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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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erstreckten sich zwischen gleichermaßen geraden Reihen großer grauer oder muschelweißer Zelte, die größtenteils Flicken aufwiesen. Jeder Mann konnte nach einem Trompetensignal in der Zeit, in der man bis fünfzig zählte, aufgesessen und kampfbereit sein, und seine Wachen waren so aufgestellt, dass gewährleistet war, dass sie diese Zeit und mehr auch hatten. Selbst das Lager des Trosses mit seinen Zelten und Wagen einhundert Schritte weiter südlich war ordentlicher als das der Soldaten, die die Stadt belagerten, so als wären sie dem Beispiel der Saldaeaner gefolgt. Jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt.
    Als er mit seiner Eskorte angeritten kam, strömten Männer schnell und grimmig zu den Pferdeseilen, so als wäre das Signal zum Aufsitzen ertönt. Mehr als einer hatte das Schwert gezogen. Stimmen riefen ihm entgegen, aber beim Anblick einer großen Menge Männer und Frauen – es waren hauptsächlich Frauen –, die in der Lagermitte versammelt war, verspürte er plötzlich ein taubes Gefühl in seinem Inneren. Er stieß mit den Fersen zu, und Schnellhuf verfiel in Galopp. Er wusste nicht, ob ihm jemand folgte oder nicht. Er hörte nichts außer dem Pochen seines Bluts in den Ohren, sah nichts außer der Menge vor seinem eigenen hoch aufragenden Zelt. Das Zelt, das er mit Deira teilte.
    Er zügelte nicht einmal das Pferd, als er die Menge erreichte, sondern sprang einfach aus dem Sattel und landete laufend auf dem Boden. Er hörte die Leute sprechen, ohne wahrzunehmen, was sie sagten. Sie wichen vor ihm zurück und öffneten einen Pfad zu seinem Zelt; er hätte sie sonst über den Haufen gelaufen.
    Hinter der Schwelle kam er zum Stehen. Das Zelt war groß genug, um zwanzig Soldaten einen Schlafplatz zu gewähren, aber nun drängten sich Frauen bis zu den Wänden, die Ehefrauen von Adligen und Offizieren, aber sein suchender Blick fand schnell seine eigene Frau. Deira saß auf einem Klappstuhl in der Mitte des Teppichs, und das Gefühl der Taubheit verschwand. Ihm war klar, dass sie eines Tages sterben würde – das würden sie beide –, aber er fürchtete nur eines: ohne sie leben zu müssen. Dann sah er, dass einige der Frauen ihr halfen, das Gewand bis zur Taille abzustreifen. Eine andere drückte ein zusammengefaltetes Tuch gegen Deiras linken Arm, und der Stoff verfärbte sich rot, während Blut den Arm hinunterströmte und von ihren Fingern in eine auf den Teppich gestellte Schüssel tropfte. In der Schüssel befand sich bereits eine beträchtliche Menge dunkles Blut.
    Sie sah ihn im gleichen Augenblick, und ihre Augen blitzten in einem Gesicht auf, das viel zu blass war. »Das kommt davon, wenn man Ausländer in seine Dienste nimmt«, sagte sie wild und drohte ihm mit dem Dolch in ihrer rechten Hand. So groß wie die meisten Männer, ein paar Fingerbreit größer als er, und wunderschön, wurde ihr Gesicht von rabenschwarzem, mit weißen Strähnen durchzogenem Haar eingerahmt; sie hatte ein dominierendes Auftreten, das herrisch werden konnte, wenn sie wütend war. Selbst wenn sie sich offensichtlich kaum aufrecht halten konnte. Die meisten Frauen hätte es verunsichert, in Anwesenheit ihres Gemahls vor so vielen Menschen nackt bis zur Taille zu sitzen. Aber nicht Deira. »Wenn du nicht immer darauf beharren würdest, schnell wie der Wind zu reisen, könnten wir gute Männer von unseren eigenen Gütern haben, um alles Notwendige zu erledigen.«
    »Ein Streit mit der Dienerschaft, Deira?«, sagte er und hob eine Braue. »Ich hätte nie gedacht, dass du mit Messern auf sie losgehst.« Ein paar Frauen warfen ihm kühle Seitenblicke zu. Nicht jeder Mann und seine Frau gingen so miteinander um wie er und Deira. Manche hielten sie für merkwürdig, weil sie sich nur selten anschrien.
    Deira sah ihn stirnrunzelnd an, dann gab sie ein kurzes, unwillkürliches Lachen von sich. »Ich werde am Anfang beginnen, Davram. Und es langsam erzählen, damit du auch mitkommst«, fügte sie mit einem schmalen Lächeln hinzu und hielt inne, um der Frau zu danken, die ein weißes Leinentuch um ihren nackten Oberkörper drapiert hatte. »Ich kehrte von meinem Ausritt zurück und ertappte zwei seltsame Männer dabei, wie sie unser Zelt durchwühlten. Sie zogen Dolche, also schlug ich den einen mit einem Stuhl nieder und versetzte dem anderen einen Stich.« Sie bedachte ihren verletzten Arm mit einer Grimasse. »Nicht gut genug, da es ihm gelang, mich zu verletzen. Dann kamen Zavion und ein paar der anderen herein, und die

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