Das Rad der Zeit 1. Das Original
weitere, und dahinter noch mehr. Um jeden
Steinzylinder herum zog sich spiralförmig eine breite Rampe mit einer
AuÃenmauer. Sie wand sich einmal ganz herum, bevor sie das schwere Tor auf
halber Höhe unter der zinnenbewehrten Turmspitze erreichte. Ein Ausfall aus der
Garnison würde durch die Mauer bis unten hin zum Boden geschützt, doch die
Feinde, die versuchten, das Tor zu erreichen, müssten unter einem Hagel von
Pfeilen und Steinen und heiÃem Ãl aus den groÃen Kesseln, die über ihnen auf
nach auÃen gerichteten Plattformen standen, emporklimmen. Ein groÃer
Stahlspiegel, im Moment vorsichtigerweise von der Sonne weggerichtet,
schimmerte auf jeder Turmspitze unter der auf einem Sockel angebrachten Eisenschüssel,
in der man Signalfeuer entzünden konnte, wenn die Sonne nicht schien. Das
Signal würde von Turm zu Turm weitergespiegelt, weg von der Grenze und immer
weiter zu den Festungen im Herzland, von wo aus die Lanzen losreiten würden, um
den Ãberfall abzuwehren. Jedenfalls würden sie das in normalen Zeiten schaffen.
Männer beobachteten ihren Anmarsch von
den beiden nächsten Turmspitzen aus. Nur ein paar Posten standen auf jeder und
spähten neugierig über die Zinnen. In den besten Zeiten waren die Türme nur
wenig bemannt, eben genug zur Selbstverteidigung, da man sich mehr auf die
starken Mauern verlieà als auf die starken Arme, doch jetzt ritt jeder Mann,
den man entbehren konnte, zum Tarwin-Pass. Der Fall der Türme würde keine Rolle
mehr spielen, falls die Lanzen den Pass nicht halten konnten.
Rand schauderte, als sie zwischen den
Türmen hindurchritten. Es war beinahe, als sei er durch eine Wand aus kühler
Luft geritten. Das hier war die Grenze. Das Land jenseits sah nicht anders aus
als in Shienar, doch dort drauÃen, irgendwo jenseits der kahlen Bäume, lag die
Fäule.
Ingtar hob eine stählerne Faust, um die
Lanzen kurz vor einem einfachen Steinpfosten in Sichtweite der Türme anhalten
zu lassen. Es war ein Grenzpfosten, der die Grenze zwischen Shienar und dem,
was einst Malkier gewesen war, markierte. »Verzeiht, Moiraine Aes Sedai.
Verzeiht, Dai Shan. Verzeiht, Erbauer. Lord Agelmar befahl mir, nicht weiter zu
reiten.« Er klang, als sei er unglücklich und überhaupt vom Leben angewidert.
»Das hatten Lord Agelmar und ich so
vereinbart«, sagte Moiraine.
Ingtar brummte verdrieÃlich. »Verzeiht,
Aes Sedai«, entschuldigte er sich, auch wenn es nicht ernsthaft klang. »Euch
hierher zu begleiten bedeutet, dass wir möglicherweise den Pass nicht erreichen
werden, bevor der Kampf vorüber ist. Ich habe keine Gelegenheit, mit den
anderen zu kämpfen, und andererseits habe ich den Befehl, keinen Schritt weiter
als bis zum Grenzpfosten zu reiten, als ob ich noch nie in der Fäule gewesen
sei. Und Lord Agelmar verschweigt mir den Grund.« Hinter den Gitterstäben
seines Visiers blickten seine Augen bei den letzten Worten die Aes Sedai
fragend an. Er weigerte sich, Rand und die anderen anzublicken, da er erfahren
hatte, dass sie Lan in die Fäule begleiten würden.
»Er kann an meiner statt gehen«, murmelte
Mat Rand zu. Lan sah sie beide scharf an. Mat schlug die Augen nieder und wurde
dunkelrot.
»Jeder von uns hat seinen Anteil am
Muster, Ingtar«, sagte Moiraine mit fester Stimme. »Von hier aus müssen wir
unseren Faden allein weben.«
Ingtars Verbeugung fiel steifer aus, als
es selbst die Rüstung zulieÃ. »Wie Ihr wünscht, Aes Sedai. Ich muss Euch nun
verlassen und scharf reiten, um den Tarwin-Pass zu erreichen. Zumindest dort
ist es mir ⦠gestattet ⦠gegen Trollocs zu kämpfen.«
»Seid Ihr wirklich so kampfbegierig?«,
fragte Nynaeve. »Um gegen Trollocs zu kämpfen?«
Ingtar sah sie verblüfft an und blickte
dann zu Lan hinüber, als solle der Behüter die Erklärung abgeben. »Das ist
meine Aufgabe, Lady«, sagte er dann bedächtig. »Das ist Sinn und Zweck meines
Daseins.« Er erhob eine Hand in ihrem schweren Kampfhandschuh grüÃend in
Richtung Lan. Die offene Handfläche war dem Behüter zugewandt. » Suravye ninto manshima taishite, Dai Shan. Der Friede begleite Euer Schwert.« Dann riss er sein Pferd
herum und ritt mit seinem Bannerträger und seinen hundert Lanzen nach Osten.
Sie ritten in ruhigem, gleichmäÃigem Tempo, so schnell die gepanzerten Pferde
konnten, wenn man die
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