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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Blick ging zu Rand
hinüber, und seine Stimme wurde entschlossener. »Wenn die Lady und der Lord
bitte zur Seite treten würden, kann ich den Übeltäter in Gewahrsam nehmen. Es
treibt sich heutzutage in der Stadt zu viel Pack herum.«
    Â»Ich bezweifle sehr, dass Galad etwas in
der Art berichtet hat«, sagte Elayne. »Galad lügt nicht.«
    Â»Manchmal wünsche ich mir, er würde
gelegentlich lügen«, sagte Gawyn leise, nur für Rands Ohren bestimmt.
»Wenigstens einmal. Das könnte es erleichtern, mit ihm zusammenzuleben.«
    Â»Dieser Mann ist mein Gast«, fuhr Elayne
fort, »und steht unter meinem Schutz. Du kannst dich zurückziehen, Tallanvor.«
    Â»Ich bedaure, aber das ist nicht möglich,
Lady. Wie die Lady weiß, hat die Königin Anweisungen gegeben in Bezug auf
jeden, der sich ohne die Erlaubnis Ihrer Majestät im Gelände des Palasts
aufhält, und die Nachricht von diesem Eindringling wurde bereits an Ihre Majestät
weitergegeben.« Es lag eine gehörige Portion Befriedigung in Tallanvors Worten.
Rand vermutete, dass der Offizier schon andere Befehle von Elayne erhalten
hatte, die er für unangebracht hielt. Diesmal würde der Mann nicht gehorchen,
wenn er schon eine perfekte Ausrede hatte.
    Elayne sah Tallanvor an, und diesmal
schien sie ratlos.
    Rand sah Gawyn fragend an, und Gawyn
verstand, was er wissen wollte. »Gefängnis«, murmelte er. Rands Gesicht wurde
blass, und der junge Mann fügte schnell hinzu: »Nur für ein paar Tage, und es
wird dir nichts geschehen. Du wirst von Gareth Bryne, dem Generalhauptmann
persönlich, vernommen, aber man lässt dich wieder laufen, sobald ihnen klar
ist, dass du nichts Böses im Schilde führst.« Er unterbrach sich. In seinen
Augen standen verborgene Zweifel. »Ich hoffe, du hast die Wahrheit gesagt, Rand
al’Thor von den Zwei Flüssen.«
    Â»Du wirst uns alle drei zu meiner Mutter
begleiten«, verkündete Elayne plötzlich. Auf Gawyns Gesicht erblühte ein
breites Grinsen.
    Hinter den Stahlstäben seines Visiers
erschien Tallanvors Gesicht verblüfft. »Lady, ich …«
    Â»Oder bringe uns alle drei in eine
Zelle«, sagte Elayne. »Wir bleiben zusammen. Oder wirst du Befehle erteilen,
dass man Hand an meine Person legen solle?« Ihr Lächeln war siegesgewiss, und
so, wie Tallanvor sich umblickte, als erwarte er Hilfe aus den Bäumen, schien
es, als glaube auch er, dass sie gewonnen habe.
    Was gewonnen? Wie?
    Â»Mutter ist dabei, Logain unter die Lupe
zu nehmen«, sagte Gawyn leise, als habe er Rands Gedanken erraten, »und selbst
wenn sie nicht beschäftigt wäre, würde Tallanvor es nicht wagen, Elayne und
mich zu ihr zu bringen, als stünden wir unter Bewachung. Mutter kann manchmal
ein bisschen zornig werden.«
    Rand dachte daran, was Meister Gill über
Königin Morgase erzählt hatte. Ein bisschen zornig?
    Ein weiterer rot uniformierter Soldat
rannte den Weg herunter und kam, mit einem Arm salutierend über die Brust
gelegt, zum Stehen. Er sprach leise mit Tallanvor, und seine Worte ließen
dessen Gesicht wieder zufrieden dreinblicken.
    Â»Die Königin, Eure Mutter«, verkündete
Tallanvor, »befiehlt mir, den Eindringling unverzüglich zu ihr zu bringen. Es
ist auch der Befehl der Königin, dass Lady Elayne und Lord Gawyn anwesend sein
sollen. Unverzüglich!«
    Gawyn verzog das Gesicht, und Elayne
schluckte schwer. Ihr Gesicht war beherrscht, aber nun begann sie geschäftig,
über die Flecken auf ihrem Kleid zu reiben. Abgesehen davon, dass sie ein paar
Brocken Rinde wegwischte, erreichte sie nicht viel damit.
    Â»Wenn die Lady bitte mitkommen würde?«,
sagte Tallanvor selbstzufrieden. »Lord?«
    Die Soldaten formierten sich
schachtelförmig um sie herum und gingen mit Tallanvor an der Spitze den
Gartenweg hinunter. Gawyn und Elayne schritten jeder an einer Seite Rands einher.
Beide schienen in trübe Gedanken versunken. Die Soldaten hatten ihre Schwerter
wieder in die Scheiden gesteckt und die Pfeile in den Köchern verstaut, doch
sie waren nicht weniger wachsam als vorher, als sie die Waffen einsatzbereit in
der Hand gehalten hatten. Sie beobachteten Rand, als erwarteten sie jeden
Moment, dass er sein Schwert ziehen und versuchen werde, sich den Weg in die
Freiheit zu erkämpfen.
    Irgendwas versuchen? Ich werde gewiss nicht irgendetwas versuchen!

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