Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Frage sank Marille weiter in sich zusammen, und sie fing an zu wimmern.
»Lord Trakand!«, sagte Dimana. »Beherrscht Euch.«
»Marille weiß nicht sehr viel«, sagte die Damane . »Es tut Marille leid. Bitte bestraft sie dafür, dass sie nicht besser zugehört hat.«
Gawyn fuhr zurück. Die Seanchaner behandelten ihre Damane schlimmer als Tiere. Man würde Marille nichts Genaues über die Fähigkeiten dieser Blutmesser erzählt haben. »Wo habt Ihr diese Damane her?«, wollte er wissen. »Hat man auch seanchanische Soldaten gefangen genommen? Ich muss mit einem sprechen; am besten mit einem Offizier.«
Dimana schürzte die Lippen. »Man hat sie in Altara ergriffen, und nur die Damane wurden zu uns geschickt.«
»Dimana«, sagte die andere Frau. Sie hatte keinen seanchanischen Akzent. »Was ist mit der Sul’dam ? Kaisea gehörte dem niederen Blut an.«
Dimana runzelte die Stirn. »Kaisea ist … unzuverlässig.«
»Bitte«, sagte Gawyn. »Das könnte Leben retten.«
»Also gut«, sagte Dimana. »Wartet hier. Ich hole sie.« Sie führte ihre beiden Zöglinge zum Palast und ließ Gawyn ungeduldig wartend zurück. Ein paar Minuten später war sie wieder da, gefolgt von einer hochgewachsenen Frau in einem hellgrauen Kleid ohne Gürtel oder Stickereien. Ihr langes schwarzes Haar war zu einem Zopf geflochten, und sie schien entschlossen, genau einen Schritt hinter Dimana zu bleiben – eine Haltung, die die Kusine störte, die darauf bedacht zu sein schien, die Frau im Auge zu behalten.
Sie erreichten Gawyn, und die Sul’dam warf sich unglaublicherweise auf die Knie und dann weiter auf den Boden, bis ihr Kopf die Erde berührte. In der Verbeugung lag eine anmutige Eleganz; aus irgendeinem Grund wurde Gawyn das Gefühl nicht los, verspottet zu werden.
»Lord Trakand«, sagte Dimana, »das ist Kaisea. Oder zumindest ist das der Name, auf dem sie jetzt besteht.«
»Kaisea ist eine gute Dienerin«, sagte die Frau gleichmütig.
»Steht auf«, sagte Gawyn. »Was tut Ihr da?«
»Man hat Kaisea gesagt, dass Ihr der Bruder der Königin seid; Ihr seid das Blut dieses Reiches, und ich bin eine unbedeutende Damane .«
» Damane? Ihr seid eine Sul’dam .«
»Nicht mehr«, erwiderte die Frau. »Man muss mir den Kragen umlegen, großer Herr. Werdet Ihr dafür sorgen? Kaisea ist gefährlich.«
Dimana wies mit dem Kopf zur Seite, deutete an, mit ihm unter vier Augen sprechen zu wollen. Gawyn zog sich mit ihr zusammen ein Stück den Rosenweg hinunter und ließ Kaisea ausgestreckt auf dem Boden liegen.
»Sie ist eine Sul’dam ?«, fragte er. »Oder ist sie eine Damane ?«
»Man kann allen Sul’dam das Machtlenken beibringen«, erklärte Dimana. »Elayne ist der Ansicht, dass diese Tatsache ihre ganze Kultur unterminieren wird, sobald man das enthüllt, also bat sie uns, den Sul’dam vor allem beizubringen, ihre Fähigkeiten zu nutzen. Viele weigern sich zuzugeben, dass sie die Gewebe sehen können, aber ein paar waren ehrlich zu uns. Und sie alle bestanden darauf, zu Damane gemacht zu werden.«
Sie wies mit dem Kopf auf Kaisea. »Diese da ist wirklich ein beunruhigender Fall. Wir glauben, dass sie die Gewebe lernen will, um für einen ›Unfall‹ zu sorgen und unsere Argumente gegen uns zu benutzen – richtet sie mit der Einen Macht etwas Gewalttätiges an, kann sie behaupten, dass es falsch von uns war, sie nicht zu versklaven.«
Eine Frau, der man beibringen konnte, mit der Einen Macht zu töten, die nicht durch die Drei Eide gebunden war und unbedingt beweisen wollte, dass sie gefährlich war? Gawyn fröstelte.
»Meistens halten wir sie unter Spaltwurzel«, sagte Dimana. »Ich sage Euch das nicht, um Euch zu beunruhigen, sondern um Euch zu warnen, dass man sich auf ihre Worte und Taten nicht unbedingt verlassen kann.«
Gawyn nickte. »Danke.«
Dimana führte ihn zurück, und die Sul’dam blieb am Boden liegen. »Wie darf Euch Kaisea dienen, großer Herr?« Ihr Verhalten erschien wie eine Parodie von Marilles Unterwürfigkeit. Was Gawyn zuerst für Spott gehalten hatte, hatte in Wahrheit nichts damit zu tun – es waren die beklagenswerten Bemühungen einer hochwohlgeborenen Adligen, die Unterschicht zu imitieren.
»Habt Ihr so etwas schon einmal gesehen?«, fragte Gawyn leichthin und zog das Blutmesser.
Kaisea keuchte auf. »Wo habt Ihr das gefunden? Wer gab es Euch?« Unvermittelt zuckte sie zusammen, als wäre ihr klar geworden, dass sie aus der selbstgewählten Rolle gefallen war.
»Ein Attentäter
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