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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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für sie bestimmt gewesen waren. Die anderen
beiden schwiegen genau wie er. Ewin stand der Mund offen.
    Moiraines Blick kehrte zu ihnen zurück,
und alle drei schüttelten sich ein wenig, als erwachten sie. »Wir werden uns
später darüber unterhalten«, sagte sie. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie
ging in Richtung Wagenbrücke. Es sah mehr wie ein Gleiten aus als ein Gehen.
Ihr Umhang breitete sich nach beiden Seiten aus wie Flügel.
    Als sie ging, verließ ein hoch
gewachsener Mann, den Rand vorher nicht bemerkt hatte, den Schatten der Schenke
und folgte ihr, die eine Hand am langen Knauf seines Schwertes. Seine Kleidung
war von einer dunklen graugrünen Farbe, die vor Blättern oder im Schatten fast
verschwand, und sein Umhang wirbelte durch Schattierungen von Grau und Grün und
Braun, als er im Wind flatterte. Er trug das Haar lang. An den Schläfen zeigte
sich Grau. Das Haar wurde von einem schmalen Lederband zurückgehalten. Das
Gesicht schien aus kantigem Fels gehauen, wettergegerbt, doch faltenlos und
nicht vom Alter gezeichnet, bis auf das Grau in den Haaren. Seine Bewegungen
erinnerten Rand an einen Wolf.
    Als er an ihnen vorbeiging, streifte sein
Blick die drei jungen Männer. Seine Augen waren so kalt und blau wie der
Mittwinterhimmel. Es schien, als wöge er sie in seinem Geist ab, doch es gab
kein Anzeichen dafür, was ihm die Waage angezeigt hatte. Er beschleunigte seine
Schritte, bis er Moiraine eingeholt hatte. Dann ging er langsam an ihrer Seite
weiter und beugte sich nieder, um mit ihr zu sprechen. Rand stieß die Luft aus
und merkte erst jetzt, dass er sie angehalten hatte.
    Â»Das war Lan«, sagte Ewin mit kehliger
Stimme, als habe auch er die Luft angehalten. Das war aber auch ein Blick
gewesen, bei dem einem der Atem stocken konnte. »Ich wette, er ist ein
Behüter.«
    Â»Sei kein Narr!« Mat lachte, doch das
Lachen klang zittrig. »Behüter gibt es nur in Geschichten. Und sie haben
Schwerter und goldene Rüstungen mit Edelsteinen dran, und sie bleiben immer
oben im Norden, in der Großen Fäule, und kämpfen gegen das Böse und gegen
Trollocs.«
    Â»Er könnte ein Behüter sein.« Ewin bestand darauf.
    Â»Hast du bei ihm irgendwo Gold und
Edelsteine gesehen?«, schalt Mat. »Haben wir hier bei den Zwei Flüssen etwa
Trollocs? Wir haben Schafe. Ich frage mich wirklich, was hier jemals geschehen
sein kann, dass jemand wie sie sich dafür interessiert.«
    Â»Es könnte schon sein«, antwortete Rand
langsam. »Man sagt, die Schenke stehe hier schon seit tausend Jahren.«
    Â»Tausend Schafsjahre vielleicht«, meinte
Mat.
    Â»Ein silberner Pfennig!«, platzte Ewin
heraus. »Sie hat mir einen ganzen Silberpfennig gegeben! Stellt euch vor, was
ich dafür kaufen kann, wenn der Händler kommt.«
    Rand öffnete die Faust, um die Münze
anzusehen, die sie ihm gegeben hatte, und beinahe hätte er sie vor Überraschung
fallen gelassen. Zwar war ihm die dicke Silbermünze mit dem aufgeprägten Bild
einer Frau, die in der erhobenen Hand eine Flamme hielt, nicht geläufig, aber er
hatte Bran öfter beobachtet, wenn er die Münzen der Kaufleute aus einem Dutzend
verschiedener Länder abgewogen hatte, und er kannte ihren ungefähren Wert. So
viel Silber reichte, um überall im Gebiet der Zwei Flüsse ein gutes Pferd zu
erwerben, und es bliebe sicher noch etwas übrig.
    Er sah Mat an und erkannte auf seinem
Gesicht den gleichen verblüfften Ausdruck, den auch seine Miene zeigen musste.
Er hielt die Hand schräg, sodass Mat die Münze sehen konnte, Ewin aber nicht,
und zog fragend die Augenbrauen hoch. Mat nickte, und beide blickten sich
staunend an.
    Â»Welche Art von Diensten wird sie uns
wohl auftragen?«, fragte Rand schließlich.
    Â»Ich weiß nicht«, sagte Mat mit fester
Stimme, »aber ich werde die Münze nicht ausgeben. Auch dann nicht, wenn der
Händler kommt.« Damit steckte er das Geldstück in die Manteltasche.
    Rand nickte und tat es ihm mit langsamen
Bewegungen gleich. Er war sich nicht über den Grund im Klaren, aber was Mat
gesagt hatte, schien richtig. Die Münze sollte nicht ausgegeben werden. Nicht,
wenn sie von ihr stammte. Er konnte sich nicht denken, wofür Silber sonst noch
gut sein sollte, doch …
    Â»Denkt ihr, dass ich meine auch aufheben
sollte?«, fragte Ewin zögerlich.
    Â»Nicht, wenn du nicht

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