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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sogar
nach Caemlyn. Ich habe gehört, dass in Caemlyn mehr Menschen wohnen als im
ganzen Gebiet der Zwei Flüsse. Dort wären wir sicher.« Er versuchte zu lachen,
doch es klang hohl. »Ich habe früher davon geträumt, Caemlyn zu sehen. Ich
hätte nie geglaubt, dass mein Wunsch auf diese Weise erfüllt würde.«
    Nach langem Schweigen sagte Lan
schließlich: »Ich würde nicht damit rechnen, in Caemlyn in Sicherheit zu sein.
Wenn die Myrddraal dich unbedingt fangen wollen, werden sie auch dort eine
Möglichkeit finden. Mauern können einen Halbmenschen nicht lange aufhalten. Und
du wärst ein Narr, wenn du nicht endlich begreifst, dass sie deiner habhaft
werden wollen.«
    Rand hatte geglaubt, die tiefsten Tiefen
der Niedergeschlagenheit bereits erreicht zu haben, doch nun wurde es noch
schlimmer.
    Â»Es gibt einen sicheren Ort«, sagte
Moiraine sanft, und Rand spitzte die Ohren. »In Tar Valon wärst du bei den Aes
Sedai und den Behütern geborgen. Selbst während der Trolloc-Kriege wagten die
Mächte des Dunklen Königs nicht, die Leuchtenden Mauern anzugreifen. Und als
sie es dennoch taten, führte dieser eine Versuch zu ihrer größten Niederlage
überhaupt. In Tar Valon ist alles Wissen zusammengetragen, das wir Aes Sedai
seit der Zeit des Wahns erwarben. Einige Fragmente gehen sogar auf das
Zeitalter der Legenden zurück. Wenn überhaupt, dann wirst du in Tar Valon
erfahren, warum die Myrddraal nach dir suchen. Warum der Vater der Lügen nach
dir verlangt. Das kann ich dir versprechen.«
    Eine Reise bis zum fernen Tar Valon war
unvorstellbar. Eine Reise an einen Ort, an dem er von Aes Sedai umgeben wäre.
Natürlich hatte Moiraine Tam geheilt – oder es sah wenigstens so aus –, aber es
gab ja noch all diese Geschichten … Es war schon unangenehm genug, sich im
gleichen Raum mit einer Aes Sedai zu befinden, aber in einer Stadt voll von
ihnen? Und immer noch hatte sie ihren Preis nicht genannt. Man musste immer
bezahlen, hieß es in den Geschichten.
    Â»Wie lange wird mein Vater schlafen?«,
fragte er schließlich. »Ich muss es ihm sagen. Er soll nicht aufwachen und
erfahren, dass ich fort bin.« Er glaubte, von Lan einen Seufzer der
Erleichterung zu hören. Er sah den Behüter neugierig an, doch Lans Gesicht war
so ausdruckslos wie immer.
    Â»Es ist unwahrscheinlich, dass er
aufwacht, bevor wir abreisen«, sagte Moiraine. »Ich will bald nach Einbruch der
Dunkelheit aufbrechen. Selbst ein einziger Tag Aufenthalt könnte sich als
tödlich erweisen. Du kannst ihm eine Botschaft hinterlassen.«
    Â»In der Nacht?«, meinte Rand zweifelnd,
und Lan nickte.
    Â»Der Halbmensch wird früh genug
herausfinden, dass wir weg sind. Wir sollten ihm seine Aufgabe nicht
erleichtern.«
    Rand machte sich an den Decken seines
Vaters zu schaffen. Der Weg nach Tar Valon war sehr weit. »In diesem Fall …
werde ich jetzt besser gehen und Mat und Perrin suchen.«
    Â»Darum kümmere ich mich.« Moiraine stand
energisch auf und legte sich schwungvoll den Umhang um. Sie legte ihm eine Hand
auf die Schulter, und er bemühte sich sehr, nicht zusammenzuzucken. Sie drückte
nicht fest zu, doch es war ein eiserner Griff, der ihn so sicher hielt wie der
gegabelte Stock die Schlange. »Es ist am besten, wenn wir all das für uns
behalten. Verstehst du? Die gleichen Leute, die den Drachenzahn auf die Tür der
Schenke kritzelten, könnten uns Schwierigkeiten bereiten, wenn sie Bescheid
wüssten.«
    Â»Ich verstehe.« Er atmete erleichtert
auf, als sie ihre Hand wegnahm. »Ich lasse dir von Frau al’Vere etwas zu essen
bringen«, fuhr sie fort, als habe sie seine Reaktion gar nicht bemerkt. »Dann
solltest du schlafen. Es wird eine anstrengende Reise heute Nacht, selbst wenn
du ausgeruht bist.«
    Die Tür schloss sich hinter ihnen, und
Rand stand da und blickte auf seinen Vater hinunter. Er sah ihn an und sah doch
nichts. Bis zu diesem Moment war ihm nie bewusst gewesen, dass Emondsfelde
ebenso ein Teil von ihm war wie er ein Teil von Emondsfelde. Jetzt wurde es ihm
klar, weil er spürte, dass es dieses Gefühl gewesen war, das gerade in ihm
zerbrochen war. Nun war er irgendwie vom Dorf getrennt. Der Schäfer der Nacht
suchte ihn. Es war unmöglich – er war nur ein Bauer –, aber die Trollocs waren
gekommen, und Lan hatte in einer Hinsicht Recht: Er durfte nicht

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