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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ihren großen braunen Augen fand sich keine
Spur von Heiterkeit.
    Es wäre nur angemessen, dachte er, dass
die zwei Jahre, die er älter war als sie, ihm einen Vorteil verschafften, aber
das war nicht der Fall. Er war nie sehr wortgewandt, wenn er sich mit einem
Mädchen aus dem Dorf unterhielt, aber wenn ihn Egwene eindringlich ansah, die
Augen so groß, als richte sie jeden Funken Aufmerksamkeit auf ihn, dann
stolperte er über jedes Wort. Vielleicht konnte er sich verdrücken, wenn
Nynaeve ausgeredet hatte. Und doch wusste er, dass er nicht gehen würde; er
verstand nur nicht, warum.
    Â»Wenn du damit fertig bist, mich wie ein
Mondkalb anzustarren, Rand al’Thor«, sagte Nynaeve, »kannst du mir vielleicht
erklären, warum ihr über etwas gesprochen habt, wovon ihr drei Jungstiere die
Finger lassen solltet. Das hätte euch euer Verstand sagen müssen.«
    Rand schrak zusammen und riss den Blick
von Egwene los, deren Gesicht ein beunruhigendes Lächeln zeigte, seit die Dorfheilerin
zu sprechen begonnen hatte. Nynaeves Stimme klang beißend, aber auch auf ihrem
Gesicht zeigte sich ein wissendes Lächeln – bis Mat laut loslachte. Da
verschwand das Lächeln der Dorfheilerin, und ihr Blick verwandelte Mats Lachen
in ein Krächzen.
    Â»Also, Rand?«, beharrte Nynaeve.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er, dass
Egwene immer noch lächelte. Was findet sie denn so
lustig? »Es war ganz natürlich, dass wir darauf
kommen mussten, Dorfheilerin«, sagte er hastig. »Der Händler – Padan Fain … äh … Meister Fain – erzählte uns von einem falschen Drachen in Ghealdan und einem
Krieg und den Aes Sedai. Der Dorfrat hielt es für wichtig genug, um mit ihm zu
sprechen. Worüber hätten wir sonst reden sollen?«
    Nynaeve schüttelte den Kopf. »Also
deshalb steht der Wagen des Händlers verlassen herum. Ich hörte, wie die Leute
zu ihm eilten, aber ich konnte Frau Ayellin nicht verlassen, bevor ihr Fieber
sank. Der Dorfrat befragt den Händler über die Ereignisse in Ghealdan, nicht
wahr? Wie ich ihn kenne, stellt er alle möglichen falschen Fragen und keine
richtigen. Da ist schon der Frauenkreis nötig, um etwas Nützliches
herauszubringen.« Sie zog den Umhang fest um die Schultern und verschwand in
der Schenke.
    Als sich die Tür zur Schenke hinter
Nynaeve schloss, kam Egwene auf Rand zu und stellte sich vor ihn hin. Die
Falten waren von ihrer Stirn verschwunden, doch ihr unverwandter Blick machte
Rand nervös. Er sah sich nach seinen Freunden um, aber die gingen und grinsten
breit, während sie ihn so im Stich ließen.
    Â»Du solltest dich nicht in Mats
Dummheiten hineinziehen lassen, Rand«, sagte Egwene genauso ernst wie die Dorfheilerin
zuvor, und plötzlich kicherte sie. »Du hast nicht mehr so verdattert
dreingeblickt, seit Cenn Buie dich und Mat in seinen Apfelbäumen entdeckt hat,
als ihr zehn wart.«
    Er trat von einem Fuß auf den anderen und
schaute sich nach seinen Freunden um. Sie standen nicht weit entfernt. Mat gestikulierte
aufgeregt beim Sprechen.
    Â»Tanzt du morgen mit mir?« Das hatte er
eigentlich nicht sagen wollen. Er wollte wohl mit ihr tanzen, aber gleichzeitig
wollte er auch wieder nicht, weil er sich so unsicher fühlen würde wie immer,
wenn er mit ihr zusammen war. So, wie er sich im Moment auch fühlte.
    Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem
Lächeln. »Am Nachmittag«, sagte sie. »Am Vormittag bin ich beschäftigt.«
    Von den anderen hörte er Perrins Ausruf:
»Ein Gaukler!«
    Egwene wandte sich ihnen zu, doch Rand
legte eine Hand auf ihren Arm. »Beschäftigt? Womit denn?«
    Trotz der Kälte schob sie die Kapuze
zurück und zog das Haar mit beiläufiger Geste über die Schulter nach vorn. Als
er sie das letzte Mal gesehen hatte, waren ihr dunkle Haarwogen bis auf die
Schultern gefallen, von einem roten Stirnband gehalten; doch nun war das Haar
zu einem langen Zopf geflochten.
    Er sah ihren Zopf an, als sei er eine
Viper, und warf einen kurzen Blick hinüber zum Frühlingsbaum, der nun verlassen
auf dem Grün stand, fertig geschmückt für den nächsten Tag. Am Morgen würden
unverheiratete Frauen im heiratsfähigen Alter um den Baum tanzen. Er schluckte
schwer. Irgendwie war ihm nie klar gewesen, dass sie das heiratsfähige Alter
zur gleichen Zeit wie er erreichte.
    Â»Nur weil jemand alt genug zum

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