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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unterscheiden. Mat führte seine Jongleurkunststücke vor – er
gebrauchte nur drei Bälle und war auch damit besonders vorsichtig –, und Rand
holte Thoms Flöte heraus. Nach nur wenigen Takten von ›Der alte Schwarzbär‹
nickte der Wirt ungeduldig.
    Â»Das reicht schon. Ich brauche etwas, um
die Idioten von diesem Logain abzulenken. Es hat schon drei Raufereien gegeben,
weil sich welche stritten, ob er nun wirklich der Drache ist oder nicht. Stellt
eure Sachen in die Ecke, und ich schaffe euch im Gastraum etwas Platz, falls
das irgendwo möglich ist. Die Welt ist voll von Narren, die nicht genug Hirn
haben, um dort zu bleiben, wo sie sind. Deswegen gibt es einen solchen Wirbel.
Leute, die nicht dort bleiben, wo sie hingehören.« Er wischte sich wieder die
Stirn ab und eilte, leise vor sich hin brummend, aus der Küche.
    Der Koch und seine Helfer beachteten Rand
und Mat nicht. Mat rückte immer wieder an dem Tuch um seine Stirn, schob ihn
hoch, blinzelte ins Licht und zog ihn dann wieder runter. Rand fragte sich, ob
er wirklich gut genug sehen konnte, um zu jonglieren als nur drei Bälle. Was
ihn selbst betraf …
    Das flaue Gefühl in seinem Magen wurde
stärker. Er ließ sich auf einen niedrigen Hocker fallen und hielt den Kopf in
beiden Händen. Die Küche erschien ihm kalt. Er zitterte. Dampf erfüllte die
Luft; Herde und Öfen strahlten knackend Wärme ab. Sein Zittern wurde stärker;
die Zähne klapperten. Er schlang die Arme um seinen Körper, aber es half
nichts. Seine Knochen schienen einzufrieren.
    Undeutlich bemerkte er, dass Mat ihn
etwas fragte, seine Schulter rüttelte und dass jemand fluchte und aus dem Raum
rannte. Dann war der Wirt da und an seiner Seite mit düsterer Miene der Koch,
und Mat stritt sich lauthals mit beiden. Er konnte nicht verstehen, was sie
sagten; die Worte verschwammen in seinen Ohren zu einem Summen, und dann konnte
er überhaupt nicht mehr denken.
    Plötzlich packte ihn Mat am Arm und zog
ihn auf die Beine. Alle ihre Sachen – Satteltaschen, Deckenrollen, Thoms
gebündelter Umhang und die Instrumentenkästen – hingen zusammen mit seinem
Bogen an Mats Schulter. Der Wirt beobachtete sie und wischte sich ängstlich
übers Gesicht. Torkelnd, mehr von Mat gestützt als aus eigener Kraft, ließ sich
Rand von seinem Freund zur Hintertür bugsieren.
    Â»T-t-tut m-m-mir L-l-eid, M-m-mat«,
brachte er heraus. Er konnte sein Zähneklappern nicht unterdrücken. »M-m-muss
der R-r-regen gewe-sen sein. N-n-noch ’ne N-n-nacht draußen werden wir a-a-auch
n-n-noch über-stehen, d-d-denke ich.« Der Himmel verdunkelte sich in der
Dämmerung. Eine Hand voll Sterne funkelten.
    Â»Keine Rede davon«, sagte Mat. Er bemühte
sich, ermutigend zu klingen, aber Rand konnte die Besorgnis durchaus
heraushören. »Er hatte Angst, die anderen Leute würden herausfinden, dass ein Kranker
sich in seiner Schenke aufhält. Ich sagte ihm, wenn er uns hinauswerfe, würde
ich dich in den Schankraum bringen. Dann wäre die Hälfte seiner Zimmer
innerhalb von zehn Minuten leer. Auch wenn er immer von Narren spricht, will er
das dann doch nicht.«
    Â»W-w-wohin gehen w-w-wir?«
    Â»Hierher«, sagte Mat und zog mit einem
lauten Knarren der Scharniere die Stalltür auf.
    Innen war es dunkler als draußen, es roch
nach Heu und Getreide und Pferden, und durch alles hindurch drang der Gestank
von Pferdemist. Als Mat ihn auf den strohbedeckten Boden sinken ließ, kauerte
er sich mit angezogenen Beinen zusammen, die Brust an den Knien und die Arme um
die Beine geschlungen, und er zitterte von Kopf bis Fuß. Alle Kraft schien in
dieses Zittern zu fließen. Er hörte, wie Mat stolperte und fluchte und noch mal
stolperte, und dann ein metallisches Klappern. Plötzlich erglühte ein Licht.
Mat hielt eine zerbeulte Laterne hoch.
    Wenn die Schenke voll gewesen war, dann
auch der Stall. In jeder Box stand ein Pferd. Einige davon hoben die Köpfe und
blinzelten ins Licht. Mat sah nachdenklich die Leiter zum Heuboden an und dann
Rand, der am Boden kauerte, doch dann schüttelte er den Kopf.
    Â»Dich krieg ich da nie hinauf«, murmelte
Mat. Er hängte die Laterne an einen Nagel, kletterte die Leiter hinauf und warf
einen Arm voll Heu nach dem anderen hinunter. Dann kletterte er eilig wieder
runter, bereitete ein Lager am hinteren Ende des Stalls und legte

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