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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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traumähnlich. Ihre Hand kroch mühsam vorwärts, als sie das Avendesora -Blatt gefunden
hatte. Auf dieser Seite befand es sich niedriger im Steinfries, bemerkte Rand.
Es war genau dort, wo sie es auf der anderen Seite angedrückt hatte. Sie
pflückte es und brachte es in die ursprüngliche Position zurück. Er fragte
sich, ob sich das Blatt auf der anderen Seite gleich mit zurückbewegt habe.
    Die Aes Sedai kam mit Aldieb im
Schlepptau hindurch, und dann begannen sich die Torflügel hinter ihr ganz
langsam zu schließen. Sie kam zu ihnen herüber. Der Lichtschein ihrer Laterne
auf dem Tor verschwand, bevor es sich ganz geschlossen hatte. Der immer kleiner
werdende Anblick des Kellers wurde schließlich von der Schwärze verschlungen.
Der eingeschränkte Lichtkreis ihrer Laternen war völlig von Schwärze umgeben.
    Plötzlich schien es ihnen, als seien die
Laternen das einzige Licht, das in der Welt noch vorhanden war. Rand fiel erst
jetzt auf, dass er Schulter an Schulter zwischen Perrin und Egwene eingezwängt
war. Egwene sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an und drückte sich noch mehr
an ihn, während Perrin sich nicht bewegte, ihm aber auch nicht Platz machte. Es
lag etwas Beruhigendes darin, einen anderen Menschen zu berühren, wenn die
ganze Welt gerade von der Dunkelheit verschluckt worden war. Selbst die Pferde
schienen zu fühlen, dass sie von den Kurzen Wegen immer enger aneinander
gedrängt wurden. Nach außen hin unbeeindruckt, schwangen sich Moiraine und Lan
in die Sättel, und die Aes Sedai beugte sich vor, den Arm auf ihren
geschnitzten Stab gestützt, der quer über dem hohen Sattelhorn lag. »Wir müssen
uns auf den Weg machen, Loial.«
    Loial fuhr hoch und nickte lebhaft. »Ja.
Ja, Aes Sedai, Ihr habt Recht. Wir sollten keine Minute länger als notwendig
verharren.« Er deutete auf einen breiten, weißen Streifen unter ihren Füßen,
und Rand trat hastig von ihm herunter. Alle von den Zwei Flüssen taten es ihm
gleich. Rand glaubte, der Boden sei einst ganz glatt gewesen, aber die Glätte
war jetzt durchbrochen, als habe der Stein die Pocken. Die weiße Linie war an
mehreren Punkten unterbrochen. »Dies führt uns vom Eingang zum ersten
Wegweiser. Von hier …« Loial sah sich ängstlich um, doch dann kletterte er ohne
die zuvor an den Tag gelegte Zurückhaltung auf sein Pferd. Es trug den größten
Sattel, den der Stallmeister hatte finden können, aber Loial füllte ihn von
einem Ende zum anderen aus. Seine Beine hingen auf beiden Seiten beinahe bis zu
den Fesseln des Tiers herunter. »Keine Minute länger als notwendig«, murmelte
er. Zögernd saßen die anderen auf.
    Moiraine und Lan flankierten den Ogier,
als dieser der weißen Linie durch die Dunkelheit folgte. Alle anderen folgten so
dicht wie möglich. Die Laternen hüpften über ihren Köpfen auf und ab. Die
Laternen hätten an sich genug Licht spenden müssen, um ein ganzes Haus zu
beleuchten, aber der Lichtschein reichte nur zehn Fuß weit. Die Schwärze hielt
ihn so unvermittelt zurück, als sei er auf eine Wand getroffen. Auch das
Knarren der Sättel und das Klappern der Hufeisen schien mit dem Ende des
Lichtscheins zu enden.
    Rands Hand kehrte immer wieder zu seinem
Schwert zurück. Es war nicht so, dass er glaubte, hier gebe es irgendetwas,
wogegen er sein Schwert hätte gebrauchen können, um sich zu verteidigen. Es
schien vielmehr, dass es überhaupt nichts gab, wo dieses Etwas hätte sein
können. Die Lichtblase um sie herum hätte auch eine von Stein umhüllte Höhle
sein können, aus der kein Weg hinausführte. Die Pferde hätten sich genauso gut
um eine Tretmühle herum bewegen können, so wenig abwechslungsreich war ihre
Umgebung. Er umklammerte den Knauf, als könne der Druck seiner Hand den Stein
wegdrücken, dessen Last er auf sich ruhen fühlte. Wenn er das Schwert berührte,
konnte er sich an die Lehren Tams erinnern. Eine Zeit lang fand er die Ruhe im
Nichts. Aber die Last kehrte immer wieder zurück und zerdrückte das Nichts zu
einer bloßen Höhle in seinem Geist, und dann musste er wieder von vorn beginnen
und Tams Schwert berühren, um sich erneut darauf konzentrieren zu können.
    Es war eine echte Erleichterung, als sich
schließlich doch etwas änderte, auch wenn es nur eine hohe Felsplatte war, die
hochkant vor ihnen aus der

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