Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
vertraute ihm nicht, ganz egal, was Tuon darüber gesagt hatte, dass seine Attentäter von vornherein keinen Erfolg haben sollten. Galgan sorgte sich, durch den Rückzug die Ebene von Almoth zu verlieren.
Nun, er sollte lieber zuhören. Mat hatte ohnehin keinen Grund, diesen Mann zu mögen, aber wenn er weiterhin alles so verzögerte …
»Höchsterlauchter?«, fragte die Dienerin.
Mat drehte sich um und hob eine Braue. Mehrere Da’covale waren mit dem Rest des Stoffes eingetreten, und unwillkürlich errötete er. Sie trugen kaum einen Faden am Leib, und das, was sie trugen, war durchsichtig. Aber er konnte hinsehen, oder nicht? Sie würden nicht solche Kleidung tragen, wenn ein Mann da nicht hinsehen sollte. Was würde Tuon denken?
Ich bin nicht ihr Besitz, dachte er entschlossen. Ich werde mich nicht wie ein alter Ehemann verhalten.
Die Dienerin mit den Sommersprossen – sie trug den halben Kopf rasiert, war also eine So’jhin – deutete auf jemanden, der hinter den Da’covale eingetreten war, eine Frau mittleren Alters mit einem Haarknoten, die ihren Kopf nicht rasiert hatte. Ihre Figur hatte Ähnlichkeit mit einer Glocke, und sie hatte etwas Großmütterliches an sich.
Sie musterte ihn. Endlich wollte ihn jemand ansehen! Hätte sie dabei bloß nicht den Ausdruck von jemandem gezeigt, der ein Pferd auf dem Markt begutachtete.
»Schwarz für seine neue Stellung«, sagte die Frau und klatschte einmal in die Hände. »Grün für seine Herkunft. Tiefes Waldgrün, aber dezent. Jemand soll mir verschiedene Augenklappen bringen, jemand anders verbrennt diesen Hut.«
»Was?«, rief Mat aus. Diener schwärmten um ihn herum und zerrten an seiner Kleidung. »Moment mal. Was soll das hier?«
»Euer neues Ornat, Höchsterlauchter«, erwiderte die Frau. »Ich bin Nata, und ich werde Eure persönliche Schneiderin sein.«
»Meinen Hut verbrennt Ihr nicht«, sagte Mat. »Versucht es, und dann sehen wir mal, ob Ihr aus dem vierten Stock fliegen könnt. Habt Ihr mich verstanden?«
Die Frau zögerte. »Ja, Höchsterlauchter. Verbrennt seine Kleidung nicht. Bringt sie sicher unter, falls sie gebraucht werden sollte.« Sie schien Zweifel zu haben, dass das je der Fall sein würde.
Mat öffnete den Mund, um sich weiter zu beschweren, aber da öffnete einer der Da’covale ein Kästchen. Darin funkelte Schmuck. Rubine, Juwelen, Feuertropfen. Mat stockte der Atem. Dort befand sich ein Vermögen !
Er war so verblüfft, dass er zuerst gar nicht merkte, wie ihn die Diener auszogen. Sie zogen an seinem Hemd, und er ließ sie gewähren. Obwohl er an seinem Halstuch festhielt, war er nicht schamhaft. Die Röte in seinen Wangen hatte nichts damit zu tun, dass man ihm die Hosen auszog. Er war einfach bloß über den Schmuck überrascht.
Dann griff einer der jungen Da’covale nach seinem Lendentuch.
»Ihr würdet ohne Finger irgendwie merkwürdig aussehen«, knurrte Mat.
Der Da’covale schaute auf – seine Augen weiteten sich und er wurde blass. Sofort senkte er den Blick wieder und wich sich verbeugend zurück. Mat war nicht schamhaft, aber bei der Unterwäsche zog er die Grenze.
Nata schnalzte mit der Zunge. Ihre Diener fingen an, Mat in feine Stoffe zu hüllen. Schwarz und dunkelgrün – so dunkel, dass es eigentlich schon schwarz war. »Wir sollen Euch Ausstattungen für die militärische Repräsentation, die Anwesenheit bei Hofe, bei privaten Veranstaltungen und Auftritten in der Öffentlichkeit schneidern. Es …«
»Nein«, widersprach er. »Nur das Militär.«
»Aber …«
»Wir befinden uns mitten in der verdammten Letzten Schlacht, Frau«, sagte er. »Sollten wir das überleben, könnt Ihr mir eine verfluchte Festtagsmütze schneidern. Bis dahin sind wir im Krieg und ich brauche nichts anderes.«
Sie nickte.
Zögernd stand er mit ausgestreckten Armen da und ließ sich in Stoffe hüllen und seine Maße nehmen. Wenn er schon Anreden wie »Höchsterlauchter« oder »Hoheit« ertragen musste, dann konnte er zumindest dafür sorgen, vernünftig angezogen zu sein.
Ehrlich gesagt war er die alte Kleidung leid geworden. Die seanchanische Schneiderin schien keinen großen Wert auf Spitze zu legen, was eine Schande war, aber er wollte ihr nicht in ihre Arbeit hineinreden. Schließlich konnte er sich nicht über jede Kleinigkeit beschweren. Keiner mochte einen Nörgler, er am allerwenigsten.
Während sie mit den Maßen beschäftigt waren, trat ein Diener mit einem kleinen, mit Samt ausgekleideten Kasten ein,
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