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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Existenz
des Dorfes gefährden, nur aus dem Gefühl heraus, Moiraine könne sich irren. Er
konnte es nicht einmal jemandem erzählen; die Coplins würden einen ganz schönen
Wirbel veranstalten. Er musste einer Aes Sedai vertrauen.
    Â»Weck ihn jetzt nicht auf!«, sagte Frau
al’Vere, als der Bürgermeister die Tür hinter sich und seiner Frau schloss.
Unter dem Tuch, das über dem Tablett in ihren Händen lag, duftete es köstlich
und warm. Sie stellte es auf der Truhe an der Wand ab und schob Rand vom Bett
weg.
    Â»Frau Moiraine hat mir gesagt, was er
braucht«, sagte sie sanft, »und dazu gehört nicht, dass du ihm vor Erschöpfung
auf den Kopf fällst. Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht. Lass es nicht
kalt werden.«
    Â»Ich möchte nicht, dass Ihr sie so
nennt«, sagte Bran verdrießlich. »Moiraine Sedai ist die richtige Anrede. Sie
könnte böse werden.«
    Frau al’Vere tätschelte ihm die Wange.
Ȇberlass das getrost mir. Wir beide haben uns lange unterhalten. Und sprich
leise. Wenn du Tam aufweckst, werde ich genauso wild wie Moiraine Sedai.« Sie
legte die Betonung auf Moiraines Titel und zog Brans Beharrlichkeit auf diese
Art ins Lächerliche. »Ihr beiden steht mir bitte nicht im Weg herum.« Mit einem
liebevollen Lächeln in Richtung ihres Mannes wandte sie sich dem Bett und Tam
zu.
    Meister al’Vere sah Rand verdrossen an.
»Sie ist eine Aes Sedai. Die Hälfte der Frauen im Dorf benimmt sich, als hätte
sie einen Sitz im Frauenkreis, und die andere Hälfte, als wäre sie ein Trolloc.
Keine von ihnen scheint zu merken, dass man bei einer Aes Sedai vorsichtig sein
muss. Die Männer schauen sie von der Seite her an, aber wenigstens tun sie
nichts, um sie herauszufordern.«
    Vorsicht!, dachte
Rand. Es war nicht zu spät dafür, vorsichtig zu werden. »Meister al’Vere«,
sagte er langsam, »wisst Ihr, wie viele Bauernhöfe angegriffen wurden?«
    Â»Ich habe nur von zweien gehört, darunter
Eurer.« Der Bürgermeister hielt inne, zog die Stirn kraus und zuckte
schließlich mit den Achseln. »Wenn man betrachtet, was hier geschehen ist, dann
sind das nicht viele. Es sollte mich ja froh stimmen, aber … Na ja, vielleicht
hören wir bald von weiteren.«
    Rand seufzte. Nicht nötig, danach zu
fragen, welcher andere Hof es war. »Konnte man erkennen, was sie im Dorf
eigentlich wollten?«
    Â»Wollten, Junge? Ich weiß nicht, ob sie
irgendwas Bestimmtes wollten, es sei denn, uns alle zu töten. Es war so, wie
ich schon sagte. Die Hunde bellten, und Moiraine Sedai und Lan rannten auf die
Straße, und dann schrie jemand, Meister Luhhans Haus und die Schmiede stünden
in Flammen. Abell Cauthons Haus loderte auf – eigentlich seltsam, es steht ja
in der Dorfmitte. Jedenfalls waren die Trollocs überall. Nein, ich glaube
nicht, dass sie etwas Bestimmtes wollten.« Er lachte kurz und hart, hörte aber
nach einem wachsamen Blick auf seine Frau damit auf. Sie drehte sich nicht um.
»Um die Wahrheit zu sagen«, fuhr er leiser fort, »schienen sie fast genauso
verwirrt wie wir. Ich bezweifle, dass sie erwartet hatten, eine Aes Sedai oder
einen Behüter vorzufinden.«
    Â»Das nehme ich auch an«, sagte Rand mit
einer Grimasse.
    Wenn Moiraine in dieser Hinsicht die
Wahrheit gesagt hatte, dann stimmte wohl auch der Rest. Einen Augenblick lang
überlegte er, ob er den Bürgermeister um Rat bitten solle, aber offensichtlich
wusste Meister al’Vere nicht mehr über die Aes Sedai als jeder andere im Dorf.
Außerdem traute er sich nicht einmal, dem Bürgermeister zu erzählen, was sich
Moiraine zufolge wirklich abspielte. Er wusste nicht, wovor er sich mehr
fürchtete: ausgelacht zu werden oder dass ihm geglaubt wurde. Er rieb seinen
Daumen am Griff von Tams Schwert. Sein Vater war draußen in der Welt gewesen;
er wusste sicherlich mehr über die Aes Sedai als der Bürgermeister. Aber wenn
Tam tatsächlich außerhalb der Zwei Flüsse gewesen war, konnte dann nicht auch
das, was er im Westwald gesagt hatte … Er strich sich mit beiden Händen durchs
Haar und ließ den Gedankengang unvollendet.
    Â»Du brauchst Schlaf, Junge«, sagte der
Bürgermeister.
    Â»Das stimmt«, fügte Frau al’Vere hinzu.
»Du kannst dich ja kaum noch auf den Füßen halten.«
    Rand blinzelte sie erstaunt an. Er hatte
nicht

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