Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
der verschiedene Augenklappen enthielt. Mat zögerte und überlegte; einige davon waren mit Edelsteinen verziert, andere mit irgendwelchen Mustern.
»Die da«, sagte er und zeigte auf die schlichteste. Einfaches Schwarz mit nur zwei kleinen, dünn geschnittenen Rubinen gegenüber an beiden Seiten. Man passte sie ihm an, während die anderen Diener mit den Maßen fertig wurden.
Als das erledigt war, ließ ihn die Schneiderin von den Dienern einen Anzug anziehen, den sie mitgebracht hatte. Offensichtlich durfte er seine alten Sachen nicht mehr tragen, solange er auf die neuen wartete.
Es fing eigentlich ganz schlicht an. Ein fein gewebter Seidenmantel. Mat hätte Hosen bevorzugt, aber der Mantel war bequem. Allerdings kam ein größerer, steiferer Mantel darüber. Ebenfalls aus Seide, nur dunkelgrün, und jeder Zoll war mit einem Schnörkelmuster bestickt. Die Ärmel waren groß genug, um ein Pferd durchzuschieben, und sie fühlten sich schwer an.
»Ich hatte doch gesagt, ich will die Kleidung eines Kriegers!«
»Das ist die zeremonielle Kriegeruniform eines Angehörigen der Kaiserfamilie, Hoheit«, sagte Nata. »Viele werden Euch als Außenseiter betrachten, und auch wenn niemand Eure Loyalität infrage stellen würde, wäre es für unsere Soldaten gut, Euch zuerst als Prinz der Raben und erst dann als Ausländer zu sehen. Würdet Ihr mir da zustimmen?«
»Vermutlich«, sagte Mat.
Die Diener machten weiter, schnallten einen verzierten Gürtel um und platzierten in den weiten Ärmeln Unterarmreife mit dem gleichen Muster. Das ging schon in Ordnung, da der Gürtel die Kleidung an der Taille zusammenraffte und verhinderte, dass sie sich allzu voluminös anfühlte.
Leider war das nächste Stück auch das albernste. Ein steifes, helles Stück Stoff, das man ihm über die Schultern legte. Es schmiegte sich wie ein Waffenrock über Rücken und Brust, aber die Seiten blieben offen und breiteten sich über einen Fuß weit aus, was ihn übermenschlich breit erscheinen ließ. Es hatte Ähnlichkeit mit den Schulterteilen einer schweren Rüstung, nur dass es aus Stoff bestand.
»Moment mal«, sagte er. »Das ist doch wohl kein Streich, den ihr jemandem spielt, nur weil er neu ist, oder?«
»Ein Streich, Höchsterlauchter?«, fragte Nata.
»Ihr könnt doch nicht ernsthaft …« Mat verstummte, als jemand an seiner Tür vorbeiging. Der Mann trug ein Gewand, das seinem sehr ähnelte, wenn es auch nicht so verziert und die Schultern nicht ganz so breit waren. Es war keine Rüstung der Kaiserfamilie, aber die zeremonielle Kleidung eines Angehörigen des Blutes. Dennoch war sie beinahe genauso verschwenderisch.
Der Mann blieb stehen und verbeugte sich vor Mat, dann ging er weiter.
»Verdammt«, sagte Mat.
Nata klatschte in die Hände, und die Diener behängten Mat mit Edelsteinen. Sie nahmen hauptsächlich Rubine, was ihm Unbehagen bereitete. Das konnte doch nur ein Zufall sein, oder? Er wusste nicht, was er davon halten sollte, diese vielen Edelsteine zu tragen. Vielleicht konnte er sie ja verkaufen. Aber wenn er sie als Spieleinsatz auf den Tisch legte, gehörte ihm am Ende noch ganz Ebou Dar …
Die Stadt gehört Tuon doch schon, wurde ihm plötzlich klar. Und ich habe sie geheiratet. Langsam wurde ihm bewusst, dass er reich war. Richtig reich.
Er saß da und ließ sich die Fingernägel lackieren, während er darüber nachdachte, was das alles zu bedeuten hatte. Gut, er brauchte sich schon seit einiger Zeit keine Sorgen mehr über Geld zu machen, konnte er doch stets beim Spiel neues gewinnen. Aber das hier war anders. Wenn er bereits alles hatte, warum dann noch darum spielen? Das klang nicht nach viel Spaß. Niemand sollte einem so viel ungefragt geben. Stattdessen sollte man eine Möglichkeit finden, es aus eigener Kraft zu erringen, durch Geistesgegenwart, Glück oder Geschick.
»Soll man mich doch verbrennen«, murmelte er und senkte die Arme, als man mit dem Lackieren fertig war. »Ich bin ein verdammter Adliger.« Er seufzte, riss einer überraschten Dienerin, die gerade mit seiner alten Kleidung vorbeiging, den Hut aus der Hand und setzte ihn auf.
»Höchsterlauchter«, sagte Nata. »Bitte vergebt meine offenen Worte, aber es ist meine Pflicht, Euch zu beraten. Dieser Hut sieht bei dieser Uniform ganz besonders … unpassend aus.«
»Wen kümmert’s«, erwiderte Mat und marschierte aus dem Raum. Fast musste er sich seitlich aus der Tür schieben! »Wenn ich schon albern aussehe, dann kann ich das auch
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