Das Rad der Zeit 1. Das Original
nicht an Bettvorlegern
interessiert, Kind Byar.« Die Zurechtweisung des Lordhauptmannes war sanft,
aber Byar stand wieder stramm, die Augen stur auf die rückwärtige Zeltwand
gerichtet. »Ihr wart dabei zu berichten, was wir heute Nacht erreicht haben,
oder? Falls wir etwas erreicht haben.«
»Ich schätze, das Rudel, das uns angriff,
dürfte mindestens aus fünfzig Tieren bestanden haben, mein Lordhauptmann. Davon
haben wir zumindest zwanzig, wenn nicht sogar dreiÃig getötet. Ich habe es
nicht für wert gehalten, den Verlust weiterer Pferde zu riskieren, um die
Kadaver noch heute Nacht herbeizuschleifen. Morgen früh werde ich sie
einsammeln und verbrennen lassen, jedenfalls diejenigen, die nicht
weggeschleppt wurden. Neben diesen beiden waren mindestens noch ein Dutzend
weiterer Männer beteiligt. Ich glaube, wir haben vier oder fünf davon erledigt,
aber es ist unwahrscheinlich, dass wir ihre Leichen finden. Die Schattenfreunde
haben die Angewohnheit, ihre Leichen verschwinden zu lassen, um so ihre
Verluste zu vertuschen. Es scheint sich um einen wohlgeplanten Ãberfall
gehandelt zu haben, aber das lässt natürlich die Frage offen â¦Â«
Perrins Kehle war wie zugeschnürt, als
der hagere Mann fortfuhr. Elyas? Vorsichtig tastete er in Gedanken nach Elyas,
nach den Wölfen ⦠und fand nichts. Es war, als sei er niemals in der Lage
gewesen, die Gedanken und Gefühle eines Wolfs zu spüren. Entweder sind sie tot oder sie haben dich verlassen. Er wollte lachen â ein bitteres Lachen. Jetzt hatte er
endlich, was er wollte, doch der Preis dafür war hoch.
In diesem Augenblick lachte der
grauhaarige Mann. Es war ein sarkastisches Lachen, das Byar die Röte in die
Wangen trieb. »Also, Kind Byar, Ihr schätzt, dass wir von mehr als fünfzig
Wölfen und einem guten Dutzend Schattenfreunden überfallen wurden? Ja? Nun,
wenn Ihr noch ein paar Kampfhandlungen erlebt â¦Â«
»Aber mein Lordhauptmann Bornhald â¦Â«
»Ich würde sagen, es waren sechs oder
acht Wölfe, Kind Byar, und vielleicht überhaupt keine weiteren Menschen auÃer
diesen beiden. Ihr legt wahren Eifer an den Tag, habt aber keine Erfahrung
auÃerhalb der Städte. Es ist etwas anderes, das Licht zu bringen, wenn StraÃen
und Häuser weit weg sind. Es scheinen bei Nacht oft mehr Wölfe und auch mehr
Menschen beteiligt zu sein. Höchstens sechs oder acht, glaube ich.« Byars Röte
wurde langsam kräftiger. »Ich hege auch die Vermutung, dass sie aus dem
gleichen Grund hier waren wie wir: wegen des einzigen gut erreichbaren
Wasservorkommens im Umkreis eines Tagesmarsches. Eine viel einfachere Erklärung
als Spione oder Verräter unter den Kindern, und für gewöhnlich ist die
einfachste Erklärung die richtige. Mit mehr Erfahrung werdet Ihr das auch noch
lernen.«
Byars Gesicht wurde totenblass, als der
groÃväterliche Mann ausgeredet hatte, doch im Gegensatz dazu brannten die
beiden Flecke auf seinen Wangen nun dunkelrot. Einen Moment lang blickte er zu
den beiden Gefangenen hin.
Jetzt hasst er uns nur noch mehr, dachte Perrin, nachdem er das
gehört hat. Aber warum hat er uns eigentlich von vornherein gehasst?
»Was haltet Ihr davon?«, sagte der
Lordhauptmann und hielt Perrins Axt hoch.
Byar sah seinen Befehlshaber fragend an,
und auf ein Kopfnicken hin gab er seine stramme Haltung auf und ergriff die
Waffe. Er wog sie in der Hand und brummte überrascht. Dann wirbelte er sie in
engem Bogen über seinem Kopf und verfehlte das Zeltdach nur knapp. Er ging
damit so gewandt um, als sei er mit einer Axt in der Hand geboren worden.
Widerwillige Bewunderung zeigte sich einen Augenblick lang auf seinem Gesicht,
aber als er die Axt senkte, war seine Miene wieder ausdruckslos.
»Hervorragend ausbalanciert, mein
Lordhauptmann. Aus einfacher Fertigung, aber von einem sehr guten
Waffenschmied, vielleicht sogar einem Meister seines Fachs.« Seine Augen
funkelten die Gefangenen düster an. »Nicht die Waffe eines Dorfbewohners und
schon gar nicht die eines Bauern.«
»Bestimmt nicht.« Der grauhaarige Mann
wandte sich mit einem leicht tadelnden Lächeln Perrin und Egwene zu: ein
freundlicher GroÃvater, der wusste, dass seine Enkel etwas angestellt hatten.
»Ich heiÃe Geofram Bornhald«, sagte er zu ihnen. »Du heiÃt Perrin, wie ich
gehört habe. Aber du, junge Frau, wie heiÃt
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