Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
lassen.
Was war ein Prozess, dessen Urteil er sich nicht unterwerfen würde? Nur ein Schauspiel, nichts weiter.
Die Weißmäntel beobachteten sie angespannt, ihre Offiziere standen im Schatten des Pavillons, ihr Heer nahm Paradestellung ein. Sie erweckten nicht den Eindruck, während des Verfahrens bequem stehen zu wollen. Perrins weniger ordentlich aufgestellte, wenn auch zahlenmäßig überlegene Streitkräfte reagierten, indem sie sich gegenüber von den Weißmänteln aufbauten.
Perrin nickte, und Rowan Hurn setzte sich in Bewegung, um sich zu vergewissern, dass Galad die Gefangenen freigelassen hatte. Perrin ging an dem Pavillon entlang und blieb direkt vor Morgases erhöhtem Sitz stehen. Faile blieb an seiner Seite. Man hatte Stühle für ihn aufgestellt, und er setzte sich. Ein paar Schritte zu seiner Linken erhob sich Morgases Plattform. Zu seiner Rechten setzten sich die Zuschauer. Er kehrte seinem Heer den Rücken zu.
Faile nahm neben ihm Platz; sie roch nach Misstrauen. Andere gesellten sich hinzu. Berelain und Alliandre setzten sich mit ihren Wächtern neben ihn; die Aes Sedai und Weisen Frauen blieben stehen. Die letzten freien Sitze wurden von ein paar Männern aus den Zwei Flüssen in Beschlag genommen und einigen Abgeordneten der Flüchtlinge.
Die Offiziere der Weißmäntel setzten sich auf der anderen Seite hin, genau gegenüber von ihm und Faile. Bornhald und Byar saßen in der ersten Reihe. Insgesamt gab es etwa dreißig Stühle, die die Weißmäntel vermutlich Perrins Ausrüstung entnommen hatten.
»Perrin«, sagte Morgase. »Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?«
»Das bin ich.«
»Also gut«, sagte sie mit regloser Miene, obwohl sie zögernd roch. »Ich erkläre diese Verhandlung formell für eröffnet. Der Angeklagte ist Perrin Aybara, auch als Perrin Goldauge bekannt.« Sie zögerte. »Lord der Zwei Flüsse«, fügte sie hinzu. »Galad, Ihr tragt die Anklage vor.«
»Es gibt drei Anklagepunkte«, begann Galad. »Die ersten beiden betreffen die unrechtmäßige Ermordung von Kind Lathin und die unrechtmäßige Ermordung von Kind Yamwick. Aybara wird ebenfalls beschuldigt, ein Schattenfreund zu sein und die Trollocs zu den Zwei Flüssen geführt zu haben.«
Die letzte Anschuldigung löste bei den Männern aus den Zwei Flüssen wütendes Gemurmel aus. Diese Trollocs hatten auch Perrins Familie getötet.
Galad sprach weiter. »Die letzte Beschuldigung kann noch nicht untermauert werden, da man meine Männer aus den Zwei Flüssen vertrieb, bevor sie Beweise sammeln konnten. Was die ersten beiden Anklagepunkte angeht, hat Aybara seine Schuld bereits zugegeben.«
»Stimmt das, Lord Aybara?«, wollte Morgase wissen.
»Ich tötete diese Männer«, sagte Perrin. »Aber es war kein Mord.«
»Dann wird dieses Gericht das klären«, sagte Morgase förmlich. »Und das ist der Disput.«
Morgase schien eine völlig andere Person als Maighdin zu sein. Erwartete man von ihm ein solches Verhalten, wenn er Recht sprach? Aber er musste zugeben, dass sie dem Verfahren etwas von der dringend nötigen Formalität verlieh. Schließlich fand es in einem Zelt auf einem Feld statt, und der Richterstuhl war anscheinend mit ein paar Kisten erhöht worden, über die man einen Teppich geworfen hatte.
»Galad«, sagte Morgase. »Eure Männer dürfen ihre Sicht der Geschichte erzählen.«
Galad nickte Byar zu. Byar stand auf, und ein anderer Weißmantel, ein junger Mann, der gänzlich kahl war, trat vor und gesellte sich zu ihm. Bornhald blieb sitzen.
»Euer Gnaden«, begann Byar, »es geschah vor etwa zwei Jahren. Im Frühling. Einem ungewöhnlich kalten Frühling, wie ich mich erinnere. Wir waren auf dem Rückweg von einer wichtigen Mission für den Kommandieren Lordhauptmann, und wir durchquerten die Wildnis in der Mitte Andors. Wir wollten in einem verlassenen Stedding der Ogier übernachten, am Fuß der Überreste einer einstmals gewaltigen Statue. Die Art von Ort, von der man annimmt, dort sicher zu sein.«
Perrin erinnerte sich an diese Nacht. Ein kalter Ostwind blies und ließ seinen Umhang rascheln, als er neben einem Teich mit Frischwasser stand. Er erinnerte sich daran, wie die Sonne stumm im Osten starb. Er erinnerte sich daran, im schwindenden Licht den Teich anzustarren und zuzusehen, wie der Wind die Oberfläche kräuselte, und die ganze Zeit hielt er die Axt in seinen Händen.
Diese verdammte Axt. Er hätte sie dort wegwerfen sollen. Elyas hatte ihn überredet, sie zu behalten.
»Bei
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