Das Rad der Zeit 1. Das Original
an. Mat formte
mit den Lippen lautlos das Wort Manetheren.
Agelmar flüsterte mit einem der Diener,
und während andere den Tisch abdeckten, verschwand dieser Mann und tauchte bald
darauf mit einem Behälter und Tonpfeifen für Lan, Loial und Lord Agelmar auf.
»Tabak von den Zwei Flüssen«, sagte der Herr von Fal Dara, als sie ihre Pfeifen
stopften. »Hier ist er schwer zu bekommen, aber er ist den Preis wert.«
Als Loial und die beiden älteren Männer
zufrieden pafften, sah Agelmar den Ogier an. »Ihr wirkt besorgt, Erbauer. Doch
nicht vom Heimweh gepackt, hoffe ich? Wie lange seid Ihr schon von Eurem Stedding weg?«
»Es ist nicht das Heimweh â so lange bin
ich noch nicht weg.« Loial zuckte die Achseln, und bei dieser Geste ringelte
sich eine blaugraue Rauchwolke aus seiner Pfeife über dem Tisch. »Ich
erwartete, der Hain hier würde noch stehen. Wenigstens ein Ãberbleibsel von
Mafal Dadaranell.«
»Kiserai ti Wansho«, murmelte Agelmar. »Die Trolloc-Kriege hinterlieÃen nichts als
Erinnerungen, Loial, Sohn des Arent, und Menschen, die darauf aufbauten. Sie
konnten die Werke der Erbauer nicht nachmachen, genauso wenig, wie ich das
könnte. Diese ausgefeilten Krümmungen und Muster, die Euer Volk erschuf, können
von menschlichen Augen und Händen nicht nachgeahmt werden. Vielleicht wollten
wir es auch vermeiden, dass uns eine schlechte Imitation immer daran erinnern
würde, was wir verloren hatten. Es liegt eine andere Art von Schönheit in der
Schlichtheit, in einer einzelnen Linie, die gerade so verläuft, in einer
einzelnen Blume zwischen den Felsen. Die Härte des Steins lässt die Blume noch
wertvoller erscheinen. Wir versuchen, nicht zu sehr dem Vergangenen
nachzutrauern. Unter dieser Belastung würde das stärkste Herz brechen.«
»Das Rosenblatt treibt auf dem Wasser«,
zitierte Lan leise. »Der Eisvogel glitzert über dem Teich. Leben und Schönheit
bewegen sich inmitten des Todes.«
»Ja«, sagte Agelmar. »Diese Zeilen haben
auch für mich immer das Ganze symbolisiert.« Die beiden Männer nickten sich zu.
Poesie, und das von Lan? Der Mann war wie eine Zwiebel: Jedes Mal, wenn Rand glaubte,
etwas über den Behüter erfahren zu haben, entdeckte er darunter eine neue
Schicht.
Loial nickte bedächtig. »Vielleicht hänge
ich auch zu sehr am Vergangenen. Und doch, die Haine waren schön.« Er sah den
kahlen Raum an, als sehe er ihn erst jetzt und als finde er ihn sehenswert.
Ingtar erschien und verbeugte sich vor
Lord Agelmar. »Entschuldigt, Herr, aber Ihr wolltet benachrichtigt werden, wenn
irgendetwas Ungewöhnliches geschieht, so unwichtig es auch sein mag.«
»Ja, was gibt es denn?«
»Eine Kleinigkeit, Herr. Ein Fremder
versuchte, in die Stadt zu gelangen. Keiner aus Shienar. Nach seinem Akzent zu
schlieÃen, kommt er aus Lugard. Manchmal jedenfalls scheint er so zu sprechen.
Als die Wächter am Südtor versuchten, ihn zu befragen, lief er weg. Er wurde
gesehen, als er in den Wald lief, doch nur kurze Zeit später fand man ihn an
der Mauer, als er gerade hochklettern wollte.«
»Eine Kleinigkeit!« Agelmars Stuhl
schabte über den Boden, als er aufstand. »Friede! Die Turmwache vernachlässigt
derart ihre Pflichten, dass ein Mann ungesehen die Mauer erreichen kann, und
das nennt Ihr eine Kleinigkeit?«
»Es ist ein Verrückter, Herr.« In Ingtars
Stimme schwang Unsicherheit. »Das Licht behütet Wahnsinnige. Vielleicht hat das
Licht die Augen der Turmwache geblendet und ihm gestattet, die Mauer zu
erreichen. Sicherlich kann ein armer Verrückter keinen Schaden anrichten.«
»Ist er schon zur Festung gebracht
worden? Gut. Bringt ihn her zu mir. Jetzt gleich.« Ingtar verbeugte sich und
ging. Agelmar wandte sich Moiraine zu. »Verzeiht mir, Aes Sedai, aber ich muss
mich darum kümmern. Vielleicht ist es nur eine arme Kreatur, deren Verstand vom
Licht geblendet wurde, aber ⦠Vor zwei Tagen erst fand man fünf unserer eigenen
Leute, wie sie die Scharniere eines der Reitertore ansägten. Nur ein wenig,
aber genug, um Trollocs hereinzulassen.« Er verzog das Gesicht.
»Schattenfreunde, denke ich, obwohl ich es hasse, das von Leuten aus Shienar
anzunehmen. Sie wurden von der Menge in Stücke gerissen, bevor die Wachen sie
gefangen nehmen konnten, deshalb werde ich die Wahrheit nie erfahren. Wenn
schon
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