Das Rad der Zeit 1. Das Original
die eine vom Dunklen König befleckte Macht benützten. Vor ungefähr
tausend Jahren, während einer Zeit, die ihr Menschen den Hundertjährigen Krieg
nennt, begannen sich die Wege zu verändern. Zu Anfang geschah das so langsam,
dass es niemand richtig bemerkte. Sie wurden feucht und trüb. Dann kam
Dunkelheit über die Brücken. Einige, die hineingingen, wurden nie wieder
gesehen. Reisende erzählten davon, dass sie aus dem Dunkel heraus beobachtet
wurden. Die Anzahl der Verschwundenen wuchs, und einige, die herauskamen, waren
dem Wahnsinn verfallen. Sie phantasierten etwas von Machin
Shin , dem Schwarzen Wind. Die Heiler der Aes
Sedai konnten einigen von ihnen helfen, aber trotz ihrer Hilfe wurden sie nie
wieder ganz hergestellt. Und sie erinnerten sich nicht mehr an das, was
vorgefallen war. Und doch war es, als sei die Dunkelheit in ihre Knochen
eingesickert. Sie lachten nie wieder und fürchteten das Heulen des Windes.«
Einen Augenblick lang herrschte Stille,
nur vom Schnurren der Katze neben Moiraines Stuhl unterbrochen und dem Prasseln
und Knacken des Feuers, wenn die Funken stoben. Dann brach es zornig aus
Nynaeve heraus: »Und Ihr erwartet, dass wir Euch dort hinein folgen? Ihr müsst wahnsinnig
sein!«
»Was würdet Ihr stattdessen
vorschlagen?«, fragte Moiraine ruhig. »Die WeiÃmäntel in Caemlyn oder die
Trollocs drauÃen? Denkt daran, dass allein meine Gegenwart einen gewissen
Schutz gegen die Untaten des Dunklen Königs darstellt.«
Nynaeve lehnte sich mit einem ergebenen
Seufzer zurück. »Ihr habt mir immer noch nicht erklärt«, sagte Loial, »warum
ich die Regel der Ãltesten brechen soll. Und ich verspüre auch keinerlei
Wunsch, die Wege zu betreten. Auch wenn sie oft schlammig sind, so haben mir
doch die von Menschen gemachten StraÃen bisher gut genug gedient, seit ich das Stedding Schangtai verlieÃ.«
»Ob Menschheit oder Ogier, alles, was lebt,
befindet sich im Krieg mit dem Dunklen König«, sagte Moiraine. »Der gröÃere
Teil der Welt weià das noch nicht einmal, und die meisten jener, die es wissen,
kämpfen in bloÃen Geplänkeln und glauben, es seien Schlachten. Solange die Welt
sich weigert, an diesen Krieg zu glauben, ist der Dunkle König dem Sieg nahe.
Das Auge der Welt enthält genug Macht, um sein Gefängnis zu öffnen. Falls der
Dunkle König irgendeinen Weg gefunden hat, um das Auge der Welt seinem Willen
zu unterwerfen â¦Â«
Rand wünschte, die Lampen im Raum wären
entzündet worden. Der Abend kroch über Caemlyn dahin, und das Feuer im Kamin
gab nicht genug Licht. Er wollte keine Schatten im Raum.
»Was können wir tun?«, platzte Mat
heraus. »Warum sind wir so wichtig? Warum müssen wir in die Fäule gehen? Die
Fäule!«
Moiraine erhob die Stimme keineswegs,
doch sie füllte den Raum und appellierte an sie. Ihr Stuhl beim Kamin erschien
ihnen plötzlich wie ein Thron. In diesem Moment wäre sogar Morgases Pracht in
ihrer Gegenwart verblasst. »Eines können wir tun: Wir können es versuchen. Was
wie Zufall aussieht, ist oft einfach das Muster. Drei Schicksalsfäden haben
sich hier getroffen, und jeder enthielt eine Warnung: das Auge. Das kann kein
Zufall sein, das ist ein Muster! Ihr drei habt nicht gewählt; ihr wurdet vom
Muster erwählt. Und ihr befindet euch hier, wo die Gefahr bekannt ist. Ihr
könnt euch drücken und vielleicht die Welt dem Untergang preisgeben. Wegrennen
und Verstecken wird euch nicht vor dem Weben des Musters bewahren. Oder eben,
ihr versucht es. Ihr könnt zum Auge der Welt gehen, drei Ta´veren , drei Herzstücke des
Musters, um dort zu sein, wo die Gefahr liegt. Lasst das Muster sich dort um
euch herum formen, und ihr könnt möglicherweise die Welt vor dem Schatten
bewahren. Es liegt bei euch. Ich kann euch nicht zum Gehen zwingen.«
»Ich gehe«, sagte Rand und bemühte sich
dabei, entschlossen zu klingen. So sehr er auch versuchte, das Nichts
heraufzubeschwören â immer huschten störende Bilder durch seinen Kopf. Tam und
der Hof und die Herde auf der Weide. Es war ein gutes Leben gewesen; er hatte
niemals wirklich höher hinausgewollt. Es half ein wenig, dass Perrin und Mat
zustimmten. Sie klangen, als seien ihre Münder genauso ausgetrocknet wie
seiner.
»Ich schätze, Egwene und ich haben auch
keine andere Wahl«, sagte Nynaeve.
Moiraine
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