Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
Reinen zu sein.
Vor dem Zelt, das nicht groß genug für alle war, warteten dreizehn Aes Sedai. Dreizehn. Das hatte al’Thor nicht einmal blinzeln lassen. Welcher Mann, der die Macht lenken konnte, würde zwischen dreizehn Aes Sedai sitzen, ohne dabei zu schwitzen?
Er hat sich verändert, sagte sich Cadsuane. Das musst du einfach akzeptieren. Nicht, dass er sie nicht länger brauchte. Männer wie er wurden zu selbstbewusst. Ein paar kleine Erfolge, und er würde über die eigenen Füße stolpern und in irgendeiner Gefahr landen.
Aber … nun, sie war stolz auf ihn. Aber nur widerstrebend. Ein bisschen.
»Sie stammt von einer Aes Sedai aus meiner eigenen Linie«, fuhr Paitar fort. Der Mann mit dem kantigen Gesicht hielt eine kleine Tasse mit Tee. »Mein Vorfahr Reo Myershi war der Einzige, der sie hörte. Er befahl, die Worte für diesen Tag zu bewahren und von einem Monarchen an den nächsten weiterzugeben.«
»Sagt sie mir«, sagte Rand. »Bitte.«
»Ich sehe ihn vor euch!«, zitierte Paitar. »Ihn, der viele Leben lebt, der den Tod bringt, der Berge erhebt. Er wird zerbrechen, was er zerbrechen muss, aber zuerst steht er dort vor unserem König. Ihr werdet ihn blutig schlagen! Schätzt seine Zurückhaltung ein. Er spricht! Wie starb die Gefallene? Tellindal Tirraso, ermordet durch seine Hand, die Dunkelheit, die am Tag nach dem Licht kam. Ihr müsst fragen, und ihr müsst euer Schicksal kennen. Kann er die Frage nicht beantworten …«
Er verstummte.
»Was?«, fragte Min.
»Kann er die Frage nicht beantworten«, sagte Paitar, »dann seid ihr verloren. Ihr werdet sein Ende schnell herbeiführen, damit die letzten Tage ihren Sturm haben können. Damit das Licht nicht von ihm verschlungen werden kann, der es bewahren sollte. Ich sehe ihn. Und ich weine.«
»Also seid ihr gekommen, um ihn zu ermorden«, sagte Cadsuane.
»Um ihn zu prüfen«, erwiderte Tenobia. »Zumindest hatten wir uns dazu entschieden, nachdem uns Paitar über die Prophezeiung unterrichtete.«
»Ihr wisst gar nicht, wie nahe ihr dem Untergang kamt«, sagte Rand leise. »Wäre ich nur vor kurzer Zeit zu Euch gekommen, hätte ich diese Schläge mit Baalsfeuer beantwortet.«
»Im Wächter?« Tenobia schnaubte verächtlich.
»Der Wächter blockiert die Eine Macht«, flüsterte Rand. »Aber nur die Eine Macht.«
Was meint er denn damit?, dachte Cadsuane stirnrunzelnd.
»Wir kannten das Risiko gut«, sagte Ethenielle stolz. »Ich verlangte das Recht, Euch als Erste zu schlagen. Unsere Heere hatten den Befehl anzugreifen, sollten wir fallen.«
»Meine Familie hat die Worte der Prophezeiung Hunderte Male analysiert«, sagte Paitar. »Die Bedeutung erscheint klar. Es war unsere Aufgabe, den Wiedergeborenen Drachen der Prüfung zu unterziehen. Um festzustellen, ob man ihm vertrauen kann, dass er in die Letzte Schlacht zieht.«
»Noch vor einem Monat«, sagte Rand, »hätte ich nicht die nötigen Erinnerungen gehabt, um Euch antworten zu können. Das war ein Narrenspiel. Hättet Ihr mich getötet, wäre alles verloren gewesen.«
»Ein Wagnis«, sagte Paitar gleichmütig. »Vielleicht wäre ein anderer an Eurer Stelle aufgestiegen.«
»Nein«, erwiderte Rand. »Diese Prophezeiung war wie die anderen. Die Ankündigung, was möglicherweise geschehen wird, und kein Rat.«
»Ich sehe das anders, Rand al’Thor«, sagte Paitar. »Und die anderen sind da meiner Meinung.«
»Man sollte festhalten«, sagte Ethenielle, »dass ich nicht wegen dieser Prophezeiung nach Süden gekommen bin. Mein Ziel bestand in dem Versuch, der Welt etwas Vernunft zu bringen. Und dann …« Sie schnitt eine Grimasse.
»Was?«, fragte Cadsuane und probierte endlich ihren Tee. Er schmeckte gut, wie er es in letzter Zeit gewöhnlich in al’Thors Nähe tat.
»Die Stürme«, sagte Tenobia. »Der Schnee hielt uns auf. Und dann erwies es sich als viel schwieriger, Euch zu finden, als wir erwartet hatten. Diese Wegetore. Könnt Ihr sie unseren Aes Sedai beibringen?«
»Im Gegenzug für ein Versprechen lasse ich Eure Aes Sedai unterrichten«, sagte Rand. »Ihr werdet mir einen Eid schwören. Ich brauche euch.«
»Wir sind Herrscher«, fauchte Tenobia. »Ich werde mich Euch nicht so schnell beugen, wie das mein Onkel tat. Übrigens werden wir uns darüber noch unterhalten müssen.«
»Unser Eid gehört den Ländern, die wir beschützen«, sagte Easar.
»Wie Ihr wollt«, sagte Rand und stand auf. »Einst stellte ich Euch allen ein Ultimatum. Ich habe das schlecht
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