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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Haus
wegzurennen, eilte er zum hinteren Teil und achtete nicht auf die monströsen
Kreaturen, die aus dem geborstenen Fenster und der Tür drangen. Rand starrte
ungläubig hinüber. Warum versuchte er nicht zu entkommen? Dann verstand er. Tam
hatte seine Stimme zuletzt vom hinteren Teil des Hauses her vernommen.
»Vater!«, schrie er. »Ich bin hier drüben!«
    Tam wirbelte herum, rannte aber nicht auf
Rand zu, sondern in einem Winkel von ihm weg. »Renn, Junge!«, schrie er und
deutete mit dem Schwert auf etwas vor ihm. »Versteck dich!« Ein Dutzend riesiger
Gestalten hetzte ihm nach. Grelle Schreie und schrilles Heulen brachten die
Luft zum Erzittern.
    Rand zog sich in den Schatten hinter der
Scheune zurück. Er konnte vom Haus aus nicht gesehen werden, falls noch weitere
der Kreaturen sich dort aufhielten. Zumindest im Moment war er sicher. Aber
Tam, der sich bemühte, diese Monster von ihm abzulenken, war es nicht. Seine
Hände verkrampften sich um den Stiel der Hacke, und er musste die Zähne
zusammenbeißen, um ein Auflachen zu verhindern. Ein Hackenstiel. Wenn er einer
dieser Kreaturen mit dem Stiel einer Hacke gegenüberstand, ähnelte das nicht
mehr seinen Stabkämpfen mit Perrin. Aber er konnte Tam nicht mit seinen
Verfolgern allein lassen.
    Â»Wenn ich mich so vorsichtig bewege, als
schliche ich mich an ein Kaninchen an«, flüsterte er in sich hinein, »werden
sie mich nicht bemerken.« Die unheimlichen Schreie hallten in der Dunkelheit
wider, und er versuchte zu schlucken. »Klingt eher nach einem Rudel
verhungernder Wölfe.« Lautlos glitt er aus dem Schatten der Scheune auf den
Wald zu. Sein Griff um den Stiel war so verkrampft, dass die Hände schmerzten.
Zuerst fühlte er sich wohler, als die Bäume ihn umgaben. Sie halfen ihm, sich
vor den Kreaturen zu verstecken. Als er aber weiter durch den Wald schlich,
zerflossen und bewegten sich die Schatten, die der Mond warf, und mit ihnen
schien sich die Dunkelheit des Waldes zu verändern und ebenfalls zu bewegen.
Bäume ragten finster über ihm auf; Äste schienen nach ihm zu greifen. Aber
waren das nur Bäume und Äste? Er konnte beinahe das knurrende, glucksende
Lachen hören, das sie unterdrückten, während sie auf ihn warteten. Das Heulen
von Tams Verfolgern war nicht mehr zu hören, doch in der darauffolgenden Stille
schrak er jedes Mal zusammen, wenn der Wind einen Zweig gegen den anderen
schlug. Tiefer und tiefer duckte er sich und schlich immer langsamer. Er traute
sich kaum zu atmen aus Angst, dass man ihn hören könne.
    Plötzlich legte sich eine Hand von hinten
über seinen Mund, und ein eiserner Griff umspannte sein Handgelenk. Verzweifelt
griff er mit der freien Hand über die Schulter, um den Angreifer irgendwie zu
packen.
    Â»Brich mir nicht den Hals, Junge!«, kam
Tams heiseres Flüstern.
    Erleichterung durchflutete ihn und
verwandelte seine Muskeln in Pudding. Als sein Vater ihn losließ, fiel er auf
Hände und Knie und keuchte, als sei er meilenweit gerannt. Tam legte sich neben
ihn, auf einen Ellenbogen gestützt.
    Â»Ich hatte ganz vergessen, wie sehr du in
den letzten Jahren gewachsen bist«, sagte Tam leise. Seine Augen bewegten sich
beim Sprechen ständig. Er spähte angestrengt in die Dunkelheit hinaus. »Aber
ich musste sichergehen, dass du nicht laut sprichst. Trollocs haben ein fast
ebenso gutes Gehör wie Hunde. Vielleicht sogar ein besseres.«
    Â»Aber Trollocs sind nur …« Rand beendete
den Satz nicht. Keine Gutenachtgeschichte, seit heute nicht mehr. Die Monster
konnten Trollocs sein oder auch der Dunkle König selbst. Er hatte keine Ahnung.
»Bist du sicher?«, flüsterte er. »Ich meine – Trollocs?«
    Â»Ich bin sicher. Was sie allerdings zu
den Zwei Flüssen geführt hat … Vor dem heutigen Abend habe ich noch nie einen
gesehen, aber ich habe mit Männern gesprochen, die sich mit ihnen auskannten,
also weiß ich einiges über sie. Vielleicht genug, um unser Leben zu retten. Hör
genau zu! Ein Trolloc kann im Dunkeln besser sehen als ein Mensch, aber helles
Licht blendet ihn, jedenfalls für eine Weile. Das war wohl der einzige Grund,
warum wir so vielen von ihnen entkommen konnten. Sie können Spuren durch Geruch
oder Geräusche verfolgen, aber man sagt, sie seien faul. Wenn wir ihnen lange
genug davonlaufen, geben sie wahrscheinlich auf.«
    Rand

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