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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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so war. Avarhin war ein kleines Adelshaus, einige hielten es sogar für ausgestorben, aber es gab noch eine Tochter, und Shiaine hatte Geld.
    Einer der Türflügel schwang auf, und er riss die Hand hoch, um sich vor dem plötzlichen Lichtglanz zu schützen. Die linke Hand; den Dolch in der rechten hielt er verborgen und bereit. Er blinzelte durch die gespreizten Finger und erkannte die Frau in der einfachen dunklen Dienerinnentracht an der Tür. Nicht, dass ihn das auch nur eine Spur beruhigte.
    »Gebt mir einen Kuss, Falion«, sagte er, als er eintrat. Mit einem anzüglichen Grinsen griff er nach ihr. Natürlich mit der Linken.
    Die Frau mit dem schmalen Gesicht stieß seine Hand zur Seite und schloss die Tür fest hinter ihm. »Shiaine ist mit einem Gast oben im Wohnzimmer«, sagte sie ruhig, »und die Köchin ist in ihrer Kammer. Sonst ist niemand im Haus. Hängt Euren Umhang an die Garderobe. Ich lasse sie wissen, dass Ihr da seid, aber vielleicht müsst Ihr warten.«
    Hanlon ließ das Grinsen verschwinden und die Hand sinken. Trotz ihres alterslosen Gesichts konnte man Falion bestenfalls als ansehnlich beschreiben, und selbst das strapazierte die Wahrheit, wenn man ihren eisigen Blick und die kalte Art in Betracht zog. Sie war kaum die Art von Frau, an der er mit Begeisterung herumgefummelt hätte, aber anscheinend wurde sie von einem der Auserwählten bestraft, und er war ein Teil der Strafe, was die Sachlage veränderte. Bis zu einem gewissen Grade. Mit einer Frau ins Bett zu gehen, die keine andere Wahl hatte, hatte ihn nie gestört, und Falion hatte nun wirklich keine. Ihre Dienerinnentracht entsprach der Wahrheit; sie tat die Arbeit von fünf Frauen, als Leibdienerin, Küchenmagd und Mädchen für die Nachttöpfe, sie schlief, wenn sie die Zeit dafür fand, und zuckte zusammen, wenn Shiaine auch nur die Stirn runzelte. Ihre Hände waren rau und rot vom Wäschewaschen und Bödenschrubben. Aber sie würde ihre Bestrafung vermutlich überleben, und das Letzte, was er wollte, war eine Aes Sedai mit einem persönlichen Groll auf Daved Hanlon. Nicht, wenn sich die Umstände ändern konnten, bevor er Gelegenheit hatte, ihr ein Messer ins Herz zu stoßen. Mit ihr eine Übereinkunft zu treffen war aber einfach gewesen. Sie schien alles praktisch zu sehen. Wenn die anderen dabei waren, tatschte er jedes Mal, wenn sie in Reichweite kam, an ihr herum, und wenn genug Zeit war, schleppte er sie in die winzige Dienstbotenkammer oben unter dem Dach. Dort zerwühlten sie dann die Laken, setzten sich in der Kälte auf das schmale Bett und tauschten Informationen aus. Obwohl er ihr auf ihr Drängen hin ein paar blaue Flecke verpasste, nur für den Fall, dass Shiaine nachsah. Er hoffte, dass sie sich daran erinnern würde, dass sie ihn dazu gedrängt hatte.
    »Wo sind die anderen?«, sagte er, nahm schwungvoll den Umhang ab und hängte ihn auf die mit Leopardenschnitzereien verzierte Garderobe. Das Hallen seiner Stiefel auf den Bodenfliesen wurde von der hohen Decke der Eingangshalle zurückgeworfen. Es war eine hübsche Halle, mit bemalten Stucksimsen und mehreren aufwendig gestalteten Wandteppichen, die auf mit Schnitzwerk versehenen Wandpaneelen hingen. Das Holz war auf Hochglanz poliert und wurde von Spiegelkandelabern beleuchtet, die ausreichend vergoldet waren, um in den Königlichen Palast zu passen. Aber er sollte zu Asche verbrennen, wenn es hier drinnen viel wärmer als draußen war. Falion betrachtete den Dolch in seiner Hand mit hochgezogener Braue, und er schob ihn mit einem schmalen Lächeln in die Scheide. Er konnte ihn wieder schneller in der Hand halten, als es jemand für möglich gehalten hätte, und sein Schwert fast genauso schnell. »In der Nacht sind die Straßen voller Diebe.« Trotz der frostigen Luft zog er die Panzerhandschuhe aus und steckte sie hinter den Schwertgürtel. Alles andere hätte möglicherweise den Anschein erweckt, dass er sich in Gefahr glaubte. Und falls es zum Schlimmsten kam, sollte der Brustharnisch eigentlich reichen.
    »Ich weiß nicht, wo Marillin ist«, sagte sie über die Schulter, da sie sich bereits abgewandt und die Röcke für die Treppe geschürzt hatte. »Sie ist vor Einbruch der Nacht gegangen. Murellin ist mit seiner Pfeife im Stall. Wir können reden, nachdem ich Shiaine von Eurer Ankunft unterrichtet habe.«
    Er sah ihr hinterher und grunzte. Murellin, ein hünenhafter Bursche, den Hanlon nicht im Rücken haben wollte, war in den Stall hinter dem Haus verbannt

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