Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)
dass Ihr und ich in Vier Könige eine vernünftige Taverne besuchen. Ich sorge schon noch für Eure Erziehung, Mat. Ihr seid jetzt ein Prinz. Ihr braucht …«
Mat hob die Hand und unterbrach Talmanes. Dann zeigte er auf den Pfahl. Talmanes seufzte wieder, rutschte aus dem Sattel und band sein Pferd fest. Mat ging zur Schenkentür, holte tief Luft und trat ein.
Männer drängten sich um die Tische, ihre Umhänge lagen über Stuhllehnen oder hingen an Haken, ihre zerrissenen und geflickten Westen waren aufgeknöpft, die Ärmel aufgerollt. Warum trugen hier alle Kleidung, die einst so kostbar und jetzt geflickt war? Sie hatten genügend Schafe und hätten darum über Wolle im Überfluss verfügen müssen.
Mat ignorierte diese seltsame Tatsache für den Augenblick. Die Gäste würfelten, tranken Ale aus Bechern, die auf klebrigen Tischen standen, und gaben den vorbeieilenden Mägden einen Klaps auf den Hintern. Sie erschienen erschöpft, vielen konnte man ihre Müdigkeit von den Augen ablesen. Aber das war nach dem Tagwerk nur zu erwarten. Trotz der müden Augen wurde munter drauflosgeplaudert, Stimmen überlappten einander zu einem leisen grollenden Murmeln. Ein paar Leute schauten bei Mats Eintreten auf, einige davon bedachten seine teure Kleidung mit einem Stirnrunzeln, aber die meisten beachteten ihn nicht.
Talmanes folgte ihm zögernd, aber er gehörte nicht zu jenen Adligen, die etwas dagegen hatten, sich mit den unteren Gesellschaftsschichten einzulassen. In seinem Leben hatte er schon etliche schmierige Schenken besucht, auch wenn er sich über Mats Wahl beklagt hatte. Und so zog er genauso schnell wie Mat einen Stuhl an einen Tisch, an dem bereits ein paar Männer saßen. Mat lächelte breit und ließ Gold aufblitzen, warf es einer vorbeigehenden Magd zu und bestellte Getränke. Das rief Aufmerksamkeit hervor, sowohl am Tisch wie auch bei Talmanes.
»Was tut Ihr da?«, zischte Talmanes leise. »Soll man uns die Kehle durchschneiden, wenn wir hier herausstolpern?«
Mat lächelte bloß. An einem der Nachbartische war ein Würfelspiel im Gang. Es schien sich um Katzenpfote zu handeln – zumindest hatte man es in der Nacht so genannt, in der man es Mat beigebracht hatte. In Ebou Dar hieß es Dritter Edelstein, und in Cairhien hatte er es unter dem Namen Schwebende Federn kennengelernt. Für seine Absichten war es das perfekte Spiel. Nur ein Spieler warf die Würfel, und die Zuschauer wetteten gegen oder auf ihn.
Mat holte tief Luft, dann schob er seinen Stuhl an diesen Tisch und warf eine Goldkrone direkt in den von einem Alebecher hinterlassenen feuchten Ring. Der Becher wurde von einem kleinen Burschen gehalten, der den größten Teil seines mausgrauen Haars verloren hatte; der Rest davon hing ihm bis auf den Kragen. Um ein Haar hätte er sich an seinem Ale verschluckt.
»Habt ihr etwas dagegen, wenn ich mein Glück mit einem Wurf versuche?«, fragte Mat die versammelten Männer.
»Ich … ich weiß nicht, ob wir da dagegenhalten können«, sagte ein Mann mit einem kurzen schwarzen Bart. »Mein Lord«, fügte er etwas verspätet hinzu.
»Mein Gold gegen euer Silber«, sagte Mat leichthin. »Seit Ewigkeiten habe ich keine vernünftige Würfelpartie mehr gespielt.«
Interessiert schob nun auch Talmanes seinen Stuhl an den Tisch. Er hatte schon zuvor gesehen, dass Mat so etwas tat, Goldmünzen einsetzte und Silber gewann. Mats Glück machte den Unterschied, und am Ende lag er immer vorn. Manchmal lag er auch vorn, wenn er Gold gegen Kupfer einsetzte. Das brachte ihm nicht viel Geld ein. Es dauerte immer nur eine Weile, bis die anderen Männer entweder keine Münzen mehr hatten oder sich aus dem Spiel verabschiedeten. Und Mat hatte dann eine Handvoll Silber und keinen, mit dem er weiterspielen konnte.
Das würde niemandem nutzen. Geld hatte das Heer genug. Es brauchte Verpflegung, also war es Zeit, etwas anderes zu versuchen. Mehrere der Männer setzten Silbermünzen. Mat schüttelte die Würfel in der hohlen Hand und warf. Glücklicherweise zeigte der eine Würfel eine Eins und der andere eine Zwei, als sie ausrollten. Ein sofortiger Verlust.
Talmanes blinzelte, und die Männer am Tisch schauten Mat zerknirscht an – als wäre es ihnen peinlich, gegen einen Lord gesetzt zu haben, der offensichtlich nicht damit rechnete, auch verlieren zu können. So brachte man sich nur schnell in Schwierigkeiten.
»Seht euch das an«, sagte Mat. »Ich schätze, ihr habt gewonnen. Es gehört euch.« Er ließ die
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