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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original
Autoren: Robert Jordan
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Medaillon in Form einer Balkenwaage.
    Dieses Medaillon, zusammen mit der Waage,
mit der die Münzen der Kaufleute gewogen wurden, die aus Baerlon kamen, um
Wolle oder Tabak einzukaufen, war das Abzeichen der Bürgermeisterwürde. Bran
trug es nur bei Verhandlungen mit den Kaufleuten und zu Festtagen, Hochzeiten
und anderen Feierlichkeiten. Er trug es einen Tag zu früh, aber heute war
Winternacht, die Nacht vor Bel Tine, wo jeder fast die ganze Nacht lang Besuche
machte, kleine Geschenke tauschte und in jedem Haus eine Kleinigkeit aß und
trank. Nach diesem Winter, dachte Rand, benutzt er die
Winternacht als Ausrede, um nicht auf morgen warten zu müssen.
    Â»Tam!«, rief der Bürgermeister, als er zu
ihnen eilte. »Dem Licht sei gedankt; es ist gut, dich endlich zu sehen! Und
dich, Rand. Wie geht es dir, mein Junge?«
    Â»Gut, Meister al’Vere«, sagte Rand. »Und
Euch?« Aber Brans Aufmerksamkeit galt schon wieder Tam. »Ich hatte fast schon
befürchtet, du brächtest dieses Jahr keinen Schnaps. Du warst noch nie so spät
dran.«
    Â»Ich möchte den Hof heutzutage lieber
nicht verlassen, Bran«, antwortete Tam. »Nicht, wenn sich die Wölfe so verhalten
wie jetzt. Und dann das Wetter.«
    Bran räusperte sich. »Ich wünschte,
jemand würde sich mal über etwas anderes auslassen als das Wetter. Alle
beklagen sich darüber, und Leute, die es besser wissen sollten, erwarten, dass
ich alles in Ordnung bringe. Ich habe gerade eine Viertelstunde lang versucht,
Frau al’Donel zu erklären, dass ich nichts machen kann, wenn die Störche
ausbleiben. Was sie wohl von mir erwartete …?« Er schüttelte den Kopf.
    Â»Ein schlimmes Vorzeichen«, verkündete
eine krächzende Stimme, »wenn zur Bel Tine keine Störche auf den Dächern
nisten.« Cenn Buie, so knorrig und dunkel wie eine alte Wurzel, kam zu Tam und
Bran herüber. Er stützte sich auf seinen Stock, der beinahe so groß war wie er
und genauso knorrig. Er versuchte, beide Männer gleichzeitig zu beäugen. »Es
wird noch schlimmer kommen, verlasst euch drauf!«
    Â»Bist du jetzt unter die Wahrsager
gegangen und erklärst uns die Vorzeichen?«, fragte Tam trocken. »Oder lauschst
du dem Wind wie eine Dorfheilerin? Davon gibt es sicher genug. Ein bisschen
Wind wird wohl auch hier in unserer Umgebung gemacht.«
    Â»Macht euch nur über mich lustig«,
murmelte Cenn, »aber wenn es nicht bald wärmer wird, dass die Saat aufgeht,
dann wird mancher Bierkeller leer sein, bevor es wieder eine Ernte gibt. Bis
zum nächsten Winter leben bei den Zwei Flüssen vielleicht nur noch Wölfe und
Raben. Wenn es überhaupt einen nächsten Winter gibt. Vielleicht bleibt es auch
einfach bei diesem Winter.«
    Â»Was soll das nun wieder heißen?«, sagte
Bran mit scharfer Stimme.
    Cenn musterte sie mit verkniffenem Blick.
»Ich kann nicht viel Gutes über Nynaeve al’Meara sagen, das weißt du. Zum einen
ist sie zu jung, um … Was soll’s. Der Frauenkreis scheint etwas dagegen zu
haben, dass der Dorfrat auch nur über ihre Angelegenheiten spricht, aber sie
mischen sich in unsere ein, wann immer sie wollen, also ständig, jedenfalls
scheint es so …«
    Â»Cenn«, unterbrach Tam ihn, »willst du
auf etwas Bestimmtes hinaus?«
    Â»Ich will darauf hinaus, al’Thor, dass
die Dorfheilerin immer wegläuft, wenn man sie fragt, wann der Winter zu Ende
sein wird. Vielleicht will sie uns nicht sagen, was der Wind ihr erzählt.
Vielleicht hört sie, dass der Winter nicht mehr enden wird. Vielleicht wird es
einfach Winter bleiben, bis das Rad sich dreht und das Zeitalter vorbei ist.
Darauf will ich hinaus.«
    Â»Und vielleicht fliegen dann auch die
Schafe«, schoss Tam zurück, und Bran hob die Hände ergeben gen Himmel.
    Â»Das Licht bewahre mich vor Narren. Du
sitzt im Dorfrat, Cenn, und nun verbreitest du dieses Coplin-Geschwätz. Hör mir
mal gut zu. Wir haben schon genug Sorgen, ohne …«
    Ein schnelles Zupfen an Rands Ärmel und
eine Stimme fast im Flüsterton, nur für Rands Ohren bestimmt, lenkten ihn von
dem Gespräch der älteren Männer ab. »Komm schon, Rand, während sie sich
streiten! Bevor sie dich arbeiten lassen.«
    Rand sah hinunter und musste grinsen. Mat
Cauthon kauerte neben dem Karren, sodass Tam, Bran und Cenn ihn nicht sehen
konnten. Sein drahtiger
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