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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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man ihr gehorchte. »Es sieht nicht zu schlimm
aus, dem Licht sei Dank.« Aus Taschen an der Innenseite ihres Umhangs nahm sie
eine Anzahl winziger Fläschchen und zerdrückter Papierbeutel heraus, gefolgt
schließlich von einem aufgewickelten Verband.
    Er sah die Sammlung erstaunt an. Das
waren Sachen, die er bei einer Dorfheilerin erwartet hätte und nicht bei einem
Mädchen, das so angezogen war wie sie. Sie hatte Blut an die Finger bekommen,
wie er bemerkte, aber das schien sie nicht zu stören.
    Â»Gib mir deine Wasserflasche, Gawyn«,
sagte sie. »Ich muss das auswaschen.«
    Der Junge schnallte eine Lederflasche von
seinem Gürtel ab und gab sie ihr. Dann kauerte er sich ganz entspannt zu Rands
Füßen nieder und schlang die Arme um die Knie. Elayne tat, was getan werden
musste, auf sehr geschickte Art und Weise. Er zuckte nicht zusammen, obwohl das
kalte Wasser ein wenig brannte, als sie den Schnitt in seiner Kopfhaut
auswusch, aber sie hielt seinen Kopf mit einer Hand fest, als erwarte sie, dass
er wieder zurückweichen werde, und das wollte sie verhindern. Die Tinktur, die
sie anschließend aus einem der kleinen Fläschchen in die Wunde einmassierte,
linderte beinahe genauso gut die Schmerzen, wie es eine von Nynaeves Salben
fertig gebracht hätte.
    Gawyn lächelte, während sie arbeitete –
ein beruhigendes Lächeln, so, als ob auch er erwarte, dass Rand auswich oder
gar wegrannte. »Sie findet ständig verlorene Katzen und Vögel mit gebrochenen
Flügeln. Du bist der erste Mensch, den sie bearbeiten kann.« Er zögerte und
fügte dann hinzu: »Nimm mir das bitte nicht übel. Ich will dich nicht als
Streuner bezeichnen.« Es war keine Entschuldigung, sondern einfach eine
Feststellung.
    Â»Ist schon in Ordnung«, sagte Rand
förmlich. Aber die beiden benahmen sich, als sei er ein scheuendes Rennpferd.
»Sie weiß schon, was sie tut«, sagte Gawyn. »Sie hatte die besten Lehrer. Also
hab keine Angst, du bist in guten Händen.«
    Elayne presste ein Stück Verband an seine
Schläfe und zog ein Seidentuch hinter ihrem Gürtel hervor. Es war blau und
beige und goldfarben. Für jedes Mädchen in Emondsfelde wäre das ein Teil der
schönsten Festtagskleidung gewesen. Elayne wickelte es geschickt um seinen Kopf
und hielt damit die Bandage fest.
    Â»Das ist doch zu schade dafür«,
protestierte er. Sie wickelte weiter. »Ich habe dir gesagt, du solltest
stillhalten«, bemerkte sie gelassen.
    Rand sah Gawyn an. »Erwartet sie immer
von jedem, dass er tut, was sie will?«
    Auf dem Gesicht des jungen Mannes zeigte
sich einen Moment lang Überraschung, und sein Mund verzog sich amüsiert. »Die
meiste Zeit über schon. Und meistens gehorchen ihr auch alle.«
    Â»Halt das mal«, sagte Elayne. »Drücke mit
der Hand hier drauf, während ich es zubinde …« Sie stockte, als sie seine Hände
sah, und rief: »Das ist aber nicht beim Fallen passiert. Eher durchs Klettern,
wo du nicht hättest herumklettern dürfen.« Sie verknotete das Tuch schnell,
drehte seine Hände so, dass die Handflächen nach oben zeigten, und brummte in
sich hinein, wie wenig Wasser nur noch da sei. Das Auswaschen bewirkte, dass
seine Abschürfungen brannten, aber ihre Berührung war überraschend sanft. »Halt
diesmal still.«
    Abermals holte sie das Fläschchen mit der
Tinktur hervor. Sie verteilte sie dünn über die Schürfwunden und konzentrierte
sich dabei ganz darauf, sie eindringen zu lassen, ohne ihm dabei wehzutun.
Kühle verbreitete sich in seinen Handflächen, als reibe sie die aufgerissenen
Stellen einfach weg.
    Â»Meistens machen alle genau das, was sie
will«, fuhr Gawyn mit einem wohlwollenden Grinsen in ihre Richtung fort. »Die
meisten Leute jedenfalls. Natürlich Mutter nicht. Oder Elaida. Und auch Lini
nicht. Lini war ihr Kindermädchen. Man kann niemandem Befehle geben, der einen
als kleines Kind übers Knie gelegt hat, weil man Feigen klaute. Und selbst, als
sie nicht mehr so klein war …« Elayne hob den Kopf lang genug, um ihn böse
anzufunkeln. Er räusperte sich und bemühte sich um einen unbefangenen
Gesichtsausdruck, während er weitersprach: »Und natürlich Gareth. Niemand
kommandiert Gareth herum.«
    Â»Nicht mal Mutter«, sagte Elayne und
beugte sich wieder über Rands Hände. »Sie macht Vorschläge, und

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