Frauen senkten
verschwörerisch die Stimmen. In Wirklichkeit gebe es hier im Ort einen Mann, der
mit der Einen Macht experimentiere. Es sei an der Zeit, eine Aes Sedai
herbeizurufen, ihrer Meinung nach sogar höchste Zeit, was die Männer auch über
Tar Valon sagen mochten. Lasst die Roten Ajah die Dinge wieder in Ordnung
bringen.
    Ein Mann behauptete, Banditen hätten sie
überfallen, und ein anderer machte Ausschreitungen von Schattenfreunden
verantwortlich. »Diejenigen, wisst Ihr, die weg wollen, um den falschen Drachen
zu sehen«, vertraute er ihnen mit düsterer Miene an. »Sie sind überall. Alles
Schattenfreunde.«
    Wieder andere erzählten, der Ärger – sie
waren recht vage, was die Natur dieses Ärgers betraf – habe mit einem Schiff
begonnen, das den Fluss heruntergekommen war.
    Â»Wir haben’s ihnen gezeigt«, äußerte ein
Mann mit schmalem Gesicht, der sich nervös die Hände rieb. »Lasst sie solche
Sachen in den Grenzlanden machen, wo sie hingehören. Wir sind hinunter zu den
Anlegebrücken gegangen und …« Er brach so unvermittelt ab, dass seine Zähne
gegeneinander schlugen. Ohne ein weiteres Wort hastete er fort, wobei er sie
über die Schulter hinweg anblickte, als fürchte er, sie wollten ihn verfolgen.
    Das Schiff war entkommen – so viel
bekamen sie schließlich von anderen heraus –, man hatte die Taue gekappt und war
erst gestern im letzten Moment flussabwärts geflohen, während der Mob bereits
die Landestege erreichte. Nynaeve fragte sich, ob Egwene und die Jungen an Bord
gewesen waren. Eine Frau meinte, ein Gaukler habe sich an Bord befunden. Falls
das Thom Merrilin gewesen war …
    Sie erzählte Moiraine von ihrer
Vermutung,

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