Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Planen, die man über zwischen Bäume gespannte Seile gelegt hatte. Die einzigen Reisemöbel, die sie mitgenommen hatten, waren Elaynes Pavillon und der Befehlspavillon. Eine Gruppe Kusinen hielt sich stets für Wegetore bereit, um sie und ihre Befehlshaber tiefer in den Wald hineinzuschaffen.
Der größte Teil ihrer Streitkräfte wartete so angespannt wie eine Bogensehne, in die man bereits einen Pfeil eingehakt hatte. Aber sie würde die Trollocs auf keinen Fall zu ihren Bedingungen angreifen. Den Berichten zufolge besetzten einige Fäuste noch immer die Stadtmauern, und ein direkter Angriff würde eine Katastrophe sein, wenn sie von oben den Tod herabregnen ließen.
Sie würde sie herauslocken. Und wenn dazu Geduld erforderlich war, dann sollte es eben so sein. »Ich habe mich entschieden«, sagte sie zu Birgitte. »Ich springe rasch durch ein Wegetor, um einen kurzen Blick auf das Trolloc-Heer zu werfen. Aus sicherer Entfernung. Ich könnte …«
Birgitte griff unter ihr Hemd und holte ihr Fuchskopf-Medaillon hervor, eine der drei mangelhaften Kopien, die Elayne hatte anfertigen können. Mat hatte das Original und eine Kopie, Mellar war mit der anderen Kopie entkommen.
»Wenn du das auch nur versuchst«, sagte Birgitte mit stur nach vorn gerichtetem Blick, »dann werfe ich dich über meine verdammte Schulter, so wie es ein Besoffener mit einer Schenkmaid an einem feuchtfröhlichen Tavernenabend machen würde, und schleppe dich zurück ins Lager. Das Licht steh mir bei, ich tue es, Elayne.«
Elayne runzelte die Stirn. »Warum habe ich dir noch mal eines dieser Medaillons gegeben?«
»Da bin ich mir nicht sicher«, erwiderte Birgitte. »Es zeigte erstaunliche Voraussicht und ein echtes Gespür für Selbsterhaltung. Sah dir so gar nicht ähnlich.«
»Das finde ich wirklich nicht fair, Birgitte.«
»Ich weiß! Es ist sogar außerordentlich unfair, dass ich es mit dir zu tun habe. Schon lange habe ich mich gefragt, ob du das irgendwann einmal einsiehst. Sind alle jungen Aes Sedai so leichtsinnig wie du, oder bekam ich bloß den Hauptgewinn dieses Wurfes?«
»Hör auf zu jammern«, murmelte Elayne und behielt ihr Lächeln aufrecht für jeden der im Vorbeigehen salutierenden Männer. »Langsam wünsche ich mir, ich hätte einen der in der Burg ausgebildeten Behüter genommen. Dann müsste ich mir wenigstens nicht immer wieder den gleichen Mist anhören.«
Birgitte lachte. »Ich glaube, du verstehst Behüter nicht einmal halb so gut, wie du glaubst.«
Elayne ließ das Thema fallen, als sie am Reisegelände vorbeikamen, wo Sumeko und andere Kusinen Boten vom Schlachtfeld hin und her transportierten. Bis jetzt hatte der mit ihnen abgeschlossene Vertrag gehalten.
In ihrer Tasche steckte Egwenes – und damit der Amyrlin – offizielle Antwort zu den Kusinen und wie Elayne mit ihnen verfahren war. Sie vermochte förmlich, die von diesen Zeilen ausgehende Hitze zu spüren, aber sie verbarg sich hinter sorgfältig formulierten Worten und der Übereinkunft, dass das jetzt nicht der Augenblick war, um sich wegen solcher Dinge den Kopf zu zerbrechen.
Elayne würde hier noch einige Überzeugungsarbeit leisten müssen. Irgendwann würde Egwene einsehen, warum es vernünftig war, die Kusinen in Andor unter ihrer Aufsicht arbeiten zu lassen. Ein Stück hinter dem Reisegelände fiel ihr Blick auf einen müde aussehenden Shienarer, der von einem der Männer von den Zwei Flüssen einen Wasserschlauch entgegennahm. Der Mann mit dem Haarknoten trug eine Augenklappe und sah bekannt aus.
»Uno?«, fragte Elayne ungläubig und zügelte Mondschatten.
Er zuckte zusammen und hätte beinahe Wasser über sich geschüttet. »Elayne?«, fragte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Ich hatte gehört, dass Ihr jetzt die verdammte … jetzt die Königin seid. Vermutlich war das wohl unausweichlich, seid Ihr doch die lichtverfluchte Tochter-Erbin. Entschuldigung. Die Tochter-Erbin. Nicht lichtverflucht.« Der Shienarer verzog das Gesicht.
»Ihr könnt so viel fluchen, wie Ihr wollt, Uno«, sagte Elayne trocken. »Nynaeve ist nicht in der Nähe. Was macht Ihr hier?«
»Die Amyrlin«, erwiderte er. »Sie wollte verdammt noch mal einen Boten, und ausgerechnet ich wurde ausgesucht. Euren Befehlshabern habe ich bereits Egwenes verfluchten Bericht übermittelt, was das auch immer nutzen soll. Wir haben unsere Kampfpositionen eingenommen und angefangen, uns in Kandor umzusehen, und es ist einfach nur ein lichtverfluchter
Weitere Kostenlose Bücher