Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
habt die Stadt gerettet«, stellte Bashere fest.
»Nicht früh genug«, erwiderte Rand. Min fühlte seine Trauer. »Und meine heutigen Anstrengungen könnten sich immer noch als Fehler erweisen.«
Min runzelte die Stirn. »Warum?«
»Um ein Haar wäre es zu einer Konfrontation zwischen uns gekommen«, sagte Rand. »Das muss am Shayol Ghul geschehen und zwar zur richtigen Zeit. Ich kann es mir nicht leisten, mich von ihm provozieren zu lassen. Bashere hat recht. Genauso wenig, wie ich es mir leisten kann, dass die Männer dem Glauben verfallen, ich könnte mich immer rechtzeitig einmischen und sie retten.«
»Vielleicht«, sagte Bashere. »Aber was Ihr heute getan habt …«
Rand schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht dazu da, diesen Krieg zu führen, Bashere. Die heutige Schlacht hat mich weit mehr erschöpft, als ich hätte zulassen dürfen. Würden sich meine Feinde jetzt in diesem Augenblick auf mich stürzen, wäre ich erledigt. Davon abgesehen kann ich immer nur an einem Ort kämpfen. Aber was da auf uns zukommt, wird viel größer sein, größer und schrecklicher, als ein Mann allein hoffen kann aufzuhalten. Ich werde Euch vorbereiten, aber ich muss Euch verlassen. Dieser Krieg wird Euer Krieg sein.«
Er schwieg, und Flinn trat durch das Wegetor und ließ es zuschnappen.
»Ich muss mich jetzt ausruhen«, sagte Rand leise. »Morgen treffe ich mich mit Eurer Nichte und den anderen Grenzländern, Bashere. Ich weiß nicht, was sie von mir wollen, aber sie müssen wieder auf ihre Posten zurückkehren. Wenn sich Saldaea in einem solchen Zustand befindet, obwohl einer der Großen Hauptmänner die Verteidigung organisierte, dann kann ich nur erahnen, wie die anderen Nationen der Grenzlande leiden.«
Min half ihm beim Aufstehen. »Rand«, sagte sie leise. »Cadsuane ist zurückgekehrt, und sie hat jemanden mitgebracht.«
Er zögerte. »Bring mich zu ihr.«
Min seufzte. »Ich hätte es nicht erwähnen sollen. Du musst ausruhen.«
»Das werde ich. Keine Sorge.«
Seine Erschöpfung konnte sie noch immer genau spüren. Aber sie widersprach ihm nicht. Sie verließen den Raum. An der Schwelle blieb Rand noch einmal stehen. »Rodel Ituralde. Ihr werdet mich begleiten wollen. Ich kann Euch nicht die Ehre vergelten, die Ihr gezeigt habt, aber ich habe etwas, das ich Euch geben kann.«
Der grauhaarige Domani nickte und folgte ihnen. Min stützte Rand auf dem Korridor und sorgte sich um ihn. Musste er sich so hart antreiben?
Leider muss er das. Rand al’Thor war der Wiedergeborene Drache. Bevor das hier vorbei war, würde er ausgeblutet und völlig verbraucht sein. Eigentlich reichte das aus, um eine Frau aufgeben zu lassen.
»Rand …«, sagte sie. Ituralde und mehrere Töchter folgten ihnen. Glücklicherweise befand sich Cadsuanes Zimmer nicht weit entfernt.
»Mit mir ist alles in Ordnung«, sagte er. »Ich verspreche es. Haben deine Nachforschungen etwas Neues ergeben?« Er versuchte sie abzulenken.
Leider weckte diese Frage in ihr nur eine andere Sorge. »Hast du dich je gefragt, warum Callandor in den Prophezeiungen so oft als ›furchterregende Klinge‹ oder als ›Klinge der Zerstörung‹ bezeichnet wird?«
»Es ist ein so mächtiges Sa’angreal «, sagte er. »Vielleicht wegen der Zerstörung, die es anrichten kann?«
»Vielleicht.«
»Du glaubst, es geht um etwas anderes.«
»Es gibt da einen Satz«, sagte Min, »in der Jendai-Prophezeiung. Ich wünschte, wir würden mehr von ihnen kennen. Aber egal, dort steht: ›Und die Klinge wird ihn binden mit zwein.‹«
»Zwei Frauen«, sagte Rand. »Um sie zu kontrollieren, muss ich einen Zirkel mit zwei Frauen erschaffen.«
Sie verzog das Gesicht.
»Was? Tu dir keinen Zwang an, Min. Ich muss es wissen.«
»Da gibt es noch einen anderen Satz aus dem Karaethon-Zyklus . Aber wie dem auch sei, ich glaube, dass Callandor noch auf andere Weise fehlerhaft sein könnte. Ich glaube, es könnte … Rand, ich glaube, es könnte dich schwächen oder angreifbar machen, wenn du es benutzt.«
»Vielleicht werde ich ja auf diese Weise getötet.«
»Du wirst nicht getötet«, sagte Min.
»Ich …«
»Du wirst das hier überleben, Schafhirte«, beharrte sie. »Ich sorge dafür, glaube mir das.«
Er lächelte sie an. Er sah so müde aus. »Beinahe glaube ich, dass du das tun wirst, Min. Vielleicht bin ich gar nicht derjenige, um den sich das Muster beugt, sondern du.« Er klopfte an eine Tür.
Sie öffnete sich einen Spalt, Merise spähte hinaus. Sie musterte
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