Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
weißen Streifen auf der Nase. Manchmal glaubte sie einen kleinen Teil dessen erahnen zu können, was Siuan für diesen Mann empfand. Manchmal glaubte sie, jede Mühe wäre gerechtfertigt gewesen, die es kosten würde, ihn aus der Ruhe zu bringen, nur um zu sehen, wie er seine Beherrschung verlor.
Unglücklicherweise kannte sie die Antwort auf ihre Frage genauso gut wie er. Sie traf zumindest auf Männer zu, die zu Soldaten wurden. O ja, es gab Männer, die loseilten, um eine Sache zu unterstützen oder das zu verteidigen, was ihnen am Herzen lag, und manche suchten Abenteuer, was auch immer sie dafür hielten, aber es war schlichtweg eine Tatsache, dass ein Mann für das Tragen eines Speers am Tag das Doppelte von dem verdiente, was er hinter dem Pflug eines anderen Mannes bekam, und er bekam noch einmal die Hälfte mehr, wenn er gut genug reiten konnte, um sich der Kavallerie anzuschließen. Ein Mann, der für einen anderen arbeitete, konnte davon träumen, eines Tages seinen eigenen Hof oder Laden zu besitzen, oder einen Anfang zu haben, auf dem seine Söhne aufbauen konnten, aber er hatte auch sicherlich die Tausende von Geschichten gehört, in denen Männer, die sich fünf oder zehn Jahre als Soldaten verdungen hatten, mit genügend Gold nach Hause kamen, um ein bequemes Leben zu führen, Geschichten von ganz gewöhnlichen Männern, die zu Generälen oder Lords aufstiegen. Für einen armen Mann, hatte Gareth schlicht gesagt, der eine Pike entlangstarrte, konnte es eine bessere Aussicht sein als das Hinterteil des Zugpferds, das einem anderen Mann gehörte. Selbst wenn es wahrscheinlicher war, dass er durch eine Pike starb, statt Ruhm und Reichtum zu ernten. Eine bittere Betrachtungsweise, aber sie vermutete, dass die meisten der Männer auf den Schiffen es genauso sahen. Und genauso hatte sie ihr Heer zusammenbekommen. Für jeden Mann, der die Usurpatorin vom Amyrlin-Sitz gezerrt sehen wollte, für jeden Mann, der überhaupt wusste, wer Elaida war, hatten zehn wenn nicht sogar hundert des Soldes wegen angeheuert. Einige der Männer auf dem Schiff hoben die Hände, um den Wächtern auf den Hafenwällen zu zeigen, dass sie keine Waffen hielten.
»Nein«, sagte sie, und Lord Gareth seufzte. Seine Stimme blieb ruhig, aber seine Worte waren kaum tröstlich, als er sprach.
»Mutter, solange die Häfen offen bleiben, wird Tar Valon besser versorgt sein, als wir es sind, und statt vom Hunger geschwächt zu werden, wird die Burgwache größer und stärker. Ich bezweifle sehr, dass Elaida Chubain einen Ausfall auf unsere Truppen erlauben wird, sosehr ich mir das auch wünschen würde. Jeder Tag, den Ihr abwartet, wird die Schlachterrechnung, die früher oder später bezahlt werden muss, nur noch erhöhen. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es am Ende zu einem Sturmangriff kommen wird, und das hat sich auch nicht geändert, aber alles andere schon. Lasst die Schwestern mich und meine Männer im Inneren der Stadtmauern absetzen, und ich kann Tar Valon erobern. Es wird nicht sauber sein. Das ist es nie. Aber ich kann die Stadt für Euch nehmen. Und es werden weniger sterben, als wenn Ihr es hinauszögert.«
Ihr Magen zog sich so fest zusammen, dass sie kaum Luft bekam. Schritt für Schritt führte sie die Novizinnenübungen durch, um den Knoten zu lösen. Das Ufer hält den Fluss, führt ihn, ohne ihn zu kontrollieren. In ihr breitete sich Ruhe aus.
Zu viele Leute waren Zeugen der Benutzung von Wegetoren geworden, und in gewisser Weise repräsentierte Gareth die schlimmsten von ihnen. Sein Geschäft war der Krieg, und darin war er sehr gut. Sobald ihm klar geworden war, dass mehr als nur eine kleine Gruppe ein Wegetor passieren konnte, hatte er die Konsequenzen erkannt. Selbst die großen Mauern von Tar Valon, die jenseits der Reichweite eines jeden Belagerungskatapults lagen, das nicht auf einer Barke schwamm, und die mit der Macht verstärkt werden konnten, bis nicht einmal das größte Katapult ihnen etwas anhaben konnte, hätten genauso gut aus Papier bestehen können, wenn sie gegen ein Heer antraten, das das Schnelle Reisen beherrschte. Aber ob nun Gareth Bryne es begriffen hatte oder nicht, andere Männer würden die Idee aufgreifen. Die Asha’man hatten es anscheinend bereits getan. Der Krieg war schon immer hässlich gewesen, jetzt würde er noch hässlicher werden.
»Nein«, beharrte sie. »Ich weiß, dass Menschen sterben werden, bevor das hier vorbei ist.« Das Licht sollte ihr beistehen, sie brauchte nur
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