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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fremdartige Krankheiten, die
unsere Medizin nicht heilen kann. Ich habe die Schmerzen deines Vaters
gestillt, aber das Gift des Bösen steckt immer noch in ihm. Wenn man sich nicht
um ihn kümmert, wird es schwellen und ihn verzehren.«
    Â»Aber Ihr verlasst ihn nicht!« Rands
Worte waren halb Bitte und halb Befehl. Er war erschrocken, als er erkannte,
dass er so zu einer Aes Sedai gesprochen hatte, doch sie schien seinen Tonfall
nicht zu bemerken.
    Â»Nein, das tue ich nicht«, stimmte sie
zu. »Ich bin sehr müde, Rand, und ich hatte seit letzter Nacht keine
Möglichkeit, mich auszuruhen. Normalerweise würde das keine Rolle spielen, doch
bei einer solchen Verletzung … Dies hier« – sie nahm ein kleines, in weiße
Seide gehülltes Bündel aus ihrer Tasche – »ist ein Angreal .« Sie sah seinen Gesichtsausdruck. »Du hast schon vom Angreal gehört. Gut.«
    Rand lehnte sich zurück, weiter weg von
ihr und dem Gegenstand, den sie in der Hand hielt. In einigen Geschichten kam
ein Angreal vor, ein Überbleibsel aus dem Zeitalter der Legenden, das von den Aes Sedai
benutzt wurde, um ihre größten Taten zu vollbringen. Er war überrascht, als sie
eine glatte Elfenbeinfigur auspackte, vom Alter dunkel verfärbt. Sie war nicht
länger als ihre Hand und stellte eine Frau in wehenden Gewändern dar, der langes
Haar über die Schultern fiel.
    Â»Wir haben vergessen, wie man sie
herstellt«, sagte sie. »So viel ist verloren gegangen und wird vielleicht nie
wiedergefunden. Es gibt nur noch so wenige. Beinahe hätte der Amyrlin-Sitz mir
nicht gestattet, dieses Stück mitzunehmen. Es war gut für Emondsfelde und für
deinen Vater, dass man mir die Erlaubnis gab. Aber du darfst dich nicht von
deiner Hoffnung beherrschen lassen. Heute kann ich damit nicht viel mehr
erreichen, als ich gestern noch ohne Angreal erreicht hätte. Der Einfluss des Dunklen ist stark. Er hat
Zeit gehabt, sich zu festigen.«
    Â»Ihr könnt ihm helfen«, sagte Rand
leidenschaftlich. »Ich weiß, dass Ihr es könnt.«
    Moiraine lächelte. Nur ihre Lippen
verzogen sich dabei ein wenig. »Wir werden sehen.« Dann wandte sie sich wieder
Tam zu. Sie legte eine Hand auf seine Stirn, und in der anderen hielt sie die
Elfenbeinfigur. Ihre Augen schlossen sich, und sie schien kaum zu atmen.
    Â»Der Reiter, der dir Angst eingejagt
hat«, sagte Lan leise, »das war sicher ein Myrddraal.«
    Â»Ein Myrddraal!«, rief Rand. »Aber die
Blassen sind zwanzig Fuß groß und …« Die Worte erstarben unter dem
erbarmungslosen Grinsen des Behüters.
    Â»Manchmal, Schäfer, übertreiben die
Geschichten. Glaub mir, die Wahrheit über die Halbmenschen ist schrecklich
genug. Halbmensch, Lurk, Blasser, Schattenmann – der Name hängt davon ab, in
welchem Land man sich befindet, aber alle bedeuten Myrddraal. Die Blassen sind
Abkömmlinge von Trollocs, die fast wie die ursprünglichen Menschen wirken, die
von den Schattenlords benützt wurden, um Trollocs zu züchten. Beinahe. Aber
wenn auch die menschlichen Merkmale in ihnen stärker ausgeprägt sind, so ist es
doch der Einfluss des Bösen, der die Trollocs zu Zerrbildern macht.
Halbmenschen haben gewisse Kräfte, und zwar von der Art, wie sie vom Dunklen
König ausgeht. Nur die schwächsten Aes Sedai unterlägen einem Blassen im
Einzelkampf; doch mancher gute und treue Mann ist ihnen zum Opfer gefallen.
Seit den Kriegen, die das Zeitalter der Legenden beendeten, seit die Verlorenen
gebunden wurden, sind die Halbmenschen das Gehirn, das einer Trolloc-Faust
sagt, wo sie zuschlagen soll. In den Tagen der Trolloc-Kriege haben
Halbmenschen die Trollocs in die Schlacht geführt, unter dem Kommando der
Schattenlords.«
    Â»Er hat mir Angst eingejagt«, sagte Rand
sehr leise. »Er hat mich nur angesehen und …« Ihn schauderte.
    Â»Du musst dich deshalb nicht schämen,
Schäfer. Mir jagen sie auch Angst ein. Ich habe Männer gesehen, die ihr ganzes
Leben lang als Soldaten kämpften, und wenn sie einem Halbmenschen
gegenüberstanden, dann erstarrten sie wie ein Kaninchen vor der Schlange. Im
Norden, im Grenzgebiet der Großen Fäule, gibt es ein Sprichwort: ›Der Blick der
Augenlosen bedeutet Angst.‹«
    Â»Die Augenlosen?«, fragte Rand, und Lan
nickte.
    Â»Myrddraal sehen wie Adler, im Dunklen so
gut wie am Tag, aber sie haben

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