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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einmal bemerkt, dass sie sich von seinem Vater abgewandt hatte. Er
brauchte wirklich Schlaf; schon der bloße Gedanke ließ ihn gähnen.
    Â»Du kannst das Bett im Nebenzimmer
haben«, sagte der Bürgermeister. »Das Feuer ist angezündet.«
    Rand sah seinen Vater an. Tam schlief
fest. Er musste daraufhin wieder gähnen. »Ich bleibe lieber hier drinnen, wenn
es Euch nichts ausmacht, für den Fall, dass er aufwacht.«
    Was Krankenzimmer betraf, hatte Frau
al’Vere das Sagen, und der Bürgermeister überließ ihr die Entscheidung. Sie
zögerte nur einen Moment, bevor sie nickte. »Aber weck ihn nicht auf. Wenn du
ihn im Schlaf störst …« Er wollte ihr sagen, er werde ihn nicht stören, aber
die Worte wurden von einem erneuten Gähnen erstickt. Sie schüttelte lächelnd
den Kopf. »Du wirst selbst im Nu einschlafen. Wenn du schon hier bleiben
willst, dann leg dich dort ans Feuer. Und trink ein wenig von der
Rindfleischbrühe, bevor du die Augen schließt.«
    Â»Werde ich«, sagte Rand. Er hätte alles
getan, um in diesem Zimmer zu bleiben. »Und ich werde ihn nicht wecken.«
    Â»Das will ich hoffen«, sagte Frau al’Vere
fest, aber nicht unfreundlich. »Ich bringe dir ein Kopfkissen und ein paar
Decken.«
    Als sich die Tür endlich hinter ihnen
schloss, zog Rand den Stuhl ans Bett und setzte sich so hin, dass er Tam
beobachten konnte. Es war ja schön und gut, wenn Frau al’Vere von Schlafen
sprach – sein Kiefer knackte, als er ein weiteres Gähnen unterdrückte –, aber
jetzt konnte er noch nicht einschlafen. Tam wachte vielleicht jeden Moment auf
und würde möglicherweise nur kurz wach bleiben. Wenn das geschah, musste Rand
für ihn da sein.
    Er verzog das Gesicht und drehte sich auf
dem Stuhl ein wenig herum. Er drückte den Schwertgriff von den Rippen weg. Er
hatte ein schlechtes Gewissen, unbedingt jemandem erzählen zu wollen, was
Moiraine ihm eröffnet hatte, aber dies war schließlich Tam. Dies war … Ohne es
zu bemerken, schob sich sein Kinn entschlossen vor. Mein
Vater. Ich kann meinem Vater erzählen, was ich will.
    Er legte den Kopf zurück auf die Lehne.
Tam war sein Vater, und niemand konnte ihm vorschreiben, was er seinem Vater zu
erzählen hatte. Er musste nur wach bleiben, bis Tam erwachte. Er musste nur …

KAPITEL 9

    Was das Rad sagt …
    R ands Herz raste, weil er so
schnell rannte. Voller Grauen starrte er auf die kahlen Hügel, die ihn umgaben.
Dies war kein Ort, an dem der Frühling nur sehr spät einzog; hier hatte es nie
einen Frühling gegeben, und es würde nie Frühling werden. Nichts wuchs in der kalten
Krume, die unter seinen Stiefeln knirschte; nicht einmal kleine Flechten
zeigten sich. Er stolperte vorbei an Felsbrocken, die zweimal so hoch waren wie
er. Die Steine waren mit Staub überzogen, als hätte sie noch nie ein
Regentropfen berührt. Die Sonne war ein aufgedunsener blutroter Feuerball,
feuriger noch als am heißesten Sommertag, und hell genug, um ihm die Augen zu
versengen, und sie hob sich grell vom bleiernen Kessel des Himmels ab. Trotz
der vielen wirbelnden Wolken war kein Hauch einer Brise über dem Land zu
spüren, und trotz der bösartigen Sonne brannte die Luft vor Kälte wie im
tiefsten Winter.
    Rand blickte beim Rennen oft über die
Schulter, doch er konnte seine Verfolger nicht sehen. Nur öde Hügel und
zerklüftete schwarze Berge. Aus vielen dieser Erhebungen stiegen hohe schwarze
Rauchsäulen, die sich mit den wogenden Wolken vereinten. Zwar konnte er seine
Jäger nicht sehen, doch er hörte sie, wie sie hinter ihm herheulten. Kehlige
Stimmen schrien ihre Jagdlust heraus, heulten in Vorfreude auf das Blut, das
bald fließen würde. Trollocs. Sie kamen näher, und seine Kraft war beinahe am
Ende.
    In verzweifelter Hast kletterte er zur
Spitze eines scharfkantigen Grats hinauf und sank dort mit einem Ächzen auf die
Knie. Unter ihm befand sich eine steile Felswand, eine tausend Fuß hohe Klippe,
die in eine riesige Schlucht abfiel. Dicke Nebelschwaden bedeckten den Boden
der Schlucht. Die dichte graue Masse rollte in zornigen Wellen, schlug gegen
die Klippe unter ihm und brach sich daran, doch viel langsamer, als sich je
eine Welle im Ozean bewegt hatte. Nebelfetzen glühten für einen Augenblick rot
auf, als flammten unter ihnen große Feuer, und dann erstarb die

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