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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die wichtigste Sache auf der Welt. »Macht mit eurer Arbeit weiter. Trödelt nicht herum.« Die Frau war keine Ebou Dari, aber sie hatte deren Art offensichtlich in sich aufgesogen. Einen Augenblick später polterten draußen Stiefel die Treppe hinunter. Anscheinend hatte sich auch Harnan zu lange in Ebou Dar aufgehalten.
    Tuon drehte die neue Tasse in ihrer Hand, als wollte sie die aufgemalten Blumen studieren, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das so kurz währte, dass Mat beinahe glaubte, es sich nur eingebildet zu haben. Sie war mehr als nur hübsch, wenn sie lächelte, aber es war eines jener Lächeln, das besagte, dass sie Dinge wusste, die ihm unbekannt waren. Wenn sie so weitermachte, würde er einen Schluckauf bekommen. »Man wird mich nicht für eine Dienerin halten, Spielzeug.«
    »Mein Name ist Mat, nicht … diese andere Sache«, sagte er, stellte sich auf die Füße und belastete vorsichtig seine Hüfte. Überraschenderweise schmerzte sie nach der Bekanntschaft mit dem Boden nicht stärker. Tuon hob eine Braue und wog die Tasse in der Hand. »Ich konnte den Zirkusleuten ja wohl kaum sagen, dass ich die Tochter der Neun Monde entführt habe«, sagte er verzweifelt.
    »Die Hochlady Tuon, Bauer!«, sagte Selucia entschieden. »Sie ist unter dem Schleier!« Schleier? Tuon hatte im Palast einen Schleier getragen, jetzt aber nicht.
    Die kleine Frau machte eine anmutige Geste, eine Königin, die eine Gnade erwies. »Das ist nicht von Bedeutung, Selucia. Er ist unwissend. Noch. Wir müssen ihn unterrichten. Aber Ihr werdet diese Geschichte ändern, Spielzeug. Ich werde keine Dienerin sein.«
    »Es ist zu spät, um etwas zu ändern«, sagte Mat und behielt die Tasse im Auge. Ihre Hände sahen zerbrechlich aus, jetzt, da die langen Fingernägel kurz geschnitten waren, aber er erinnerte sich, wie schnell sie sein konnten. »Niemand hat von Euch verlangt, als Dienerin zu arbeiten.« Luca und seine Frau kannten die Wahrheit, aber es war eine Erklärung erforderlich gewesen, warum Tuon und Selucia in diesem Wagen eingesperrt worden waren und unter Bewachung standen. Die perfekte Lösung war die Geschichte von zwei Dienerinnen gewesen, die wegen Diebstahls entlassen werden sollten und die Flucht ihrer Herrin mit ihrem Liebhaber verraten wollten. Für Mat hatte das perfekt geklungen. Für das Zirkusvolk machte es die Sache nur noch romantischer. Er hatte befürchtet, Egeanin würde ihre Zunge verschlucken, als er es Luca erklärte. Vielleicht hatte sie ja gewusst, wie Tuon das aufnehmen würde. Beim Licht, fast wünschte er, die Würfel würden verstummen. Wie sollte ein Mann mit so etwas im Kopf nachdenken können?
    »Ich konnte Euch nicht zurücklassen, damit Ihr Alarm schlagt«, fuhr er geduldig fort. Das stimmte auch, gewissermaßen. »Ich weiß, dass Frau Anan es Euch erklärt hat.« Er dachte daran zu erklären, dass ihn seine blank liegenden Nerven zu der Behauptung veranlasst hatten, sie sei seine Frau – sie musste ihn für völlig verrückt halten! –, aber es schien am besten, das gar nicht mehr zu erwähnen. Wenn sie die Sache auf sich beruhen ließ, umso besser. »Ich weiß, dass sie es Euch bereits gesagt hat, aber ich verspreche, dass Euch keiner etwas antun wird. Wir sind nicht auf Lösegeld aus, wir wollen nur unsere Köpfe auf den Schultern behalten. Sobald ich weiß, wie ich Euch unversehrt nach Hause zurückschicken kann, werde ich das tun. Das verspreche ich Euch. Bis dahin werde ich es Euch so bequem machen, wie es mir möglich ist. Ihr werdet Euch nur mit dem anderen abfinden müssen.«
    Tuons große dunkle Augen funkelten, ein Wärmegewitter am Nachthimmel, aber sie sagte: »Es hat den Anschein, als müsste ich abwarten, was Eure Versprechungen wert sind, Spielzeug.« Zu ihren Füßen fauchte Selucia wie eine nass gespritzte Katze und drehte den Kopf, als wollte sie widersprechen, aber Tuon gestikulierte mit der linken Hand, und die Frau mit den blauen Augen errötete und verstummte. Manchmal benutzte das Blut etwas Ähnliches wie die Aiel-Handsprache bei ihren hochrangigen Dienern. Mat wünschte sich, er könnte die Signale verstehen.
    »Beantwortet mir eine Frage, Tuon«, sagte er.
    Er glaubte, Setalle »Narr« murmeln zu hören. Selucia biss die Zähne zusammen, und in Tuons Augen funkelte es gefährlich, aber wenn sie ihn weiterhin »Spielzeug« nannte, wollte er verdammt sein, wenn er ihr ihre Titel zugestand.
    »Wie alt seid Ihr?« Er hatte gehört, dass sie nur wenige

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