Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
einen Hieb, der ihn zu Boden schickte und Blut aus seinem Mund spritzen ließ.
Min konnte nicht länger still dasitzen. »Rand!«, rief sie, sprang aus dem Sattel und eilte an seine Seite. Sie stützte ihn, während sie die Monarchen böse anstarrte. »Wie könnt Ihr es wagen ! Er kam in Frieden zu Euch.«
»In Frieden?«, sagte Paitar. »Nein, junge Frau, er betrat diese Welt nicht in Frieden. Er hat das Land mit Schrecken, Chaos und Zerstörung verschlungen.«
»Genau wie die Prophezeiungen vorhersagten«, rief Cadsuane und kam herbei, während Min Rand auf die Füße half. »Ihr legt ihm die Last eines ganzen Zeitalters zu Füßen. Ihr könnt nicht einen Mann damit beauftragen, Euer Haus umzubauen, und ihm dann Vorwürfe machen, wenn er eine Wand einreißen muss, um seine Arbeit zu machen.«
»Das setzt voraus, dass er der Wiedergeborene Drache ist«, sagte Tenobia und verschränkte die Arme. »Wir …«
Sie brach ab, als Rand Callandor vorsichtig mit einem schleifenden Geräusch aus der Scheide zog. Er hielt es hoch. »Bestreitet Ihr das hier, Königin Tenobia, Schild des Nordens und Schwert der Fäulnisgrenze, Hohe Herrin von Haus Kazadi? Wollt Ihr diese Waffe ansehen und mich einen falschen Drachen nennen?«
Das brachte sie zum Schweigen. Easar nickte. Hinter ihnen sahen die Truppenreihen mit ihren hochgehaltenen Lanzen, Piken und Schilden stumm zu. Als wollten sie salutieren. Oder gleich angreifen. Min schaute auf und konnte undeutlich Menschen auf den Mauern von Far Madding ausmachen, die zuschauten.
»Wir wollen weitermachen«, sagte Easar. »Ethenielle?«
»Gut«, sagte die Frau. »Eines muss ich Euch sagen, Rand al’Thor. Selbst wenn Ihr Euch als der Wiedergeborene Drache erweist, müsst Ihr Euch für vieles verantworten.«
»Ihr könnt Euren Preis aus meiner Haut schneiden, Ethenielle«, erwiderte Rand leise und schob Callandor zurück in seine Scheide. »Aber erst nachdem der Dunkle König seinen Tag mit mir hatte.«
»Rand al’Thor«, sagte Paitar. »Ich habe eine Frage für Euch. Wie Ihr sie beantwortet, wird den Ausgang dieses Tages bestimmen.«
»Was für eine Frage?«, verlangte Cadsuane zu wissen.
»Cadsuane, bitte«, sagte Rand und hob die Hand. »Lord Paitar, ich lese es doch in Euren Augen. Ihr wisst, dass ich der Wiedergeborene Drache bin. Ist diese Frage nötig?«
»Sie ist entscheidend, Lord al’Thor«, entgegnete Paitar. »Sie trieb uns her, obwohl meine Verbündeten das nicht von Anfang an wussten. Ich war immer der Ansicht, dass Ihr der Wiedergeborene Drache seid. Das machte meine Suche, die mich zu diesem Ort führte, von noch entscheidenderer Bedeutung.«
Min runzelte die Stirn. Der alternde Soldat griff nach dem Schwertgriff, als wollte er es ziehen. Die Aufmerksamkeit der Töchter steigerte sich noch. Entsetzt erkannte Min, dass Paitar noch immer nahe bei Rand stand. Viel zu nahe.
Er könnte dieses Schwert in einem Lidschlag gezogen und nach Rands Hals geschwungen haben, erkannte sie. Paitar hat sich dort hingestellt, um zuschlagen zu können.
Rand wich dem Blick des Monarchen nicht aus. »Dann stellt Eure Frage.«
»Wie starb Tellindal Tirraso?«
»Wer?«, fragte Min und sah Cadsuane an. Die Aes Sedai schüttelte verwirrt den Kopf.
»Woher kennt Ihr diesen Namen?«, wollte Rand wissen.
»Beantwortet die Frage«, sagte Easar, die Hand auf dem Schwertgriff. Um sie herum bereiteten sich ganze Reihen mit Soldaten vor.
»Sie war Schreiberin«, sagte Rand. »Im Zeitalter der Legenden. Als Demandred zu mir kam, nachdem er die Achtzig und Einen gegründet hatte … sie fiel im Kampf, ein Blitz aus dem Himmel … ihr Blut klebte an meinen Händen … Woher kennt Ihr diesen Namen!«
Ethenielle sah Easar an, dann Tenobia, schließlich auch Paitar. Er nickte, schloss die Augen und stieß einen Seufzer aus, der erleichtert klang. Er nahm die Hand vom Schwert.
»Rand al’Thor«, sagte Ethenielle, »Wiedergeborener Drache. Wärt Ihr so freundlich und würdet Euch setzen und mit uns reden? Wir werden Eure Fragen beantworten.«
»Warum habe ich noch nie etwas von dieser angeblichen Prophezeiung gehört?«, fragte Cadsuane.
»Ihre Natur bedurfte der Geheimhaltung«, sagte König Paitar. Sie alle saßen in einem großen Zelt inmitten des Heers der Grenzländer auf Kissen. Auf diese Weise umzingelt zu sein ließ Cadsuanes Schultern jucken, aber der närrische Junge – er würde immer ein närrischer Junge bleiben, ganz egal, wie alt er war – schien völlig mit sich im
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