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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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keine Augen. Ich kann mir kaum etwas vorstellen,
was noch gefährlicher wäre, als einem Myrddraal gegenüberzustehen. Moiraine
Sedai und ich versuchten, den Myrddraal, der gestern Abend hier war, zu töten,
und wir versagten jedes Mal. Halbmenschen haben das Glück, das vom Dunklen
König ausgeht.«
    Rand schluckte. »Ein Trolloc sagte, der
Myrddraal wolle mit mir sprechen. Ich wusste nicht, was das bedeutete.«
    Lans Kopf fuhr hoch; seine Augen wirkten
wie blaue Edelsteine. »Du hast mit einem Trolloc gesprochen ?«
    Â»Nicht direkt«, stammelte Rand. Der Blick
des Behüters hielt ihn unbarmherzig fest. »Er hat zu mir gesprochen. Er hat
gesagt, er würde mir nicht wehtun, und der Myrddraal wolle mit mir reden. Dann
hat er versucht, mich zu töten.« Er leckte sich die Lippen und rieb die Hände
am genoppten Leder des Schwertgriffs. In kurzen abgehackten Sätzen beschrieb er
seine Rückkehr zum Haus. »Stattdessen habe ich ihn getötet«, endete er. »Mehr
durch Zufall. Er ist auf mich losgesprungen, und ich hatte das Schwert in der
Hand.«
    Lans Gesichtsausdruck wurde etwas
weicher. »Trotzdem ist das bemerkenswert, Schäfer. Bis letzte Nacht gab es
wenige Männer südlich der Grenzgebiete, die von sich behaupten konnten, sie
hätten einen Trolloc gesehen, geschweige denn getötet.«
    Â»Und noch weniger, die einen Trolloc im
Zweikampf getötet haben«, sagte Moiraine müde. »Es ist vollbracht, Rand. Lan,
hilf mir auf!«
    Der Behüter sprang zu ihr hin, aber er war
langsamer als Rand, der zum Bett eilte. Tams Haut fühlte sich kühl an, obwohl
sein Gesicht noch einen fahlen, erschöpften Eindruck machte, als habe er schon
lange keine Sonne mehr gesehen. Seine Augen waren noch geschlossen, aber er
atmete tief und normal im Schlaf.
    Â»Wird er wieder gesund?«, fragte Rand
besorgt.
    Â»Wenn er viel ruht, dann ja«, sagte
Moiraine. »Ein paar Wochen im Bett, und er ist wieder so gesund wie vorher.«
Sie ging unsicher, obwohl sie sich bei Lan eingehakt hatte. Er warf ihren Umhang
und Stock mit einer Handbewegung vom Stuhl, sodass sie sich auf das Kissen
setzen konnte. Mit einem Seufzer ließ sie sich nieder. Dann umwickelte sie
vorsichtig das Angreal und steckte es wieder in ihre Tasche.
    Rand zitterte; er biss sich auf die Unterlippe,
damit er nicht laut loslachte. Gleichzeitig wischte er sich mit einer Hand
Tränen aus den Augen. »Ich danke Euch.«
    Â»Im Zeitalter der Legenden«, fuhr
Moiraine fort, »konnten einige Aes Sedai ein Leben wiederherstellen, wenn nur
der kleinste Funke davon übrig war. Aber diese Tage sind lang vorbei –
vielleicht für immer. So viel ist verloren gegangen; nicht nur das Geheimnis,
wie man ein Angreal anfertigt. So vieles könnte vollbracht werden, doch wir wagen es nicht einmal,
davon zu träumen, falls wir uns überhaupt daran erinnern. Heute gibt es viel
weniger von uns. Einige Talente sind fast verschwunden und viele von denen, die
es immer noch gibt, scheinen schwächer ausgeprägt zu sein. Wir benötigen
heutzutage sowohl den Willen als auch die Kraft, von denen der Körper zehren
kann, sonst können auch die Stärksten von uns keine Heilung mehr vollbringen.
Zum Glück ist dein Vater ein starker Mann, körperlich wie geistig. So
verbrauchte er wohl viel Kraft in seinem Kampf ums Überleben, aber alles, was
noch übrig ist, kann er nun zu seiner Erholung gebrauchen. Das wird einige Zeit
dauern, doch der Einfluss des Bösen ist verschwunden.«
    Â»Ich kann das niemals wiedergutmachen«,
sagte er, ohne die Augen von Tam zu nehmen, »aber ich werde alles für Euch tun,
was in meiner Macht steht!« Als er so neben Tam kniete, meinte er es mit seinem
Versprechen sogar noch ernster als zuvor, doch es fiel ihm immer noch nicht
leicht, sie anzusehen. »Alles. Solang es dem Dorf und meinen Freunden nicht
schadet.«
    Moiraine tat die Worte mit einer
Handbewegung ab. »Wenn du es für nötig hältst. Ich möchte sowieso mit dir
sprechen. Du wirst zweifellos zur gleichen Zeit wie wir das Dorf verlassen, und
dann können wir uns ausführlich unterhalten.«
    Â»Verlassen!«, rief er und stand schnell
auf. »Ist es wirklich so schlimm? Der Wiederaufbau ist bereits in vollem Gange.
Wir sind ziemlich bodenständige Leute hier bei den Zwei Flüssen. Keiner
verlässt jemals das

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