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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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und
fleischig, Wachsblumen, die unter Rands Augen zu verfaulen schienen. Wenn er
durch die Nase einatmete, dann machte ihn der süßlich schwere Verwesungsgeruch
krank; wenn er durch den Mund atmete, würgte er beinahe. Die Luft schmeckte wie
ein Mund voll verdorbenen Fleischs. Unter den Hufen der Pferde platschte es
leise, wenn überreife Früchte bei jedem Schritt zerplatzten.
    Mat beugte sich aus dem Sattel und
übergab sich, bis sein Magen leer war. Rand beschwor das Nichts herauf, doch
Ruhe half wenig gegen die ätzende Säure, die ihm ständig die Kehle hochkam.
Leer oder nicht – Mat würgte eine Meile weiter schon wieder, doch es kam nichts
mehr. Trotzdem wiederholte sich das später. Egwene machte ebenfalls den
Eindruck, als wolle sie sich übergeben, so wie sie ständig schluckte, und
Nynaeves Gesicht war eine bleiche Maske, doch voller Entschlossenheit. Ihr Kinn
war vorgeschoben, und sie sah unverwandt Moiraines Rücken an. Die Dorfheilerin
würde nie zugeben, dass ihr schlecht war, wenn die Aes Sedai es nicht auch
zugab, aber Rand glaubte nicht, dass sie darauf lange warten müsse. Moiraines
Augen waren zusammengekniffen und ihre Lippen blass.
    Trotz der feuchten Hitze wickelte Loial
sich ein Tuch um Nase und Mund. Als er Rands Blick bemerkte, standen Zorn und
Ekel in den Augen des Ogiers. »Ich hatte gehört …«, begann er, die Stimme durch
die Wolle gedämpft, und dann hielt er inne, um das Gesicht zu verziehen und
sich dabei zu räuspern. »Pfui! Es schmeckt wie … Pfui! Ich hatte von der Fäule
gelesen, aber nichts entsprach …« Seine Geste umfasste irgendwie sowohl den
Gestank als auch den krankhaften Pflanzenwuchs. »Dass selbst der Dunkle König
Bäumen so etwas antun kann! Pfui!«
    Der Behüter war von alledem nicht
betroffen, jedenfalls nicht für Rand sichtbar, aber zu seiner Überraschung
zeigte sich auch Perrin unbeeindruckt. Oder jedenfalls nicht so wie die
anderen. Der groß gewachsene Jüngling blickte den Wald der Verderbnis, durch
den sie ritten, so böse wie einen Feind an oder das Banner eines Feindes. Er
strich über die Axt an seinem Gürtel, als sei ihm nicht bewusst, was er da tat,
und führte Selbstgespräche. Dabei knurrte er ein wenig, und zwar auf eine Art,
die Rand die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Selbst im prallen Sonnenschein
glühten seine Augen golden und wild.
    Die Hitze legte sich nicht, als die
blutige Sonne dem Horizont entgegenfiel. In einiger Entfernung erhoben sich im
Norden Berge, höher als die Verschleierten Berge. Sie hoben sich schwarz vom
Himmel ab. Manchmal fuhr eine eisige Böe von den scharf umrissenen Gipfeln bis
herunter zu ihnen. Die stickige Feuchtigkeit schluckte fast alle
Gebirgsfrische, doch was an Kühle spürbar war, war winterkalt, verglichen mit
der Schwüle, die sie nur einen Moment lang verdrängte. Der Schweiß auf Rands
Stirn fror geschwind zu Eiskörnern, und wenn der Wind erstarb, schmolz das Eis
wieder und rann ihm in gezackten Linien die Wangen hinunter. Die drückende
Hitze kehrte noch stärker zurück, als er sie vorher empfunden hatte. Wenn der
Wind auffrischte, vertrieb er den Gestank, doch er hätte auf den Wind gern
verzichtet. Seine Kälte war die Kühle des Grabes, und er wehte ihm den dumpfen
Modergeruch einer soeben geöffneten Gruft in die Nase.
    Â»Wir können die Berge nicht vor Einbruch
der Dunkelheit erreichen«, sagte Lan, »und es ist gefährlich, bei Nacht
weiterzureiten, selbst für einen Behüter allein.«
    Â»Es gibt einen Platz, der nicht sehr weit
weg ist«, sagte Moiraine. »Es wird ein gutes Omen für unsere Aufgabe, wenn wir
dort unser Lager aufschlagen.«
    Der Behüter warf ihr einen ausdruckslosen
Blick zu und nickte zögernd. »Ja. Irgendwo müssen wir schließlich lagern. Es
kann genauso gut dort sein.«
    Â»Das Auge der Welt lag jenseits der
Passhöhe, als ich es fand«, sagte Moiraine. »Es ist besser, die Berge des
Verderbens bei hellem Tageslicht zu überqueren, am Mittag, wenn die Macht des
Dunklen Königs auf dieser Welt am schwächsten ist.«
    Â»Ihr sprecht, als sei das Auge nicht
immer am selben Fleck.« Egwene hatte die Aes Sedai angesprochen, doch es war
Loial, der antwortete: »Keine zwei Ogier haben es jemals am gleichen Fleck
gefunden. Man kann offensichtlich den Grünen Mann dort finden, wo man

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