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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lieben, wenn er Euch
zum Lächeln bringt. Keine Frau verdient die Gewissheit, dass sie statt des
Brautschleiers einen Witwenschleier tragen wird – Ihr am wenigsten von allen.«
Er stellte den unberührten Tee zu Boden und erhob sich. »Ich muss nach den
Pferden sehen.«
    Nynaeve kniete noch immer am gleichen
Fleck, nachdem er längst weg war.
    Schlaf oder nicht, jedenfalls schloss
Rand die Augen. Er glaubte, die Dorfheilerin werde nicht wünschen, dass sie
jemand beim Weinen beobachtete.

KAPITEL 49

    Der Dunkle König rührt sich
    R and erwachte in der
Morgendämmerung. Trüber Sonnenschein hatte seine Augenlider zum Flackern
gebracht, als die Sonne zögernd über die Baumwipfel der Fäule hinwegspähte.
Selbst zu dieser frühen Stunde lastete die Hitze wie eine schwere Decke auf dem
gepeinigten Land. Er lag auf dem Rücken, den Kopf auf der Deckenrolle, und
blickte zum Himmel hinauf. Der Himmel war immer noch blau. Selbst hier schien
er unberührt geblieben zu sein.
    Ãœberrascht stellte er fest, dass er
tatsächlich geschlafen hatte. Eine Minute lang erschien ihm die verschwommene
Erinnerung an ein belauschtes Gespräch wie der Teil eines Traums. Dann sah er
Nynaeves rotgeränderte Augen. Offensichtlich hatte sie nicht geschlafen. Lans
Gesicht wirkte härter als je zuvor, als habe er sich wieder eine Maske
aufgesetzt und denke nicht daran, sie je wieder abzunehmen.
    Egwene ging hinüber und kauerte sich mit
besorgtem Gesicht neben der Dorfheilerin nieder. Er konnte nicht verstehen, was
sie sagten. Egwene sprach, und Nynaeve schüttelte den Kopf. Egwene sagte noch
etwas, und Nynaeve bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sie solle gehen.
Stattdessen beugte sich Egwene noch weiter zu Nynaeve hinunter, und ein paar
Minuten lang unterhielten sich die beiden Frauen ein wenig leiser als vorher.
Nynaeve schüttelte wieder den Kopf. Die Dorfheilerin beendete die Unterhaltung
mit einem kurzen Auflachen, umarmte Egwene und – nach ihrem Gesichtsausdruck zu
schließen – beruhigte sie. Als Egwene sich dann erhob, sah sie den Behüter böse
an. Lan schien es nicht zu bemerken; er blickte überhaupt nicht in Nynaeves
Richtung.
    Rand schüttelte den Kopf und las seine
Siebensachen zusammen. Er wusch Gesicht und Hände hastig und putzte sich die
Zähne mit dem wenigen Wasser, das ihnen Lan zugestanden hatte. Er fragte sich,
ob Frauen wohl die Gedanken der Männer erraten könnten. Der Gedanke war
beunruhigend. Alle Frauen sind Aes Sedai. Dann sagte er sich, dass er wohl schon zu sehr unter dem
Eindruck der Fäule stehe, spülte seinen Mund aus und beeilte sich, den Braunen
zu satteln.
    Es konnte einen erheblich durcheinander
bringen, wenn man bemerkte, dass ihr Lager verschwand, bevor er auch nur die Pferde
erreicht hatte, aber als sein Sattelgurt festgezurrt war, erschien mit einem
Schlag alles wieder, was sich auf der Hügelspitze befand. Jeder beeilte sich.
    Die sieben Türme waren im Licht des
Morgens klar zu erkennen, ferne, abgebrochene Stümpfe wie riesige, unregelmäßig
geformte Hügel, die nur einen Schatten ihrer einstigen Größe darstellten. Die
hundert Seen leuchteten in klarem, durch keine Welle gekräuseltem Blau. An
diesem Morgen durchbrach nichts ihre Oberfläche. Wenn er die Seen und die
Ruinen der Türme so betrachtete, war er fast in der Lage, die kränklichen Dinge
zu ignorieren, die um den Hügel herum wuchsen. Lan schien den Anblick der Türme
nicht zu meiden, genauso wenig, wie er den Anblick Nynaeves mied, aber
irgendwie schaute er doch nie richtig hin und konzentrierte sich ganz darauf,
ihren Aufbruch vorzubereiten.
    Nachdem die Tragekörbe am Packpferd
festgemacht waren, nachdem jeder Krümel und jeder Fleck und jede Spur beseitigt
war und alle anderen auf ihren Pferden saßen, stellte sich die Aes Sedai mitten
auf die Hügelspitze, schloss die Augen und schien nicht einmal mehr zu atmen.
Es geschah nichts, das Rand hätte sehen können – nur Nynaeve und Egwene
zitterten trotz der Hitze und rieben sich heftig die Arme, als wollten sie sich
aufwärmen. Egwenes Hände erstarrten plötzlich auf ihren Unterarmen, und sie
öffnete den Mund und sah die Dorfheilerin an. Bevor sie etwas sagen konnte,
hielt Nynaeve ebenfalls inne und blickte sie scharf an. Die beiden Frauen sahen
sich an, und dann nickte Egwene und grinste, und einen Moment später tat
Nynaeve es ihr

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