Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
gerichtet, die Schultern gegen den zügellosen Wind gestemmt.
Übereinanderwirbelnde Wolken schnitten Gräben in die Trolloc-Horden, fauchten über den Hügelkamm hinweg und rissen die Kreaturen mit sich. Dahinter stiegen gewaltige Strudel aus Fleisch und Feuer in die Luft. Die Bestien regneten auf die anderen herab. Ituralde schaute voller Ehrfurcht zu, auf seiner Haut sträubten sich alle Haare. Das kam von der Energie in der Luft.
In unmittelbarer Nähe ertönte ein Schrei. Innerhalb des Gebäudes, in einem der Nebenzimmer. Ituralde wandte sich nicht von dem Fenster ab. Er musste diesen wunderbaren schrecklichen Augenblick der Vernichtung und der Macht sehen.
Der Trommelschlag geriet ins Stocken, Wogen von Trollocs verließen die Ränge. Ganze Legionen von ihnen drehten sich um und ergriffen die Flucht, stolperten den Hügel hinauf und übereinander hinweg, flohen zurück in die Große Fäule. Einige hielten stand – zu wütend, zu sehr von denen eingeschüchtert, die sie antrieben, oder einfach zu dumm, um zu fliehen. Der Wirbelsturm der Zerstörung schien seinen Höhepunkt zu erreichen, Lichtblitze regneten zusammen mit dem heulenden Wind, pulsierenden Flammenwänden und funkelnden Eissplittern in die Tiefe.
Es war ein Meisterwerk. Ein schreckliches, zerstörerisches, wunderbares Meisterwerk. Al’Thor streckte die Hand dem Himmel entgegen. Die Winde gewannen noch an Stärke, die Blitze wurden gewaltiger, die Flammen noch heißer. Trollocs schrien, stöhnten, heulten. Ituralde ertappte sich dabei, wie er am ganzen Leib zitterte.
Al’Thor ballte die Finger zur Faust, und es endete.
Die letzten der vom Wind erfassten Trollocs fielen wie von einer zufälligen Brise hochgeschleuderte Blätter vom Himmel. Alles verstummte. Die Flammen erstarben, die schwarzen und weißen Wolken lösten sich auf und gaben den blauen Himmel frei.
Al’Thor senkte die Hand. Auf dem Feld vor ihm stapelten sich die Kadaver. Zehntausende tote Trollocs qualmten. Direkt vor al’Thor bildete ein hundert Schritte breiter Haufen einen hohen Kamm, ein Hügel aus Toten, die ihn beinahe erreicht hatten.
Wie lange hatte es gedauert? Ituralde konnte unmöglich die Zeit bestimmen, obwohl ein Blick zur Sonne verriet, dass zumindest eine Stunde vergangen war. Vielleicht auch mehr. Es war wie Sekunden erschienen.
Al’Thor drehte sich um und ging. Die Töchter erhoben sich auf unsicheren Beinen und stolperten hinter ihm her.
»Wer hat da geschrien?«, fragte Naeff. »Der in der Nähe, im Haus. Habt ihr das gehört?«
Ituralde runzelte die Stirn. Was war das gewesen? Er durchquerte den Raum, und die anderen – einschließlich ein paar von Basheres Offizieren – schlossen sich ihm an. Aber viele blieben in dem Raum und starrten das Feld an, das von Eis und Feuer gereinigt worden war. Es war seltsam, aber Ituralde hatte auf dem Hügel nicht einen umgestürzten Turm entdecken können. Es war, als hätten al’Thors Angriffe irgendwie nur das Schattengezücht getroffen. Konnte ein Mann wirklich so präzise sein?
Der Korridor war verlassen, aber Ituralde hatte mittlerweile einen Verdacht, wo der Schrei hergekommen war. Er ging zu Lord Torkumens Tür; Bashere schloss sie auf, und sie traten ein.
Der Raum schien leer zu sein. Ituralde verspürte einen Stich der Furcht. War der Mann geflohen? Er zog das Schwert.
Nein. Eine Gestalt hockte in der Ecke neben dem Bett, die feine Kleidung zerknittert, das Wams blutbefleckt. Ituralde senkte die Klinge. Lord Torkumens Augen gab es nicht mehr. Er schien sie sich mit einer Schreibfeder ausgestochen zu haben; der blutige Gegenstand lag neben ihm auf dem Boden.
Das Fenster war zerbrochen. Bashere blickte hinaus. »Dort unten liegt Lady Torkumen.«
»Sie ist gesprungen«, flüsterte Torkumen und krallte mit den blutigen Fingern nach den Augenhöhlen. Er klang benommen. »Das Licht … dieses schreckliche Licht .«
Ituralde sah Bashere an.
»Ich kann es nicht ansehen«, murmelte Torkumen. »Ich kann es nicht! Großer Herr, wo ist dein Schutz? Wo sind deine vernichtenden Heere, wo dein schneidendes Schwert? Das Licht frisst an meinem Verstand, wie Ratten an einer Leiche. Es verbrennt meine Gedanken. Es tötet mich. Das Licht tötet mich!«
»Er ist verrückt geworden«, sagte Bashere grimmig und kniete neben dem Mann nieder. »Besser, als er es verdient hat, wenn man nach diesem Gestammel urteilt. Beim Licht! Mein eigener Cousin ein Schattenfreund! Und hat die Kontrolle über die Stadt!«
»Wovon
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