Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
und sie würden schließlich besiegt werden. Es war die Erwähnung dessen, was die Verlorenen vor zwölf Tagen getan hatten, das sie die Miene verziehen ließ, trotz ihrer Bemühungen, ihr Gesicht unbewegt zu halten. So viel Macht, die an einer Stelle gelenkt worden war, das konnte kein anderer gewesen sein. Sie vermied nach Möglichkeit, darüber nachzudenken, was sie damit wohl versucht hatten. Oder noch schlimmer, was sie damit möglicherweise erreicht hatten. Ein zweites Zucken rührte daher, dass der Vorschlag, mit den Asha’man den Bund einzugehen, nun ihr zugeschrieben wurde. Aber das war von dem Augenblick an unvermeidlich gewesen, in dem sie Tarnas Vorschlag Tsutama präsentiert und sich zugleich gegen die Explosion gewappnet hatte, die ihrer Überzeugung nach erfolgen musste. Sie hatte sogar das Argument benutzt, Zirkel durch Männer zu vergrößern, um der monströsen Zurschaustellung der Einen Macht entgegentreten zu können. Überraschenderweise hatte es keine Explosion gegeben, noch nicht einmal eine große Reaktion. Tsutama hatte lediglich gesagt, sie würde darüber nachdenken, und darauf bestanden, dass man ihr die relevanten Schriften über Männer und Zirkel aus der Bibliothek brachte. Das dritte und stärkste Zucken kam daher, mit Javindhra zusammenarbeiten zu müssen, dass man ihr diese Aufgabe überhaupt aufbürdete. Sie hatte im Moment mehr als genug zu tun, davon abgesehen war es immer eine Qual, mit Javindhra zusammenarbeiten zu müssen. Die Frau hatte grundsätzlich immer Einwände gegen alles, was nicht von ihr selbst kam. Fast alles.
Javindhra war vehement dagegen gewesen, mit Asha’man den Bund einzugehen, die Vorstellung, dass Rote Schwestern überhaupt mit einem Mann den Behüterbund eingehen sollten, hatte sie fast genauso entsetzt wie die Idee, den Bund mit Männern einzugehen, die die Macht lenken konnten, aber jetzt, da die Höchste es befohlen hatte, war sie matt gesetzt. »Elaida wird das niemals erlauben«, murmelte sie.
Tsutamas funkelnder Blick fixierte sie. Die knochige Frau schluckte schwer.
»Elaida wird es nicht erfahren, bevor es zu spät ist, Javindhra. Ich hüte ihre Geheimnisse, so gut ich kann, weil sie aus den Roten erhoben wurde – ob es nun die Katastrophe beim Angriff auf die Schwarze Burg ist oder die bei den Brunnen von Dumai. Aber sie ist der Amyrlin-Sitz aller Ajah und keiner. Das bedeutet, dass sie nicht mehr zu den Roten gehört, und das ist Sache der Ajah und nicht ihre.« Ein gefährlicher Tonfall schlich sich in ihre Stimme ein. Und sie hatte nicht einmal geflucht. Das bedeutete, dass sie am Rand eines Wutanfalls stand. »Stimmt Ihr da nicht mit mir überein? Wollt Ihr Elaida trotz meiner ausdrücklichen Wünsche informieren?«
»Nein, Höchste«, erwiderte Javindhra schnell, dann versteckte sie das Gesicht hinter der Teetasse. Seltsamerweise schien sie ein Lächeln zu verbergen.
Pevara beschränkte sich darauf, den Kopf zu schütteln. Wenn es getan werden musste, und sie war davon überzeugt, dass es so war, dann musste man Elaida im Dunkeln lassen. Was gab es da zu lächeln? Zu viele Verdächtigungen.
»Ich bin sehr froh, dass ihr beide mir zustimmt«, sagte Tsutama trocken und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Und jetzt lasst mich allein.«
Sie blieben nur noch lange genug, um die Tassen abzustellen und einen Knicks zu machen. Bei den Roten gehorchte jeder, wenn die Höchste sprach, die Sitzenden eingeschlossen. Gemäß dem Ajah-Gesetz gab es als einzige Ausnahme lediglich die Abstimmung im Saal, obwohl einige der Frauen in dieser Position es geschafft hatten, dass jede Abstimmung so nahe an ihren Herzenswunsch herankam, wie sie wünschten. Pevara war davon überzeugt, dass Tsutama eine von ihnen sein wollte. Dieser Kampf würde ausgesprochen unerfreulich werden. Sie hoffte nur, dass sie genauso gut austeilen wie einstecken konnte.
Draußen auf dem Korridor murmelte Javindhra etwas von Korrespondenz und schoss über die weißen, mit der roten Flamme von Tar Valon markierten Fliesen, bevor Pevara auch nur ein Wort sagen konnte. Nicht dass sie etwas hatte sagen wollen, aber diese Frau würde so gut wie nichts tun, so sicher Pfirsiche giftig waren, und ihr die ganze Sache überlassen. Beim Licht, das war das Letzte, was sie brauchte, zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt.
Sie blieb nur lange genug in ihrem Gemach, um die Stola mit den langen Fransen zu holen und nach der Zeit zu sehen – eine Viertelstunde vor Mittag; sie war beinahe
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