Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
desorientiert, als er die funkelnde Länge entlang in den fernen grauen Himmel schaute. Reflektierte der Turm nicht eigentlich zu viel Licht?
Er erschauderte und wandte sich Thom zu. Dann nickte er.
Thom zögerte nur kurz, dann zog er ein Bronzemesser aus der Scheide an seinem Gürtel und trat vor, um die Spitze auf den Turm aufzusetzen. Grimmig beschrieb er mit der Klinge ein Dreieck, das etwa eine Handfläche breit war und dessen Spitze nach unten zeigte. Metall kratzte auf Metall, hinterließ aber keine Spuren. Abschließend zeichnete Thom eine Wellenlinie in die Mitte, wie man das am Anfang einer jeden Partie Schlangen und Füchse tat.
Keiner sagte ein Wort. Mat sah Thom an. »Hast du das auch richtig gemacht?«
»Ich glaube schon«, erwiderte Thom. »Aber woher sollen wir wissen, was ›richtig‹ ist? Das Spiel gibt es seit …«
Er verstummte, als ein Lichtstreifen auf der Turmwand erschien. Mat sprang zurück und hob den Speer. Die glühenden Linien bildeten ein Dreieck, das dem entsprach, welches Thom gezeichnet hatte, dann verschwand der Stahl in der Mitte des Dreiecks – so schnell wie der Flügelschlag einer Motte.
Noal betrachtete das handflächengroße Loch. »Das ist etwas klein, um hindurchzukriechen.« Er trat heran und schaute hinein. »Auf der anderen Seite ist nur Dunkelheit zu sehen.«
Thom schaute auf sein Messer. »Ich vermute, das Dreieck ist in Wirklichkeit ein Eingang. Darum zeichnet man es, wenn man das Spiel beginnt. Soll ich ein Größeres aufmalen?«
»Ja, klar«, sagte Mat. »Es sei denn, der Gholam hat dir beigebracht, wie man sich durch faustgroße Löcher quetschen kann.«
»Kein Grund, so verbiestert zu sein«, meinte Thom und zeichnete ein weiteres Dreieck um das Erste, dieses Mal aber groß genug, um hindurchgehen zu können. Er schloss mit der Wellenlinie.
Mat zählte. Es dauerte sieben Herzschläge, bis die weißen Linien erschienen. Zwischen ihnen löste sich der Stahl auf und gab den Weg in einen dreieckigen Korridor frei, der in den Turm führte. Das Innere schien aus solidem Stahl zu bestehen.
»Soll mich doch das Licht verbrennen«, flüsterte Noal. Der Korridor verschwand in der Dunkelheit; das Sonnenlicht schien zu zögern, in die Öffnung zu dringen, obwohl das vermutlich nur eine Sinnestäuschung war.
»Und so beginnen wir ein Spiel, das man nicht gewinnen kann«, sagte Thom und schob das Messer zurück in die Scheide.
»Mut gibt Kraft«, flüsterte Noal, hob eine Laterne mit flackernder Flamme und trat einen Schritt vor. »Feuer blendet. Musik verwirrt. Eisen bindet.«
»Und Matrim Cauthon«, fügte Mat hinzu. »Der die Chancen verdammt noch mal verbessert.« Er trat durch den Eingang.
Licht blitzte auf, grell, weiß, blendend. Fluchend kniff er die Augen zusammen und senkte den Ashandarei in einer wie er hoffte drohenden Geste. Er blinzelte, und das Weiß verschwand. Er stand in der Mitte eines großen Raumes, genau hinter ihm gab es eine frei stehende dreieckige Öffnung, deren Spitze sich auf dem Boden befand. Sie war tiefschwarz, und ihr Rahmen bestand aus verdrehten Schnüren, die an einigen Stellen aus Metall und an anderen aus Holz zu bestehen schienen.
Der Raum war ebenfalls schwarz und wie ein verzogenes Quadrat geformt. Aus Löchern in allen vier Ecken strömte weißer Dampf empor; der Nebel glühte mit einem weißen Licht. Aus dem Raum führten vier Gänge, einer in jede Richtung.
Das Gemach war nicht genau quadratisch. Jede Seite wies eine leicht unterschiedliche Länge auf, was in den Ecken für seltsame Winkel sorgte. Und dieser Dampf! Er sonderte einen schwefeligen Gestank ab, der Mat durch den Mund atmen lassen wollte. Die onyxfarbenen Steine waren kein Stein, sondern ein spiegelndes Material, das an die Schuppen eines gewaltigen Fisches erinnerte. Der Dampf sammelte sich unter der Decke und glühte leicht.
Sollte man ihn doch zu Asche verbrennen! Das glich nicht einmal annähernd dem Ort, den er damals besucht hatte, der Ort mit den runden Durchgängen, aber er hatte auch keine Ähnlichkeit wie der zweite Ort mit den sternförmigen Räumen und Streifen aus gelbem Licht! Wo war er? Wo war er da nur reingeraten? Nervös drehte er sich um.
Thom stolperte blinzelnd und benommen durch das Tor. Mat ließ sein Bündel fallen und packte den Gaukler am Arm. Noal kam als Nächster. Der knochige Mann verlor nicht den Halt, war aber offensichtlich geblendet und hielt seine Laterne schützend vor sich.
Beide blinzelten, Noals Augen tränten,
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