Das Rad der Zeit 1. Das Original
des
Schwerts.«
»Niemals, Gawyn. Ich würde jeden anderen
erwählen, aber nicht Galad. Jeden anderen. Auch den letzten Stallburschen.«
Plötzlich lächelte sie und warf ihrem Bruder einen gespielt ernsten Blick zu.
»Du behauptest, ich gäbe gern Befehle. Also, dann befehle ich dir, auf dich
aufzupassen, damit dir nichts zustöÃt. Ich befehle dir, mein Erster Prinz des
Schwerts zu sein, wenn ich den Thron besteige â dem Licht sei Dank, wenn das
noch lange dauert â, und das Heer Andors mit einer Ehrenhaftigkeit zu führen,
von der Galad nur träumen kann.«
»Wir Ihr befehlt, Lady.« Gawyn lachte und
parodierte Galads Verbeugung.
Elayne runzelte gedankenschwer die Stirn,
als sie Rand anblickte. »Jetzt müssen wir dich schnell hier hinausschaffen.«
»Galad tut immer das Richtige«, erklärte
Gawyn, »selbst wenn er das gar nicht soll. Da ein Fremder im Garten aufgetaucht
ist, wäre es das Richtige, die Palastwache zu informieren. Und ich schätze, er
befindet sich in dieser Minute auf dem Weg dorthin.«
»Dann wird es Zeit, dass ich zurück über
die Mauer klettere«, sagte Rand. Ein wundervoller
Tag, um unbemerkt zu bleiben. Ich könnte genauso gut ein Schild um den Hals
tragen! Er wandte sich der Mauer zu, aber Elayne
ergriff seinen Arm.
»Nicht nach all der Mühe, die ich mir mit
deinen Händen gemacht habe. Du wirst sie dir nur wieder aufschürfen und dann
irgendeine alte Hinterhofhexe irgendwas draufschmieren lassen. Es gibt eine
kleine Tür auf der anderen Seite des Gartens. Sie ist überwachsen, und auÃer
mir erinnert sich niemand daran.«
Plötzlich hörte Rand schnelle
Stiefeltritte auf den Pflastersteinen des Gartenwegs, die auf sie zukamen. »Zu
spät«, murmelte Gawyn. »Er muss losgerannt sein, kaum dass er auÃer Sichtweite
war.«
Elayne stieà grollend einen Fluch aus,
und Rands Augenbrauen hoben sich. Er hatte den gleichen Fluch von dem
Stallburschen in Der Königin Segen gehört und war da schon entsetzt gewesen. Im nächsten Moment
war sie wieder kühl und beherrscht.
Gawyn und Elayne schienen es zufrieden,
dort zu bleiben, wo sie waren, aber er konnte nicht einfach mit solcher
Gelassenheit auf die Königliche Garde warten. Er ging wieder in Richtung Mauer
los, wusste aber, dass er kaum bis zur halben Höhe hinaufkäme, bevor die
Soldaten ihn erreichten. Still dastehen konnte er aber auch nicht.
Bevor er drei Schritte getan hatte, kamen
die rot uniformierten Männer in Sicht. Auf ihren Brustpanzern glänzte die
Sonne, als sie den Gartenweg heraufeilten. Andere fluteten wie sich brechende
Wellen von Scharlachrot und glänzendem Stahl heran. Sie kamen offensichtlich
aus allen Richtungen. Einige hatten die Schwerter gezogen, andere warteten nur,
bis sie einen sicheren Stand hatten, und hoben dann ihre Bögen mit bereits
aufgelegten gefiederten Pfeilen. Hinter den heruntergeklappten Visieren
blickten grimmige Augen hervor, und jeder Breitkopfpfeil war mit sicherer Hand
auf ihn gerichtet.
Elayne und Gawyn sprangen sofort zwischen
ihn und die Bogenschützen und breiteten die Arme aus, um ihn zu decken. Er
stand ganz still und lieà die Hände weit weg von seinem Schwert.
Während noch das Trommeln der Stiefel und
das Quietschen der Bogensehnen in der Luft hing, schrie einer der Soldaten mit
dem goldenen Knoten eines Offiziersabzeichens auf der Schulter: »Lady, Lord,
herunter, schnell!«
Trotz ihrer ausgestreckten Arme richtete
sich Elayne majestätisch auf: »Du wagst es, in meiner Gegenwart blank zu
ziehen, Tallanvor? Gareth Bryne wird dafür sorgen, dass du mit dem niedrigsten
Soldaten zusammen die Ställe ausmistest, wenn du Glück hast!«
Die Soldaten sahen sich verblüfft an, und
einige der Bogenschützen lieÃen ihre Bögen halb sinken. Erst dann nahm Elayne
die Arme herunter, als habe sie sie nur hochgehalten, weil sie das eben so
wünschte. Gawyn zögerte und folgte dann ihrem Beispiel. Rand konnte die Bogen
zählen, die nicht gesenkt worden waren. Seine Bauchmuskeln spannten sich, als
könnten sie einen Breitkopfpfeil aus zwanzig Schritt Entfernung aufhalten.
Der Mann mit dem Offiziersabzeichen
schien am meisten überrascht von allen. »Lady, vergebt mir, aber Lord
Galadedrid berichtete, ein schmutziger Bauer treibe sich bewaffnet in den
Gärten herum und gefährde Lady Elayne und Lord Gawyn.« Sein
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