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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seinen Füßen davon, wellige Hügel und flache Ebene … Und er wollte heulen
wie ein übergeschnappter Hund. Die Stadt entfernte sich von ihm. Je schneller
er rannte, desto weiter weg trieben die leuchtenden weißen Mauern und die
Sicherheit. Sie wurde kleiner und kleiner, bis nur ein blasser Fleck am
Horizont übrig war. Die kalte Hand seines Verfolgers griff nach seinem Kragen.
Wenn ihn diese Finger berührten, dann würde er dem Wahn verfallen. Oder noch
schlimmer. Viel schlimmer. Und in dem Moment, als ihn dieses Bewusstsein
überfiel, stolperte und stürzte er …
    Â»Neeeiiin!«, schrie er …
    â€¦ und keuchte, als er auf die
Pflastersteine aufschlug, dass ihm die Luft wegblieb. Erstaunt stand er auf. Er
stand in der Auffahrt zu einer jener wundervollen Brücken, die er gesehen
hatte, wie sie den Strom überspannten. Lächelnde Menschen gingen auf beiden
Seiten an ihm vorbei, Menschen, die in so viele verschiedene Farben gekleidet
waren, dass er an ein Feld wild wachsender Blumen erinnert wurde. Einige von
ihnen sprachen ihn an, doch er verstand sie nicht, obwohl die Worte klangen,
als sollte er sie verstehen. Aber die Gesichter waren freundlich, und die
Menschen winkten ihm zu, er solle weitergehen – über die Brücke mit den
kunstvoll verzierten Steingeländern und weiter zu den leuchtenden, mit Silber
durchsetzten Mauern und den Türmen dahinter. In die Sicherheit, die auf ihn
wartete.
    Er schloss sich der Menge an, die über
die Brücke und durch breite Tore in wuchtigen hohen Mauern in die Stadt
strömte. Drinnen fand er ein Wunderland, wo das unscheinbarste Gebäude noch wie
ein Palast aussah. Es war, als habe man den Erbauern aufgetragen, Stein und
Ziegel und Platten zu ergreifen und damit Schönheit zu erschaffen, die
sterblichen Menschen den Atem raubte. Kein Gebäude, kein Denkmal, das er nicht
mit großen Augen anstarrte. Musik erfüllte die Straßen, hundert verschiedene
Lieder, und alle vereinten sich mit dem Lärm der Menge in einer großartigen,
freudigen Harmonie. Die Düfte süßer Parfüme und aromatischer Gewürze,
wundervoller Speisen und Myriaden von Blumen trieben durch die Luft, als habe
sich jeder Wohlgeruch der Welt hier versammelt.
    Die mit glatten grauen Steinen
gepflasterte Straße erstreckte sich kerzengerade vor ihm bis ins Zentrum der
Stadt. An ihrem Ende ragte ein Turm auf, der breiter und höher war als alle
anderen in der Stadt. Er war so weiß wie frisch gefallener Schnee. In diesem
Turm lagen seine Sicherheit und das Wissen, das er suchte. Aber diese Stadt war
so grandios, wie er es sich nie erträumt hatte. Bestimmt machte es nichts, wenn
er den Gang zum Turm ein wenig hinauszögerte. Er bog in eine engere Straße ein,
wo Jongleure zwischen Ständen mit fremdartigem Obst ihre Kunst zeigten.
    Vor ihm am Ende dieser Straße lag ein
schneeweißer Turm. Derselbe Turm. Ein Weilchen noch, dachte er und umrundete
eine weitere Ecke. Auch am entfernten Ende dieser Straße lag der weiße Turm.
Stur bog er erneut ab und dann wieder, und jedes Mal fiel sein Blick auf den
Alabasterturm. Er drehte sich um, wollte wegrennen – und hielt inne. Vor ihm –
der weiße Turm. Er fürchtete sich davor zurückzublicken, weil er Angst hatte,
der Turm werde sich auch dort zeigen. Die Gesichter um ihn herum waren immer
noch freundlich, doch nun erfüllt von zerschmetterter Hoffnung, Hoffnung, die
er enttäuscht hatte. Immer noch bedeuteten ihm die Leute weiterzugehen,
gestikulierten bittend. Zum Turm hin. In ihren Augen stand verzweifelte Not,
und nur er konnte sie lindern, nur er konnte sie retten. Also gut, dachte er.
Schließlich wollte er sowieso zu diesem Turm gehen. Gleich nachdem er den
ersten Schritt vorwärts getan hatte, verschwand die Enttäuschung von den
Gesichtern der Umstehenden und wandelte sich zu einem Lächeln. Sie gingen mit
ihm mit, und kleine Kinder streuten Blütenblätter vor ihm aus. Er blickte sich
verwirrt um, da er sich fragte, für wen wohl die Blumen bestimmt seien, doch
hinter ihm befanden sich nur weitere lächelnde Menschen, die ihm bedeuteten
weiterzugehen. Sie müssen für mich sein, dachte er und staunte darüber, dass ihm das plötzlich gar
nicht mehr eigenartig vorkam. Das Staunen hielt sich einen Moment und verflog
dann; alles war so, wie es sein sollte.
    Zuerst begann einer dieser Menschen zu
singen, dann

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