Das Rad der Zeit 1. Das Original
gesagt hat. In diesen
Zeiten lösen sich viele Dinge auf. Alte Grenzen wanken, alte Mauern
zerbröckeln. Die Grenzen zwischen dem, was ist, und dem, was war, zwischen dem,
was ist, und dem, was sein wird.« Seine Stimme wurde noch ernster. »Die Mauern
um das Gefängnis des Dunklen Königs. Dies könnte sehr wohl das Ende eines
Zeitalters sein. Vielleicht erleben wir ein neues Zeitalter, bevor wir sterben.
Oder vielleicht ist es auch das Ende aller Zeitalter, das Ende der Zeit selbst.
Das Ende der Welt.« Plötzlich grinste er, aber sein Grinsen war düster wie ein
grimmiger Blick; seine Augen funkelten fröhlich, lachten den Fuà eines Galgens
an. »Aber es sind nicht wir, die sich darüber Gedanken machen müssen, wie,
Schmied? Wir werden gegen die Schatten kämpfen, solange wir atmen, und wenn sie
uns überrennen, dann gehen wir beiÃend und kratzend unter. Ihr Leute von den
Zwei Flüssen seid zu stur, um euch zu ergeben. Mach dir keine Gedanken darüber,
ob sich der Dunkle König in dein Leben eingemischt hat. Du bist jetzt wieder
unter Freunden. Denke daran, das Rad webt, wie das Rad will, und das kann nicht
einmal der Dunkle König ändern, solange Moiraine dich beschützt. Doch wir
sollten eure Freunde möglichst bald finden.«
»Was meint Ihr damit?«
»Sie haben keine Aes Sedai zum Schutz bei
sich, die sich der Wahren Quelle bedienen kann. Schmied, vielleicht sind die
Mauern nun so schwach, dass der Dunkle König selbst die Dinge beeinflussen
kann. Er hat noch keine völlige Freiheit, sonst lebten wir nicht mehr, aber er
sorgt vielleicht für viele winzige Veränderungen in den Webfäden. Ein
zufälliges Abbiegen an einer Ecke, statt an der anderen, ein zufälliges
Zusammentreffen, ein zufälliges Wort oder etwas, das eben wie Zufall wirkt, und
sie könnten so weit unter dem Einfluss des Schattens stehen, dass nicht einmal
Moiraine sie zurückbringen könnte.«
»Wir müssen sie finden«, sagte Perrin,
und der Behüter lachte grimmig dazu.
»Was habe ich denn gesagt? Schlaf ein
wenig, Schmied.« Lans Umhang schlang sich wieder um ihn, als er aufstand. Im
schwachen Lichtschein des Feuers und des Mondes erschien er fast wie ein Teil
der Schatten im Hintergrund. »Wir haben ein paar schwere Tage bis Caemlyn vor
uns. Bete nur darum, dass wir sie dort finden.«
»Aber Moiraine ⦠sie kann sie doch
überall aufspüren, nicht wahr? Sie behauptet, dass sie das kann.«
»Aber kann sie sie auch rechtzeitig
finden? Falls der Dunkle König stark genug ist, um selbst einzugreifen, wird
die Zeit knapp. Bete darum, dass wir sie in Caemlyn finden, Schmied, oder wir
sind vielleicht alle verloren.«
KAPITEL 39
Das Gewebe formt sich
R and blickte vom hochgelegenen
Fenster seines Zimmers in Der Königin Segen auf die Menschenmenge hinab. Die Leute rannten schreiend die
StraÃe hinunter â alle in der gleichen Richtung â, schwenkten Wimpel und
Flaggen, und so stand der weiÃe Löwe auf tausend roten Feldern gleichzeitig
Wache. Einwohner von Caemlyn und Fremde rannten nebeneinander her, und
ausnahmsweise schien keiner dem anderen den Schädel einschlagen zu wollen.
Heute gab es vielleicht einmal nur eine einzige Partei.
Er wandte sich grinsend vom Fenster ab.
Abgesehen von dem Tag, an dem Egwene und Perrin wohlbehalten und lachend ob des
Gesehenen hereinspazieren würden, war dies der Tag, auf den er vor allem
gewartet hatte. »Kommst du mit?«, fragte er noch einmal.
Mat sah ihn finster an. Er lag zusammengekauert
auf seinem Bett. »Nimm doch den Trolloc mit, den du so gut leiden kannst.«
»Blut und Asche, Mat, er ist kein
Trolloc! Du stellst dich einfach idiotisch an. Wie oft sollen wir uns noch
deswegen streiten? Licht, du hast doch schlieÃlich früher schon von Ogiern
gehört!«
»Ich habe nicht gehört, dass sie wie
Trollocs aussehen.« Mat steckte das Gesicht ins Kopfkissen und kauerte sich
noch enger zusammen.
»Sturer Dummkopf«, murmelte Rand. »Wie
lange willst du dich hier noch verstecken? Ich werde dir nicht die ganze Zeit
über dein Essen all diese Treppen hochschleppen. Du könntest auch einmal
baden.« Mat zappelte auf dem Bett herum, als wolle er sich noch tiefer
eingraben. Rand seufzte und ging zur Tür. »Die letzte Chance, gemeinsam zu
gehen, Mat. Ich breche jetzt auf.« Er zog die Tür langsam zu und hoffte
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