Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
erklärte nicht, wann der sein würde.«
Sie kamen zu den Kriegszelten und stiegen ab. Aber genau in diesem Augenblick ertönten die Alarmhörner. Beide Männer fuhren herum, und Lan griff nach dem Schwert an seiner Hüfte.
»Lasst uns zu Lord Agelmar gehen«, rief Lan, als Befehle gebrüllt wurden und Ausrüstung klirrte. »Wenn ihr unter meinem Banner kämpft, akzeptiere ich die Rolle des Anführers mit Freuden.«
»Ohne zu zögern?«, wollte Easar wissen.
»Wer bin ich denn?«, erwiderte Lan, als er sich in den Sattel schwang. »Irgendein Schafhirte aus einem vergessenen Dorf? Ich werde meine Pflicht erfüllen. Wenn Männer so dumm sind, mich zu ihrem Anführer zu bestimmen, erinnere ich sie an die ihre.«
Easar nickte, dann salutierte er, während sich seine Mundwinkel zu einem neuen Lächeln verzogen. Lan erwiderte den Salut, dann galoppierte er auf Mandarb durch die Lagermitte. Die Männer an den Außenrändern entzündeten Signalfeuer. Asha’man hatten Wegetore zu einem der vielen sterbenden Wälder im Süden geöffnet, damit die Soldaten dort Holz holen konnten. Solange es nach Lans Willen ging, würden diese fünf Machtlenker niemals ihre Kraft dafür verschwenden, Trollocs zu töten. Sie waren viel zu nützlich für andere Dinge.
Narishma salutierte Lan, als er ihn passierte. Lan konnte nicht sicher sein, dass der Große Hauptmann absichtlich Asha’man aus den Grenzlanden ausgewählt hatte, aber es schien kein Zufall zu sein. Er hatte immerhin einen aus jeder Grenzlandnation – selbst einen, der Malkieri als Eltern gehabt hatte.
Wir kämpfen gemeinsam.
KAPITEL 8
Die schwelende Stadt
E layne Trakand ritt auf Mondschatten, ihrer dunkelbraunen Stute aus den königlichen Ställen, durch ein Wegetor, das sie selbst erschaffen hatte.
Diese Ställe befanden sich jetzt in den Händen der Trollocs, und Mondschattens Stallgefährten waren mittlerweile zweifellos in einem Kochtopf gelandet. Elayne versuchte, nicht daran zu denken, was – oder wer – sonst noch in diesem Topf geendet hatte. Sie setzte eine entschlossene Miene auf. Ihre Truppen durften ihre Königin nicht verzagt sehen.
Sie hatte einen ungefähr tausend Schritt nordwestlich von Caemlyn entfernten Hügel gewählt, weit außer Bogenschussweite, aber nahe genug, um die Stadt sehen zu können. Während der Wochen nach dem Thronfolgekrieg hatten mehrere Söldnergruppen auf diesem Hügel ihre Lager aufgeschlagen. Nun hatten sie sich entweder den Heeren des Lichts angeschlossen oder sich aufgelöst, um zu umherstreifenden Dieben zu werden.
Die Vorhut hatte das Gebiet bereits gesichert, und Hauptmann Guybon salutierte, als Angehörige der Königlichen Leibwache – sie bestand nun aus Männern und Frauen – Elaynes Pferd umgaben. Unentwegt roch es nach Rauch, und Caemlyn wie den Drachenberg schwelen zu sehen warf eine Handvoll bitteres Pulver in den Kessel aufgewühlter Gefühle, die in ihr brodelten.
Die einst so stolze Stadt war tot, ein Scheiterhaufen, der hundert verschiedene Rauchsäulen zu den Sturmwolken am Himmel schickte. Der Qualm erinnerte sie an die Frühlingsfeuer, wenn die Bauern Felder abbrannten, um sie für die Neubepflanzung zu roden. Nicht einmal hundert Tage hatte ihre Herrschaft über Caemlyn gedauert, und nun war es schon verloren.
Wenn Drachen das einer Stadt antun können, dachte sie und betrachtete die Bresche, die Talmanes in die Stadtmauer geschossen hatte, dann muss sich die Welt verändern. Alles, was wir über die Kriegskunst wissen, wird sich verändern.
»Wie viele, was würdet Ihr sagen?«, fragte sie den Mann, der an ihrer Seite ritt. Talmanes hatte sich nur einen Tag von der Tortur erholen können, die ihn eigentlich das Leben hätte kosten müssen. Er wäre besser in Merrilor geblieben; mit Sicherheit würde er in absehbarer Zukunft nicht an der Front kämpfen.
»Es ist unmöglich, sie zu zählen, so verborgen sind sie in der Stadt, Euer Majestät«, sagte er mit einer respektvollen Verneigung. »Zehntausende, aber vermutlich keine Hunderttausende.«
Ihre Gegenwart machte den Burschen nervös, und das zeigte er auf eine sehr cairhienische Weise – er sprach mit blumigem Respekt. Angeblich sollte er einer von Mats vertrauenswürdigsten Offizieren sein; eigentlich wunderte sie sich, dass Mat ihn nicht mehr verdorben hatte. Er hatte nicht einmal geflucht. Schade.
In der Nähe öffneten sich weitere Wegetore auf dem vergilbten Gras, und ihre Streitkräfte traten hindurch, füllten Täler und Hügel.
Weitere Kostenlose Bücher