Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Ihre Mutter hatte ihr beigebracht, dass bei Soldaten nichts mehr die Glaubwürdigkeit einer Frau zunichtemachte als ein Damensattel. Und sollte das Unvorstellbare dennoch eintreten und Perrin fallen, würde Faile das Kommando über die Streitkräfte übernehmen.
Im Schritttempo ritt sie an die Spitze des sich versammelnden Heeres. Perrin saß dort schon im Sattel. Wie konnte er es wagen, so geduldig auszusehen! Faile ließ sich ihren Ärger nicht anmerken. Es gab eine Zeit für einen Wirbelsturm und eine Zeit für eine sanfte Brise. Sie hatte Perrin bereits deutlich zu verstehen gegeben, was sie von dieser Gerichtsverhandlung hielt. Im Augenblick aber musste man sehen, dass sie ihren Gemahl unterstützte.
Sie ritt an seine Seite, während die Aes Sedai hinter ihm Aufstellung nahmen und genau wie die Weisen Frauen zu Fuß gingen. Keine Töchter. Wo steckten sie? Es musste wichtig sein, um sie von der Verhandlung fernzuhalten. Für Sulin und die anderen war der Schutz Perrins eine vom Car’a’carn auferlegte Pflicht, und sollte er fallen, würde das für sie eine ernsthafte Angelegenheit von Toh sein.
Sie ließ den Blick über das Lager schweifen und bemerkte zwei Gai’shain , die in ihren weißen Kapuzengewändern zur vordersten Reihe eilten. Gaul, der neben Perrins Pferd stand, runzelte die Stirn. Eine der Gestalten verneigte sich vor ihm und hielt ihm ein Bündel Speere hin. »Frisch geschärft«, sagte Chiad.
»Und neu befiederte Pfeile«, fügte Bain hinzu.
»Ich habe bereits Speere und Pfeile«, erwiderte Gaul.
»Ja«, sagten die Frauen wie aus einem Mund, gingen vor ihm auf die Knie und hielten ihre Gaben noch immer hin.
»Was?«
»Wir sorgen uns bloß um deine Sicherheit«, sagte Bain. »Schließlich hast du alle diese Waffen selbst vorbereitet.« Sie sagte das in einem völlig ernsten Tonfall, ohne einen Hauch von Spott oder Unehrlichkeit. Und doch kamen die Worte einer Belehrung sehr nahe.
Gaul fing an zu lachen. Er nahm die angebotenen Waffen und übergab den Frauen die anderen. Trotz der anstehenden Probleme musste Faile lächeln. Der Umgang der Aiel miteinander wies eine hinterhältige Komplexität auf. Was Gaul an seinen Gai’shain hätte erfreuen sollen, schien ihn oft zu frustrieren, aber was man als beleidigend hätte betrachten können, wurde mit Belustigung aufgenommen.
Als sich Bain und Chiad zurückzogen, betrachtete Faile das sich versammelnde Heer. Jeder kam, nicht nur die Hauptmänner oder abkommandierten Gruppen. Die meisten würden den Prozess gar nicht sehen können, aber sie mussten da sein. Für alle Fälle.
Faile beugte sich zu ihrem Gemahl hinüber. »Etwas macht dir Sorgen«, sagte sie zu ihm.
»Die Welt hält den Atem an, Faile,«
»Was meinst du?«
Er schüttelte den Kopf. »Die Letzte Jagd hat begonnen. Rand ist in Gefahr. Mehr als jeder Einzelne von uns. Und ich kann nicht an seine Seite eilen. Noch nicht.«
»Perrin, deine Worte ergeben keinen Sinn. Wie kannst du wissen, ob Rand in Gefahr ist?«
»Ich sehe ihn. Jedes Mal, wenn ich seinen Namen erwähne oder an ihn denke, eröffnet sich mir eine Vision von ihm.«
Sie blinzelte.
Er wandte sich ihr zu, und in seinen gelben Augen lag ein nachdenklicher Blick. »Ich bin mit ihm verbunden. Er … er zieht an mir, musst du wissen. Schließlich wollte ich dir gegenüber über solche Dinge offen sein.« Er zögerte. »Meine Heere hier, sie werden getrieben. Wie Schafe zu ihrem Metzger.« Plötzlich hielt er inne. »Da war eine Vision im Wolfstraum, Schafe, die von Wölfen gehetzt wurden. Und ich glaubte zu ihnen zu gehören.«
Faile hörte aufmerksam zu. »Und dann?«
»Ich erzähle es dir später genau. Aber mir ist gerade etwas klar geworden. Beim Licht, ich habe mich geirrt.« Er nickte. »Der Wind verrät es mir. Das Problem mit den Wegetoren hat mit etwas im Wolfstraum zu tun. Jemand will, dass wir nicht von diesem Ort fliehen können.«
Ein kalter Lufthauch schlug über ihnen zusammen, in dieser Mittagshitze eher seltsam. »Bist du sicher?«, wollte Faile wissen.
»Ja«, erwiderte Perrin. »Seltsamerweise bin ich das.«
»Sind die Töchter damit beschäftigt? Sind sie auf Erkundung?«
»Jemand will uns hier festhalten und angreifen. Da ist es vernünftig, uns mit den Weißmänteln streiten zu lassen und dann die Überlebenden zu töten. Aber dazu würde man ein Heer brauchen, von dem aber jede Spur fehlt. Es gibt nur uns und die Weißmäntel. Elyas sucht nach einem Tor der Kurzen Wege, aber bis jetzt hat er
Weitere Kostenlose Bücher