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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Häuser besaßen oft nicht mehr. Aviendha hätte Stolz eigentlich verstehen müssen, da sie förmlich vor wildem Stolz und Stärke leuchtete. Ein Stück größer als Elayne und mit dem dicken, dunklen Schultertuch über der hellen Bluse und dem zusammengefalteten grauen Kopftuch, das ihr langes rötliches Haar zurückhielt, sah sie aus wie die sprichwörtliche Weise Frau, dabei war sie nur ein Jahr älter. Weise Frauen, die die Macht lenken konnten, erschienen oftmals jünger, als sie tatsächlich waren, und Aviendha verfügte über die notwendige Erhabenheit. Zumindest in diesem Augenblick, obwohl sie oft genug zusammen gekichert hatten. Ihr einziger Schmuck bestand aus einer langen kandorischen Silberkette, einer Bernsteinbrosche in Form einer Schildkröte und einem breiten Armreif aus Elfenbein; für gewöhnlich waren Weise Frauen regelrecht mit Ketten und Armreifen behängt, aber Aviendha war noch keine Weise Frau, sondern bloß Lehrling. Für Elayne spielte das keine Rolle, aber manchmal ergaben sich daraus Probleme. Manchmal glaubte sie, dass die Weisen Frauen sie ebenfalls als eine Art Lehrling betrachteten, oder zumindest als Studentin. Ein sicherlich alberner Gedanke, aber manchmal …
    Als Elayne den Fuß der Treppe erreichte, richtete Aviendha ihr Schultertuch und fragte: »Hast du gut geschlafen?« Ihr Tonfall war unbefangen, aber in ihrem Blick lag Sorge. »Du hast dir keinen Wein bringen lassen, um besser einschlafen zu können, oder? Ich habe dafür gesorgt, dass dein Wein beim Essen mit Wasser verdünnt war, aber ich habe genau gesehen, wie du den Weinkrug angestarrt hast.«
    »Ja, Mutter«, sagte Elayne honigsüß. »Nein, Mutter. Ich hatte mich gefragt, wo Aedmun einen so guten Jahrgang herbekommen hat, Mutter. Es war eine Schande, ihn zu verwässern. Und ich habe vor dem Schlafengehen die Ziegenmilch getrunken.« Wenn ihr etwas die Schwangerschaftskrankheit brachte, dann die Ziegenmilch! Wenn sie nur daran dachte, dass sie Ziegenmilch einmal gern getrunken hatte.
    Aviendha stemmte die Hände in die Hüften und stellte eine derartige Entrüstung zur Schau, dass Elayne lachen musste. Es gab Unbequemlichkeiten, wenn man ein Kind erwartete, von abrupten Stimmungsschwankungen angefangen über extreme Sensibilität in den Brüsten bis hin zu ständiger Müdigkeit, aber in gewisser Weise war das ewige Verhätscheltwerden am schlimmsten. Im Königlichen Palast wusste jeder, dass sie schwanger war – viele hatten es vor ihr gewusst, was Mins Vorahnungen und ihrem viel zu losen Mundwerk zu verdanken war –, und sie glaubte nicht, als Säugling derart bemuttert worden zu sein. Aber sie erduldete alles mit so viel Anstand, wie sie aufbringen konnte. Jedenfalls meistens. Sie versuchten alle nur zu helfen. Sie wünschte bloß, dass nicht jede Frau, die sie kannte, der Überzeugung sein würde, dass die Schwangerschaft ihr den Verstand genommen hatte. Fast jede Frau, die sie kannte, jene, die selbst noch keine Kinder hatten, waren die Schlimmsten.
    Der Gedanke an ihr Baby – manchmal wünschte sie, Min hätte verraten, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, oder dass Aviendha oder Birgitte sich an Mins genaue Worte erinnern könnten; Min irrte sich niemals, aber die drei hatten in jener Nacht einige Becher Wein getrunken, und Min hatte den Palast verlassen, bevor sie sie hatte fragen können – ließ sie unwillkürlich auch an Rand denken, so wie der Gedanke an ihn sie an ihr Baby denken ließ. Das eine folgte dem anderen so unweigerlich, wie in einer Milchkanne Schaum nach oben stieg. Sie vermisste Rand schrecklich, dabei konnte sie ihn gar nicht vermissen. Ein Teil von ihm, seine Essenz, war ständig in ihrem Hinterkopf präsent, solange sie den Bund nicht verschleierte, direkt neben der Essenz von Birgitte, ihrer anderen Behüterin. Aber der Bund hatte seine Grenzen. Rand hielt sich irgendwo im Westen auf, so weit entfernt, dass sie kaum mehr wusste, als dass er am Leben war. Nicht mehr, obwohl sie fest davon überzeugt war, dass sie es wissen würde, wenn er schwer verletzt wäre. Sie war sich nicht sicher, ob sie genau wissen wollte, was er vorhatte. Nachdem er sie verlassen hatte, war er eine lange Zeit im Süden gewesen, und gerade an diesem Morgen war er mithilfe des Schnellen Reisens in den Westen gegangen. Es verwirrte sie, ihn im einen Augenblick in einer bestimmten Richtung zu spüren und dann im nächsten in einer ganz anderen und noch weiter weg. Er konnte Feinde verfolgen oder vor Feinden

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