Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
schlanke Braune wie angewurzelt stehen bleiben ließ. Annoura bewegte sich unbehaglich. Sie war kein Lehrling, und Seonids und Masuris Beziehung zu den Weisen Frauen gefiel ihr nicht. Sie versuchten sie ebenfalls mit einzubeziehen, und manchmal hatten sie Erfolg damit.
»Janina wird sich darum kümmern«, sagte Edarra. »Sie ist darin geschickter als Ihr, Masuri Sokawa.«
Masuri presste die Lippen zusammen, schwieg aber. Die Weisen Frauen waren durchaus dazu fähig, eine Schülerin zu prügeln, weil sie zum falschen Zeitpunkt den Mund aufmachte, selbst wenn sie Aes Sedai war. Sulin führte Janina, eine flachshaarige Frau, die anscheinend durch nichts zu erschüttern war, in den Nebel. Janina schritt trotz ihrer ausladenden Röcke genauso schnell wie Sulin aus. Also hatten die Weisen Frauen das Heilen gelernt, oder? Das konnte später vielleicht noch nützlich sein; mochte das Licht dafür sorgen, dass es nicht oft benötigt wurde.
Masema sah zu, wie die beiden im Nebel verschwanden, und grunzte. Die dichten Schwaden verbargen den verzehrenden Blick seiner tief liegenden Augen und machten die dreieckige Narbe auf seiner Wange so gut wie unkenntlich, aber sein Geruch stach hart und scharf wie eine frisch abgezogene Rasierklinge und zugleich vor Wahnsinn zuckend in Perrins Nase. Manchmal glaubte er, der Gestank des Irrsinns müsste seine Nase bluten lassen.
»Schlimm genug, dass Ihr diese blasphemischen Frauen benutzt, die das tun, was allein der Lord Drache, gesegnet sei sein Name, tun darf«, sagte Masema. In seiner Stimme lag die Leidenschaft, die der Nebel in seinen Augen verbarg.
Die in Perrins Kopf wirbelnden Farben verwandelten sich in das kurze Bild von Rand und Min und einem hochgewachsenen Mann im schwarzen Mantel, einem Asha’man, und ein Schock durchzuckte ihn. Rands linke Hand war verschwunden! Egal. Was geschehen war, war geschehen. Und heute musste er sich um andere Dinge kümmern.
»… aber wenn sie sich im Heilen auskennen«, fuhr Masema fort, »wird es viel schwerer sein, die Wilden zu töten. Eine Schande, dass Ihr die Seanchaner nicht alle von ihnen an die Leine legen lasst.«
Sein Seitenblick zu Annoura und Masuri besagte, dass er sie mit einschloss, obwohl beide ihn mehr als nur einmal insgeheim besucht hatten. Sie betrachteten ihn mit der Ruhe von Aes Sedai, aber Masuris schlanke Hände bewegten sich einmal, um ihre braunen Röcke zu glätten. Sie hatte behauptet, ihre Meinung geändert zu haben und nun zu glauben, dass der Mann getötet werden musste, aber warum traf sie sich dann mit ihm? Warum tat es Annoura? Warum empfing Masema sie? Er hasste Aes Sedai. Vermutlich konnte man jetzt, da Haviar und Nerion keinen Schutz mehr brauchten, Antworten finden.
Die Weisen Frauen hinter Masema regten sich. Die flammenhaarige Carelle, die aussah, als wäre sie aufbrausend, obwohl sie es nicht war, strich tatsächlich über den Messergriff, und Nevarin, die Nynaeve Unterricht im Aufbrausen hätte geben können, schloss die Finger um den ihren. Masema hätte die Blicke spüren müssen, die sich in seinen Rücken bohrten, aber sein Geruch veränderte sich nicht. Er mochte verrückt sein, aber feige war er nicht.
»Ihr wolltet mit Lord Perrin sprechen, mein Lord Prophet«, sagte Berelain sanft, aber Perrin konnte die Anstrengung riechen, die sie ihr Lächeln kostete.
Masema starrte sie an. »Ich bin bloß der Prophet des Lord Drachen, kein Lord. Der Lord Drache ist nun der einzige Lord. Sein Kommen hat alle Bande zerbrochen und alle Titel zerstört. Könige und Königinnen, Lords und Ladys sind nur Staub unter seinen Füßen.«
Die wirbelnden Farben drohten wieder, aber Perrin zerquetschte sie. »Was macht Ihr hier?«, wollte er wissen. Es war unmöglich, die Augenblicke mit Masema angenehmer zu machen. Der Mann war so hart wie eine gute Feile. »Ihr solltet bei Euren Männern sein. Ihr riskiert, gesehen zu werden, wenn Ihr herkommt, und Ihr riskiert es bei Eurer Rückkehr erneut. Ich vertraue Euren Leuten nicht, fünf Minuten durchzuhalten, ohne dass Ihr ihnen den Rücken stärkt. Sie werden abhauen, sobald sie die Shaido auf sich zukommen sehen.«
»Das sind nicht meine Leute, Aybara. Es sind die Leute des Lord Drachen.« Beim Licht, in Masemas Nähe zu sein bedeutete, die Farben alle paar Minuten unterdrücken zu müssen! »Ich habe Nengar den Befehl übergeben. Er hat in mehr Schlachten gekämpft, als Ihr Euch träumen lasst. Die Wilden eingeschlossen. Außerdem habe ich den Frauen den
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