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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der
Brücke«, sagte der Gaukler, »wo sie die toten Trollocs beseitigen. Aber sei
vorsichtig, Junge! Aes Sedai haben ihre eigenen Gründe, etwas zu tun, und das
sind manchmal ganz andere, als wir glauben.«
    Letzteres rief er Rand durch die
geöffnete Tür nach. Der musste den Schwertgriff festhalten, damit ihm die
Scheide nicht zwischen die Beine geriet und ihn beim Rennen zu Fall brachte,
doch er nahm sich nicht die Zeit, es abzuschnallen. Er polterte die Treppe
hinunter und stürzte aus der Schenke. Seine Erschöpfung war in diesem
Augenblick vergessen. Eine Chance für Tam, wie klein sie auch sein mochte, war
genug, um dafür die Folgen einer schlaflosen Nacht zu überwinden, wenigstens
für eine Weile. Er wollte nicht daran denken, dass eine Aes Sedai ihm diese
Chance bot und was wohl der Preis dafür sein würde … Er atmete tief ein und
rannte noch schneller.
    Die Bel-Tine-Feuer befanden sich ein
gutes Stück jenseits der letzten Häuser im Norden des Dorfes an der
Westwaldseite der Straße nach Wachhügel. Der Wind trieb die ölig-schwarzen
Qualmsäulen immer noch vom Dorf weg, aber trotzdem lag ein ekelhaft süßer
Gestank in der Luft, als habe man einen Braten um Stunden zu lange am Spieß
geröstet. Rand würgte und schluckte dann schwer, als er die Quelle des Gestanks
erkannte. Ein schöne Bescherung, so etwas mit Bel-Tine-Feuern anzustellen! Die
Männer, die sich um die Feuer kümmerten, hatten sich Tücher über Nase und Mund
gebunden, aber ihren Grimassen konnte man ansehen, dass der Essig, in den sie
die Tücher getaucht hatten, nicht ausreichte. Und wenn er auch den Gestank
besiegte, so wussten sie doch, was sie taten.
    Zwei Männer schnallten die Beine eines
Trollocs von den Zugleinen eines großen Dhurrans ab. Lan, der neben der Leiche
kauerte, hatte die Decke weit genug zurückgezogen, um die Schultern und den
ziegenbockähnlichen Kopf des Trollocs freizulegen. Als Rand sich näherte, löste
der Behüter gerade ein Metallabzeichen – einen blutrot emaillierten Dreizack –
von einer dornenversehenen Schulter der schwarzen Trolloc-Rüstung.
    Â»Ko’bal«, verkündete er, warf das
Abzeichen in die Luft und fing es mit einem Knurren wieder auf. »Damit sind es
jetzt schon sieben Horden.«
    Moiraine, die mit übereinander
geschlagenen Beinen am Boden saß, schüttelte müde den Kopf. Quer über den Knien
lag ihr Wanderstock, der mit geschnitzten Ranken und Blumen bedeckt war, und
ihr Kleid sah so zerknittert aus, als habe sie es zu lange getragen. »Sieben
Horden. Sieben! So viele haben sich seit den Trolloc-Kriegen nicht mehr
zusammengetan. Eine schlechte Nachricht nach der anderen. Ich habe Angst, Lan.
Ich dachte, wir hätten einen Tagesmarsch aufgeholt, aber vielleicht sind wir
noch weiter zurückgefallen als vorher.«
    Rand sah sie an und war nicht in der
Lage, ein Wort herauszubringen. Eine Aes Sedai. Er hatte versucht, sich selbst
zu überzeugen, dass sie nun, da er wusste, was sie war, auch nicht anders als
zuvor aussah, und zu seiner Überraschung war es auch so. Sie wirkte nicht mehr
so frisch – das Haar war wirr, und über die Nase zog sich ein dünner
Rußstreifen –, aber auch nicht allzu sehr verändert. Sicher musste es irgendein
Anzeichen geben, das sie als Aes Sedai kennzeichnete. Andererseits – wenn das
äußere Erscheinungsbild das innere widerspiegelte und die Geschichten zutrafen,
dann sollte sie eher wie ein Trolloc aussehen als wie eine schöne Frau, die
nichts von ihrer Würde verlor, während sie im Schmutz saß. Und sie konnte Tam
helfen. Was es auch immer kosten sollte, das war wichtiger als alles andere.
    Er holte tief Luft. »Frau Moiraine … Ich
meine, Moiraine Sedai.« Beide drehten sich um und sahen ihn an. Er erstarrte
unter ihren Blicken. Das war nicht der ruhige, lächelnde Blick, an den er sich
vom Grün her erinnerte. Ihr Gesicht war müde, doch ihre dunklen Augen gehörten
einem Falken. Aes Sedai. Zerstörer der Welt. Marionettenspieler, die an Fäden
zogen und Throne und Völker tanzen ließen – nach welcher Melodie, das wussten
nur die Frauen von Tar Valon.
    Â»Ein wenig Licht in der Dunkelheit«,
murmelte die Aes Sedai. Sie erhob die Stimme. »Wie steht es mit deinen Träumen,
Rand al’Thor?«
    Er starrte sie verständnislos an.

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