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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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des
Bürgermeisters erschütterten ihn vollends.
    Im zweiten Stock der Schenke befand sich
ein halbes Dutzend sauberer, gut eingerichteter Zimmer mit Blick auf das Grün.
Hier logierten meist Händler oder Leute aus Wachhügel oder Devenritt, und die Kaufleute,
die jedes Jahr kamen, waren oft überrascht, hier solch gemütliche Zimmer
vorzufinden. Drei davon waren belegt, und der Bürgermeister drängte Rand zu
einem der leer stehenden Räume.
    Schnell wurden der Bettüberwurf und die
Decke auf dem breiten Bett zurückgezogen, und Tam wurde auf die dicke
Federmatratze gelegt. Ein Gänsedaunenkissen kam unter seinen Kopf. Er gab
keinen Laut von sich, als er umgebettet wurde, außer seinem heiseren Atmen –
nicht einmal ein Stöhnen –, aber der Bürgermeister tat Rands Ängste mit einer
Handbewegung ab und trug ihm auf, Feuer zu machen, um die Kälte aus dem Raum zu
vertreiben. Während Rand Holz und Zunder aus der Kiste neben dem Kamin nahm,
zog Bran die Vorhänge zurück und ließ das Morgenlicht herein. Dann wusch er sanft
Tams Gesicht. Als der Gaukler zurückkehrte, erwärmte das lodernde Feuer im
Kamin bereits den Raum.
    Â»Sie kommt nicht«, verkündete Thom
Merrilin, als er in das Zimmer stolzierte. Er sah Rand böse an. Seine buschigen
weißen Brauen zogen sich zusammen. »Du hast mir nicht gesagt, dass sie ihn
schon gesehen hat. Sie hat mir fast den Kopf abgerissen.«
    Â»Ich dachte, vielleicht könnte der
Bürgermeister etwas ausrichten …« Die Hände zu zitternden Fäusten geballt,
wandte sich Rand vom Kamin ab und Bran zu. »Meister al’Vere, was kann ich tun?«
Der füllige Mann schüttelte hilflos den Kopf. Er legte ein frisch befeuchtetes
Tuch auf Tams Stirn und vermied es, Rand in die Augen zu sehen. »Ich kann nicht
einfach zuschauen, wie er stirbt, Meister al’Vere! Ich muss etwas tun.« Der
Gaukler machte eine Bewegung, als wolle er etwas sagen. Rand ging eifrig darauf
ein. »Habt Ihr eine Idee? Ich versuche alles!«
    Â»Ich habe mich nur gefragt«, sagte Thom
und stopfte die langstielige Pfeife mit seinem Daumen, »ob der Bürgermeister
weiß, wer den Drachenzahn an seine Tür gekritzelt hat.« Er starrte in den
Pfeifenkopf, sah dann Tam an und steckte die Pfeife zwischen die Zähne, ohne
sie anzuzünden. Er seufzte. »Jemand scheint ihn nicht leiden zu können. Oder
vielleicht kann dieser Jemand seine Gäste nicht leiden.«
    Rand sah ihn enttäuscht an und wandte
sich ab, um ins Feuer zu starren. Seine Gedanken tanzten wie die Flammen, und
wie die Flammen drehten sie sich immer nur um eines. Er würde nicht aufgeben.
Er konnte nicht hilflos herumstehen und zuschauen, wie Tam starb. Mein Vater, dachte er grimmig. Mein Vater. Wenn das Fieber
einmal unterdrückt war, konnte man das auch noch aufklären. Aber zuerst das
Fieber. Nur – wie?
    Bran al’Veres Mund verzog sich, als er
auf Rands Rücken starrte, und der Blick, den er dem Gaukler zuwarf, hätte
gereicht, um einen Bären zurückschrecken zu lassen. Aber Thom sah ihn nur
erwartungsvoll an, als habe er nichts bemerkt.
    Â»Vielleicht hat das einer der Congars
getan oder ein Coplin«, sagte der Bürgermeister schließlich, »nur das Licht
allein weiß, wer. Das ist eine große Brut, und wenn sie jemandem etwas Übles
nachsagen können, dann tun sie es. Im Gegensatz zu denen redet Cenn Buie, als
hätte er Honig auf der Zunge.«
    Â»Die Wagenkolonne, die kurz vor
Sonnenaufgang ankam«, meinte der Gaukler. »Die Leute hatten noch nicht einmal
einen Trolloc aus der Ferne gerochen und wollten nur wissen, wann das Fest
anfange. Als ob die nicht sehen konnten, dass das halbe Dorf niedergebrannt
war.«
    Meister al’Vere nickte erbittert. »Ein
Zweig der Familie. Aber der Rest ist auch nicht viel besser. Dieser Narr Darl
Coplin verbrachte die halbe Nacht damit, von mir zu verlangen, ich solle
Moiraine und Meister Lan aus dem Dorf weisen, als ob ohne sie überhaupt noch ein
Dorf hier stünde.«
    Rand war der Unterhaltung ohne besondere
Aufmerksamkeit gefolgt, aber die letzte Bemerkung reizte ihn zu einer Frage.
»Was haben sie getan?«
    Â»Aus klarem Himmel hat sie einen
Kugelblitz herabgerufen«, erwiderte Meister al’Vere, »und ihn direkt in die
Trollocs hineinzischen lassen. Der kann Bäume zerschmettern. Den Trollocs ging
es nicht

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