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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beinahe glauben, der Schöpfer selbst habe
eingegriffen. Es gibt einen Weg.« Sie lächelte, als habe sie einen ihr ganz
eigenen Scherz gemacht, und wandte sich Loial zu. »Es gab einen Ogier-Hain hier
in Caemlyn und auch einen Eingang zu den Kurzen Wegen. Heute breitet sich die
Neustadt dort aus, wo einst der Hain wuchs, also muss sich das Tor innerhalb
der Mauern befinden. Ich weiß, dass heutzutage nicht mehr viele Ogier lernen,
wie man die Kurzen Wege benützt, aber einer, der ein Talent besitzt und die
alten Wachstumslieder lernt, muss sich doch von solchem Wissen angezogen
fühlen, selbst wenn er glaubt, sie würden nie mehr benützt. Kennt Ihr die
Kurzen Wege, Loial?«
    Der Ogier trat unsicher von einem Fuß auf
den anderen. »Ja, ich kenne sie, Aes Sedai, aber …«
    Â»Könnt Ihr Euch mithilfe der Kurzen Wege
nach Fal Dara durchfinden?«
    Â»Ich habe noch nie von Fal Dara gehört«,
sagte Loial, und es klang erleichtert.
    Â»In den Tagen der Trolloc-Kriege war es
auch als Mafal Dadaranell bekannt. Kennt Ihr diesen Namen?«
    Â»Den kenne ich«, sagte Loial zögernd.
»Aber …«
    Â»Dann könnt Ihr unseren Weg auch finden«,
sagte Moiraine. »Das ist eine seltsame Wendung des Schicksals. Wenn wir weder
bleiben noch uns auf irgendeinem normalen Weg fortstehlen können, höre ich von
einer Bedrohung des Auges, und es befindet sich auch noch jemand bei uns, der
uns in wenigen Tagen dorthin bringen kann. Ob es nun der Schöpfer selbst ist
oder nur das Schicksal oder selbst der Dunkle König: Das Muster hat unseren Weg
bestimmt.«
    Â»Nein!«, sagte Loial. Es klang wie ein
aus dem tiefsten Inneren stammendes Donnergrollen. Jeder wandte sich ihm zu,
und er blinzelte unter all der Aufmerksamkeit, doch in seinen Worten lag kein
Zögern. »Wenn wir die Kurzen Wege betreten, werden wir alle sterben – oder vom
Schatten verschlungen.«

KAPITEL 43

    Entscheidungen und Erscheinungen
    D ie Aes Sedai schien zu wissen,
was Loial meinte, aber sie sagte nichts dazu. Loial sah zu Boden und rieb sich
mit einem dicken Finger unter der Nase, als sei er von seinem eigenen Ausbruch
peinlich berührt. Niemand wollte etwas sagen.
    Â»Warum?«, fragte Rand schließlich. »Warum
würden wir sterben? Was sind die Kurzen Wege?«
    Loial sah Moiraine an. Sie wandte sich ab
und stellte einen Stuhl vor den Kamin. Die kleine Katze streckte sich und
tapste gelangweilt herüber, um ihren Kopf an ihren Beinen zu reiben. Moiraine
kraulte sie hinter dem Ohr. Das Schnurren der Katze bildete einen seltsamen
Gegensatz zu der gleichmäßigen Stimme der Aes Sedai. »Es ist Euer Wissen,
Loial. Die Kurzen Wege stellen für uns den einzigen Ausweg dar, den einzigen
Weg, um dem Dunklen König zuvorzukommen, wenn auch nur für kurze Zeit, doch es
ist an Euch, dies zu erklären.«
    Den Ogier schien das, was sie sagte,
nicht gerade zu beruhigen. Er rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her,
bevor er begann. »Während der Zeit des Wahns, als die Welt noch immer zerstört
wurde und die Erde sich aufbäumte, wurde die Menschheit wie Staubkörner im Wind
verstreut. Auch wir Ogier wurden verstreut, aus den Stedding vertrieben, hinein ins Exil und die Lange Wanderung, als das
Sehnen sich in unsere Herzen grub.« Er blickte Moiraine von der Seite her an.
Seine langen Augenbrauen zogen sich zu zwei Punkten zusammen. »Ich werde
versuchen, mich kurz zu fassen, aber das ist keine Sache, die man so kurz
erzählen kann. Ich muss nun von den anderen erzählen, den wenigen Ogiern, die
in ihren Stedding blieben, obwohl um sie herum die Welt zerrissen wurde. Und von den Aes Sedai« –
diesmal vermied er es, Moiraine anzusehen – »den männlichen Aes Sedai, die
starben, während sie in ihrem Wahn die Welt zerstörten. Diesen Aes Sedai –
denen, die bis dahin dem Wahn entgangen waren – boten die Stedding an, in ihnen
Zuflucht zu suchen. Viele nahmen dieses Angebot an, denn in den Stedding waren sie vor dem
Fluch des Dunklen Königs, der ihre Art ausrottete, geschützt. Aber sie waren
auch von der Wahren Quelle abgeschnitten. Es war nicht nur, dass sie die Eine
Macht nicht mehr benützen oder die Quelle berühren konnten, nein, sie konnten
noch nicht einmal mehr fühlen, dass die Quelle überhaupt existierte. Am Ende
konnte keiner diese Abschirmung ertragen, und einer nach dem anderen

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