Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
mit dunkelbraunem Haar und blutunterlaufenen Augen. Anscheinend weinte die oft.
Melitene hatte die Geistesgegenwart, verlegen dreinzuschauen, und verneigte sich besonders tief. Fortuona entschied sich zu übersehen, dass sich die Damane so unerfreulich benahm. Trotz ihrer mürrischen Gesinnung war sie ein guter Fang.
Fortuona gab Selucia ein Zeichen und instruierte sie, was sie sagen sollte. Die Frau sah aufmerksam zu; ihr Kopf war zur Hälfte mit einem Tuch verhüllt, solange sie darauf wartete, dass dort ihr Haar nachwuchs. Die andere Hälfte war glatt rasiert. Irgendwann würde Fortuona jemand anderen zu ihrer Stimme erwählen müssen, da Selucia nun ihre Wahrheitssprecherin war.
»Zeigt uns, was diese Frau kann«, sagte Selucia und sprach damit die Worte, die Fortuona ihr mit der Zeichensprache übermittelt hatte.
Melitene tätschelte den Kopf der Damane . »Suffa wird der Kaiserin – möge sie ewig leben – die Macht die Luft aufzuschneiden vorführen.«
»Bitte«, sagte Suffa und sah Fortuona flehend an. »Bitte, hört mir zu. Ich bin der Amyrlin-Sitz .«
Melitene zischte, und Suffa riss die Augen weit auf, da sie offensichtlich einen Schmerz durch den A’dam schießen spürte. Die Damane machte trotzdem weiter. »Ich kann ein großes Lösegeld anbieten, mächtige Kaiserin! Wenn man mich zurückbringt, gebe ich Euch zehn Frauen, die meine Stelle einnehmen. Zwanzig! Die mächtigsten Frauen der Weißen Burg. Ich …« Stöhnend stockte sie und brach zusammen.
Melitene schwitzte. Nervös sah sie Selucia an und sprach schnell. »Bitte erklärt unser aller Kaiserin – möge sie ewig leben –, dass mein Blick gesenkt ist, weil die hier nicht vernünftig ausgebildet wurde. Suffa ist erstaunlich stur, obwohl sie so schnell weint und andere für ihren Platz anbietet.«
Fortuona ließ Melitene einen Augenblick lang schwitzen. Schließlich bedeutete sie Selucia zu antworten.
»Die Kaiserin ist nicht unzufrieden mit Euch«, übermittelte die Stimme. »Diese Marath’Damane , die sich selbst Aes Sedai nennen, haben sich alle als stur erwiesen.«
»Bitte teilt der Allerhöchsten meinen Dank mit«, sagte Melitene erleichtert. »Wenn es Ihr deren Blick nach oben schaut gefällt, kann ich Suffa dazu bringen, etwas vorzuführen. Aber es könnte noch weitere Ausbrüche geben.«
»Ihr dürft fortfahren«, sagte die Stimme.
Melitene kniete sich neben Suffa und redete zuerst scharf und dann tröstend auf sie ein. Sie war sehr geschickt im Umgang mit ehemaligen Marath’Damane . Natürlich hielt sich auch Fortuona für geschickt im Umgang mit Damane . Sie genoss es, Marath’Damane zu brechen, so wie es ihr Bruder Halvate genossen hatte, wilde Grolm zu dressieren. Sie hatte es stets bedauert, dass man ihn bei einem Attentat ermordet hatte. Er war der einzige ihrer Brüder gewesen, den sie je gemocht hatte.
Schließlich stemmte sich Suffa wieder auf die Knie. Neugierig beugte sich Fortuona vor. Suffa senkte den Kopf, und vor ihr durchschnitt ein Strich aus grellem Licht die Luft. Der Strich drehte sich an einer zentralen Achse entlang und öffnete direkt vor Fortuonas Thron ein Loch. Dahinter raschelten Bäume, und Fortuona stockte der Atem, als sie einen Falken mit weißem Kopf von dem Portal wegfliegen sah. Ein Omen von großer Macht. Die normalerweise unerschütterliche Selucia keuchte auf, obwohl Fortuona nicht klar war, ob wegen des Portals oder des Omens.
Fortuona verbarg ihre eigene Überraschung. Also stimmte es. Das Schnelle Reisen war weder ein Mythos noch ein Gerücht. Es war real. Das veränderte alles in diesem Krieg.
Beslan trat vor und verneigte sich. Er sah zögerlich aus. Sie winkte ihn und Galgan herbei, damit sie die Waldlichtung in der Öffnung sehen konnten. Beslan starrte sie mit offen stehendem Mund an.
Galgan verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er war ein seltsamer Mann. Er hatte sich in der Stadt mit Meuchelmördern getroffen und sich erkundigt, was es wohl kosten würde, Fortuona ermorden zu lassen. Dann hatte er jeden der Männer, die ihm einen Preis genannt hatten, hinrichten lassen. Ein ausgesprochen subtiles Manöver – es sollte ihr zeigen, dass sie ihn als Bedrohung betrachten sollte, denn er hatte keine Angst, sich mit Attentätern zu treffen. Aber es war ein sichtliches Zeichen der Loyalität. Im Augenblick folge ich Euch, verkündete diese Tat, aber ich beobachte Euch, und ich bin ehrgeizig.
In vielerlei Hinsicht waren seine sorgfältig geplanten Aktivitäten für
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